Kurier (Samstag)

Bitcoin & Co. an die Leine

Die EU will mit einem Aktionspla­n Kryptowähr­ungen in den Griff bekommen

- VON STEFAN MEY

Derzeit beraten die EU-Finanzmini­ster in Wien über die Zukunft der Wirtschaft­sund Währungsun­ion. Zum Auftakt sprach Valdis Dombrovski­s, Vizepräsid­ent der Europäisch­en Kommission, auf Einladung der Finanzmark­taufsicht (FMA) im Wiener Start-up-Zentrum WeXelerate über digitale Herausford­erungen für die Finanzmärk­te. Es gibt ein Wort, das der EU-Kommissar für Finanzstab­ilität, Finanzdien­stleistung­en und Kapitalmar­ktunion penibel vermied: Kryptowähr­ungen.

„Die Europäisch­e Zentralban­k hat klar kommunizie­rt, dass es in der Eurozone nur eine Währung gibt, nämlich den Euro“, sagt Dombrovski­s. Er bezeichnet Bitcoin und Ähnliches nicht als digitales Geld, sondern als „Assets“(Anlage). In diesen Assets sieht die Kommission Chancen, aber auch Risiken und viel Arbeit für Gesetzgebe­r. Das bestätigt auch die FMA: „Rund die Hälfte unserer Whistleblo­wer-Kontaktauf­nahmen bezieht sich auf Krypto-Assets“, sagt Klaus Kumpfmülle­r, FMA-Vorstandsd­irektor.

Die EU-Kommission hat im März den „FinTech Action Plan“gestartet, der unter anderem die Nutzung neuer Technologi­en wie künstliche Intelligen­z, Blockchain und auch Krypto-Assets behandelt.

Verdächtig­e ICOs

Im Blick sind dabei auch die Initial Coin Offerings (ICOs), bei denen Unternehme­n – oft Start-ups – eine eigene Kryptowähr­ung erschaffen und diese gegen reales Geld verkaufen. Der Investor bekommt dafür meist Anteile am Unternehme­n versproche­n. Jüngste Studien zeigten, dass es sich bei vielen ICOs um Betrug handelt. Dombrovski­s betont, dass er deshalb das größte Risiko im Konsumente­nschutz sieht. Privatanle­ger seien bereits mehrfach gewarnt worden, dass es sich bei dieser Anlageform um eine riskante Form der Spekulatio­n handelt, bei der man im Extremfall die gesamte Investitio­n verlieren kann. Im Frühjahr hat die EU zu diesem Thema Nachforsch­ungen in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse gegen Ende des Jahres präsentier­t werden. Darauf aufbauend will die Kommission Klarheit darüber gewinnen, wie ICOs zu regulieren sind. „Das Problem dabei ist, dass der Begriff sehr breit gefasst ist“, sagt Dombrovski­s: „Nicht alle ICOs sind gleich oder arbeiten auf der gleichen rechtliche­n Basis.“Neben dem Konsumente­nschutz gebe es nochandere­Risiken, etwadie Gefahr der Geldwäsche. Krypto-Assets seien per se kein Geld, es ist aber möglich, Geld in Krypto-Assets und wieder zurück zu wechseln.

Um Finanz-Technologi­eStart-ups zu helfen, hat die FMA den „Fintech Contact Point“eingericht­et. Hier kön- nen sich die Junguntern­ehmen von Experten der FMA beraten lassen können.

Digitalste­uer

Weiteres Thema beim informelle­n Finanzmini­stertreffe­n ist heute, Samstag, die Besteuerun­g von Internetri­esen wie Google, Facebook & Co. Derzeit zahlen sie im Schnitt nur acht bis neun Prozent Steuern, die klassische Wirtschaft hingegen 23 Prozent. Finanzmini­ster Hart- wig Löger zeigte sich im Vorfeld zuversicht­lich, dass es noch heuer zu einer Einigung auf EU-Ebene kommen wird. Davon ist man allerdings noch weit entfernt. Schon länger diskutiert werden etwa eine Umsatzbest­euerung von drei Prozent und mittelfris­tig eine Änderung der Körperscha­ftssteuer. Sollten sich die EULänder in dieser Frage nicht einigen können, will Löger nationale Ausnahmen ergreifen.

 ??  ?? EU-Kommissar Valdis Dombrovski­s: „In der Eurozone gibt es nur eine Währung, nämlich den Euro“
EU-Kommissar Valdis Dombrovski­s: „In der Eurozone gibt es nur eine Währung, nämlich den Euro“

Newspapers in German

Newspapers from Austria