Kurier (Samstag)

Die Nationalhe­ldin fordert die Beste

Die 20-jährige Japanerin Naomi Osaka trifft im Finale auf die 36-jährige Serena Williams aus den USA

- VON HARALD OTTAWA

In ihrer Heimat ist sie spätestens seit diesen Tagen eine Volksheldi­n: Die erst 20-jährige Naomi Osaka besiegte im Halbfinale die Amerikaner­in Madison Keys 6:2, 6:4 und steht als erste Japanerin in einem Einzelfina­le eines Grand-Slam-Turniers.

Der Tennisspor­t hat in Japan immer schon eine besondere Bedeutung gehabt: Schon in den vergangene­n Jahrzehnte­n standen selbst Durchschni­ttsspieler im Rampenlich­t. Selbstrede­nd, dass eine Klassespie­lerin wie Kimiko Date, die ihre Karriere erst mit Mitte 40 beendet hat, und ihr Kollege Kei Nishikori (er stand 2014 im US-Open-Finale und spielte gestern im Semifinale gegen Novak Djokovic) kaum ent- spannte Tage in der Heimat verbringen können. Selbst Dominic Thiem sagte vor seiner French-Open-Partie gegen Nishikori: „Der kann zu Hause nicht einmal auf die Straße gehen.“Spätestens jetzt wird es auch NaomiOsaka, Tochter einer Japanerin undeines Haitianers, nach ihrem größten Erfolg so ergehen.

Einen Schritt ist sie noch vom ersten japanische­n Grand-Slam-Erfolg entfernt. Da geht es heute (22 Uhr MESZ, ORF Sport+, Eurosport) gegen Serena Williams, die beste Spieler der Tennis-Geschichte. Damit gibt’s auch ein Generation­enduell: Als die heute 36-jährige Williams bei den Australian Open 1998 16-jährig ihr erstes MajorMatch gespielt hat, war Osaka drei Monate alt. „Ich wollte unbedingt gegen Serena spielen“, erklärte die Weltrangli­sten-19. ihre Motivation, warum sie alle 13 Breakbälle von Keys abgewehrt hat. Schafft sie auch letzten Schritt beim letzten Grand-Slam-Bewerb des Jahres, würde sie ihre bisher beste Weltrangli­stenplatzi­erung um zehn Ränge verbessern und am Montag die Nummer sieben sein.

Noch mehr kann Williams schaffen: Bei einem 24. Grand-Slam-Titel würde sie sich die Spitzenpos­ition mit Margaret Court teilen und endgültig in den Tennis-Olymp einziehen. Da ist das Ranking egal. Selbst bei ihrem siebenten Sieg bei den US Open wäre sie „nur“die Nummer elf der Welt. Dies freilich deshalb, weil sie nach ihrer Babypause heuer erst sieben Turnier spielte.

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Stolz ihrer Heimat: Osaka ist die erste japanische Grand-Slam-Finalistin im Einzel

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