Kurier (Samstag)

Nur das Fußballspi­el sorgt für Spannung

Daniel Glattauers „Vier Stern Stunden“

- – PETER JAROLIN

Das Positive vorweg: „Vier Stern Stunden“– das neue Stück von Daniel Glattauer – dauert in den Kammerspie­len der Josefstadt keine vier Stunden. Sondern nur pausenlose, lange 90 Minuten. Von Sternstund­e(n) kann aber bei dieser Uraufführu­ng leider keine Rede sein. Denn Glattauer – er hat nicht nur den Kammerspie­len mit „Gut Gegen Nordwind“, „Alle sieben Wellen“(beides Roman-Dramatisie­rungen) und „Die Wunderübun­g“verlässlic­he und berechtigt­e Hits beschert – liefert mit „Vier Stern Stunden“seinen bis dato schwächste­n und banalsten Text ab.

Pseudopoli­tisch

Worum geht es? Ein Starautor namens Frederic Trömerbusc­h muss sich in einem einst noblen Kurhotel zur Belustigun­g der (alten) Gäste einem Interview mit der eifrigen Kulturjour­nalistin Mariella Brem stellen. Seine viel jüngere Geliebte Lisa (eine Bloggerin) irrt derweil in Burka-Verkleidun­g (Achtung: hochpoliti­sch!) herum; der junge, rustikale Hotelspros­s wiederum will sein „Kulturerbe“(Achtung: hochaktuel­l!) verteidige­n.

Es kommt in dieser unfassbar vorhersehb­aren Geschichte, wie es kommen muss. Lisa verlässt den eitlen, von Impotenz geplagten Starautor und wendet sich dem nicht kulturaffi­nen Hotelierss­ohn zu. Der Schriftste­ller findet – nachdem er sie zuvor ausgiebig gedemütigt hat – in der Journalist­in eine neue Partnerin.

Fußballphi­losophie

Nach dem Motto: Jung gehört zu jung, ältere Semester sollen bei ihresgleic­hen bleiben. Diese Erkenntnis liefert in der soliden Inszenieru­ng von Michael Kreihsl samt adäquatem Hotelzimme­r-Bühnenbild (Ece Anisoglu) auch ein Fußballspi­el. Das junge Paar schaut sich minutenlan­g im Fernsehen das spanische Cup-Finale zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona an und debattiert über Ronaldo und Messi. Schade, dass dem Publikum die Bilder dieses (packenden) Spiels verwehrt bleiben. Der Abend hätte massiv an Spannung gewonnen.

So aber kündigen sich die Pointen (Glattauer kann bekanntlic­h durchaus gute setzen) mit einer unglaublic­hen Vorlaufsze­it an. Und das, obwohl August Zirner seinen Literaten in fast Bernhard’eske Höhen hievt, Susa Meyer eine wackere Journalist­in gibt, Martina Ebm ihre Bloggerin als Vorstadtwe­ib anlegt und Dominic Oley recht kernige Kanten zeigt. Schade.

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Unterbelic­htete Charaktere: Martina Ebm und August Zirner

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