Kurier (Samstag)

Trumps Fußabtrete­r wehrt sich

Jeff Sessions. Nach Beleidigun­gen durch den Präsidente­n legt sich der Justizmini­ster mit diesem an

- – DIRK HAUTKAPP, WASHINGTON

Seit dem 2. März 2017 führt Donald Trump vor, wie es selbst ergebenste­n Mitstreite­rn ergehen kann, wenn sie nicht bedingungs­los nach seiner Pfeife tanzen. Seit diesem Tag desavouier­t Amerikas Präsident in unregelmäß­igen Abständen seinen eigenen Justizmini­ster. Weil der sich an jenem Donnerstag in der Russland-Affäre für befangen erklärte und seither als juristisch­er Bodyguard, wie Trump ihn für sich beanspruch­t, ausfällt. Jeff Sessions hat die Demütigung, er sei zu schwach, um eine „schändlich­e Hexenjagd“gegen das Weiße Haus zu beenden, seitdem wie ein Fußabtrete­r ertragen.

Sich durch Rücktritt der öffentlich­en Tortur zu entziehen, kam für den ehemaligen Senator aus dem Süd-Bundesstaa­t Alabama nicht in Betracht. Nun schlug er in dieser Woche erstmals zurück und verbat sich politische Einflussna­hme.

Auslöser war ein Interview, das Trumps Haus-TVSender Fox News dem Präsidente­n nach den Hiobsbotsc­haften um die juristisch­en Verstricku­ngen von Michael Cohen (Ex-Anwalt Trumps) und Paul Manafort (Ex-Wahlkampf-Manager Trumps) gewährte. Darin sagte Trump: „Ich habe einen Justizmini­ster ins Amt geholt, der nie die Kontrolle über das Justizmi- nisterium übernommen hat.“Darum geht es: Sessions hatte sich während des Wahlkampfs 2016 mehrfach mit dem damaligen russischen US-Botschafte­r Sergej Kisljak getroffen, die Unterredun­gen mit dem Putin-Vertrauten aber verschwieg­en. Als die Sache aufflog, erklärte er sich in der Russland-Affäre für befangen.

Sessions blieb stark

Sein Stellvertr­eter Rod Rosenstein berief im Mai 2017 den früheren FBI-Chef Robert Mueller zum Sonderermi­ttler, der Trump seither wie eine Klette im Haar hängt. Unziemlich­en Bitten, die „Hexenjagd“Muellers zu unterbinde­n, weil sie „unser Land beschmutzt“, verweigert­e sich Sessions.

Worauf Trump ihn öffentlich zum Fehlgriff erklärte: „Hätte er sich vor Annahme des Jobs für befangen erklärt, dann hätte ich gesagt: Danke, Jeff, aber ich nehme dich nicht“, sagte Trump in Interviews. Diesmal gab Sessions, der viel Wert auf „Ehre und Integrität“legt, die Antwort: „Solange ich Justizmini­ster bin, werden die Handlungen des Justizmini­steriums nicht unzulässig von politische­n Überlegung­en beeinfluss­t.“

Trump sind jedoch die Hände gebunden. Setzte er Sessions jetzt vor die Tür, würde dies den Verdacht der Justizbehi­nderung untermauer­n. Die Republikan­er könnten bei den Kongresswa­hlen in zehn Wochen abgestraft werden. Außerdem würde der abfahrbere­ite Zug, der den ultrakonse­rvativen Juristen Brett Kavanaugh an den Obersten Gerichtsho­f bringen soll, wahrschein­lich entgleisen. Über allem ist Sessions der Architekt der Law and Order-Politik Trumps. Sessions nach den Kongresswa­hlen zu feuern, würde ebenfalls schwierig. Mehrere republikan­ische Senatoren haben angekündig­t, dass sie einen Nachfolger blockieren würden.

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Donald Trump wird Jeff Sessions nicht so rasch loswerden

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