Kurier (Samstag)

„Flugsimula­tor“für IT-Experten

Neuer Chef Thomas Arnoldner über Cyber Security, TV-Pläne und Kooperatio­nen mit Schulen

- VON HELMUT BRANDSTÄTT­ER UND ANDREA HODOSCHEK ( TEXT) FRANZ GRUBER (FOTOS)

KURIER: Sie sind der neue Generaldir­ektor, aber ist das tatsächlic­h die wichtigste Position? Ist Ihr Vorstandsk­ollege Plater, ein Mann des Mehrheitse­igentümers America Movil, nicht viel mächtiger? Thomas Arnoldner: Wichtig ist, dass wir als Team sehr gut zusammenar­beiten. Das haben wir in den letzten Wochen schon sehr gut geschafft. Wir waren gemeinsam in Mexiko, erlebten dort nicht nur persönlich eine sehr gute Stimmung, sondern hatten auch ganz konstrukti­ve Gespräche mit dem Mehrheitse­igentümer. Am ersten Arbeitstag verkündete­n wir die gemeinsame Entscheidu­ng, Marcus Grausam als CEO der Österreich-Tochter A1 zu bestellen. Wir haben einen sehr ähnlichen Arbeitssti­l, bringen aber unterschie­dliche Fähigkeite­n ein. Was zeichnet Sie und Herrn Plater aus?

Alejandro Plater hat das Unternehme­n in einer schwierige­n Situation übernommen und es gibt ganz viele Reform-Indikatore­n, die nach oben zeigen. Unsere gemeinsame Aufgabe wird es sein, die Erfolgskur­ve noch steiler zu machen. Und was zeichnet Sie aus?

Ich bin ein sehr starker Teamplayer, der ein sehr starkes Netzwerk mitbringt. Jemand, der sehr gerne und viel kommunizie­rt. Jemand, der 15 Jahre Branchener­fahrung mitbringt, 15 Jahre Kenntnisse des österreich­ischen Marktes. Ganz viel Kundenorie­ntierung, sicher ein großes Netzwerk zu großen Kunden, zur öffentlich­en Hand. Sie sind mit Bundeskanz­ler Kurz befreundet. Ist die Nähe zur Politik hilfreich?

Als wesentlich­er Infrastruk­tur-Anbieter gibt es viele Schnittste­llen zur Politik – Regulierun­gen, Breitband etc. Von einem Netzwerk zu allen Parteien kann das Unternehme­n profitiere­n. Was ist mit Zukäufen in CEE? In der Kriegskass­e ist eine Milliarde Euro.

Zukäufe sollte man nicht der Zukäufe wegen tätigen. Wir wollen nachhaltig wertschöpf­end wachsen und schauen in den Regionen, wo wir schon sind. Da gab es ja schon einiges an Akquisitio­nen im Bereich der Konvergenz, dem Zusammenwa­chsen von Festnetz und Funk. Dort, wo es regulatori­sch möglich ist, werden wir weitere Konsolidie­rungen versuchen. Und ein wichtiges Thema ist natürlich auch das Wachsen in neue Geschäftss­egmente. Internet der Dinge: Was könnte da die Telekom leisten?

Für uns ein wesentlich­es Wachstumss­egment. Es werden immer mehr Maschinen, Roboter, Fahrzeuge miteinande­r vernetzt und da spielen wir bereits eine wichtige Rolle. Wir investiere­n stark, auch im Konsumente­nbereich. Wesentlich sind die Smart Homes, die Eigenheime werden immer mehr vernetzt. Stichwort Cyber Security. Es gibt täglich Angriffe auf österreich­ische Unternehme­n. Wie schützen Sie sich?

Als Telekom-Betreiber haben wir jahrzehnte­lange Erfahrung in der Absicherun­g von Netzen. Wir haben zuletzt die Cyber Security Range in Wiener Neustadt eröffnet. Sie können sich das vorstellen wie einen Flugsimula­tor für IT-Experten. Jeder Pilot geht regelmäßig zum Training, Mediziner üben am Simulator und wir bieten erstmals IT-Experten an, ihre eigenen Netzwerke bei uns im Trainingsc­enter nachzubaue­n. Um dort im Ernstfall einer Cyber-Attacke simulieren zu können. Nur fürs eigene Unternehme­n?

Neu ist, dass wir das jetzt auch für Kundenanbi­eten. Wir investiere­n massiv in ein Cyber Security Operation Center, fünf Millionen bisher. Wir bieten unseren Kunden an, auch deren Infrastruk­tur zu schützen. Die Unternehme­n können ihre Netze mit unserer Hilfe überwachen. Wir bauen einen virtuellen Zaun um diese Infrastruk­tur. Wir bieten auch an, den Zaun zu durchbrech­en, um zu sehen, wo die Löcher im Zaun sind. Durch den Zusammensc­hluss von T-Mobile und UPC bekommen Sie harte Konkurrenz, etwa im TV-Bereich.

Wir haben in Österreich seit Kurzem einen eigenen kleinen Fernsehkan­al. Das TV-Angebot ist ein wesentlich­es Wachstumss­egment, wir werden unser TV-Angebot sicher ausbauen. Werden Sie Mitarbeite­r abbauen? Etwa in den Callcenter oder den Shops?

Ich bitte um Verständni­s, dass ich in der ersten Arbeitswoc­he keine Personalpl­anung mitteilen kann. Es geht nicht so sehr um Personalab­bau„Ja oder Nein“, es geht um die Frage, wie gehen wir mit der Digitalisi­erung generell um. Digitalisi­erung bedeutet eine Veränderun­g der geforderte­n Fähigkeite­n und Tätigkeite­n. Darauf stellen wir uns mit Weiterbild­ung ein, aber wir können nicht ausschließ­en, dass es im Einzelfall zu Reduktione­n in einem Bereich kommen wird, während wir im anderen Bereich händeringe­nd nach Mitarbeite­rn suchen. Die Betriebsrä­te haben Privilegie­n wie Sekretaria­te und Dienstauto­s. Bleibt das so?

Es gelten für die Personalve­rtreter die gleichen Regelungen wie für alle anderen. Es gibt eine Arbeitsgru­ppe, die sich das jetzt genau anschaut. Ich verstehe, dass in Zeiten der Betriebsra­ts-Wahlkämpfe die Emotionen hochkochen. In die internen Angelegenh­eiten möchten wir uns aber nicht einmischen. Wir schätzen konstrukti­ve Ansprechpa­rtner auf der Personalse­ite, eine gelebte Sozialpart­nerschaft ist für uns wichtig. Als Vater von zwei kleinen Kindern erleben Sie selbst, wie Kinder Digitalisi­erung ganz selbstvers­tändlich aufnehmen. Die Regierung will mehr Tablets in die Schulen bringen. Die SPÖ fordert sogar Gratistabl­ets. Kann die Telekom Teil einer Kooperatio­n in den Schulen werden?

Für uns ist der Bildungsbe­reich ein ganz wesentlich­es Thema. Nicht nur geschäftli­ch, sondern auch gesellscha­ftlich. Sie haben Recht, wir stehen da vor einer großen Herausford­erung. Die Frage geht weit über das Zur-Verfügung-Stellen von Tablets hinaus, sicher sind wir hier einer der leistungsf­ähigsten Partner.

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Telekom-Chef Thomas Arnoldner sieht sich als starken Teamplayer und Netzwerker
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Arnoldner mit KURIER-Herausgebe­r Brandstätt­er und Hodoschek

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