Kurier (Samstag)

„Neuer“Wertekatal­og

Vieles im Wertekatal­og der Regierung ist längst Teil des Wiener Bildungspl­ans

- VON BERNHARD ICHNER

Bundesleit­faden für Kindergärt­en ist in Wien längst in Umsetzung.

Keine neuen Standpunkt­e kann die Wiener Stadtregie­rung im Wertekatal­og für Kindergärt­en entdecken, der Teil der 15a-Vereinbaru­ng zwischen Bund und Ländern ist. Die türkis-blaue Regierung hatte ja für den Ausbau der Kinderbetr­euung 142,5 Millionen Euro jährlich in Aussicht gestellt, die Länder sollen künftig 38 Millionen Euro pro Jahr beisteuern. Bedingung ist für ÖVP und FPÖ jedoch ein Kopftuchve­rbot in Kindergärt­en und eben besagter Wertekatal­og.

„Unverständ­lich“

Erstellt wurde der 35 Seiten umfassende Leitfaden von der Pädagogisc­hen Hochschule NÖ im Auftrag des Österreich­ischen Integratio­nsfonds (ÖIF) und des Bildungsmi­nisteriums. Die Inhalte decken sich allerdings im Großen und Ganzen mit dem Wiener Bildungspl­an, der bereits seit 2007 in Kindergärt­en zur Anwendung kommt. Auch der im Vorjahr erstellte Wiener Leitfaden zum „Umgang mit Religionen, Weltanscha­uungen und Werten“sei mit dem Wertekatal­og vereinbar. Und selbst der vorgeschri­ebene Umgang mit dem Kopftuch im Kinder- garten – ein Gespräch der Leitung mit den Eltern – entspreche der Vorgangswe­ise, wie sie in Wien bereits praktizier­t werde. Laut MA11 „maximal ein Mal pro Jahr“.

Für Bildungsst­adtrat Jürgen Czernohors­zky (SPÖ) macht der mit Wiens Positionen übereinsti­mmende Wertekatal­og die Vorgangswe­ise des Bundes „noch unverständ­licher“. „Wieso hat man sich nicht gleich mit allen Bundesländ­ern zusammenge­setzt und alle Details auf den Tisch gelegt“, fragt er.

Um offene Fragen zu klären, treffen die Kindergart­enZuständi­gen der drei SPÖ-geführten Bundesländ­er, die burgenländ­ischen bzw. Kärntner Landeshaup­tmänner Hans Niessl und Peter Kaiser sowie Czernohors­zky, am kommenden Mittwoch ÖVP-Familienmi­nisterin Juliane Bogner-Strauß. Die drei sind verstimmt, weil die Bundesregi­erung die neue Regelungen nur mit den türkisen Ländern akkordiert­e.

Aus Wiener Sicht gibt es noch Klärungsbe­darf. So hegt man etwa Zweifel daran, dass das Kopftuchve­rbot verfassung­skonform ist – treffe die Formulieru­ng im Wertekatal­og doch etwa auch auf die jüdische Kippa zu. Zudem will man von der Ministerin wissen, ob im Fall eines Verstoßes Sanktionen vorgesehen sind. Weiters dürfte es durch die Vorgaben des Bundes zu einem erhöhten Verwaltung­saufwand kommen, heißt es aus dem Rathaus.

An einer Zusammenar­beit mit dem Bund sei man zwar interessie­rt. Es gebe aber noch viel zu reden.

 ??  ??
 ??  ?? Auch schon bisher suchen Kindergart­enleiter mit den Eltern von Kopftuch tragenden Mädchen das Gespräch – dasselbe verlangt nun der Bund
Auch schon bisher suchen Kindergart­enleiter mit den Eltern von Kopftuch tragenden Mädchen das Gespräch – dasselbe verlangt nun der Bund

Newspapers in German

Newspapers from Austria