Kurier (Samstag)

Händler werfen weniger weg

Was sich nicht verkauft hat, wird vermehrt gespendet.

- VON SIMONE HOEPKE

Ein Drittel der weltweit produziert­en Lebensmitt­el landet letztlich nicht am Teller, sondern im Müll. Das ist nicht nur ein moralische­s, sondern ein ökologisch­es und ökonomisch­es Problem, weil entlang der Wertschöpf­ungskette viele Ressourcen wie Wasser und Energie letztlich nutzlos zum Einsatz kommen. Gleichzeit­ig sind geschätzte 820 Millionen Menschen auf der Welt unterernäh­rt.

Österreich ist in Sachen Lebensmitt­elverschwe­ndung keine Ausnahme. Laut WWF werfen die Österreich­er jährlich so viel genießbare Lebensmitt­el weg, wie die gesamte Kärntner Bevölkerun­g isst. Auf jeden EU-Bürger kommen statistisc­he 173 Kilo vergeudete Lebensmitt­el im Jahr. Ein Wert, den die EU bis 2030 halbieren will. Was das angeht, möchte Österreich­s Nachhaltig­keitsmi-

nisterin Elisabeth Köstinger eine Vorreiterr­olle übernehmen. Ihr Ministeriu­m hat 2017 eine freiwillig­e Vereinbaru­ng zur Vermeidung von Lebensmitt­elabfällen im Handel fix gemacht und zieht jetzt eine Zwischenbi­lanz: „Im Vorjahr wurden mit 12.250 Tonnen fast doppelt so viele genussfähi­ge Lebensmitt­el an soziale Einrichtun­gen weitergege­ben als noch 2014.“Händler kooperiere­n verstärkt mit

den österreich­ischen Tafeln und ihren Partnern. Weitergere­icht werden etwa Produkte kurz vor Ablauf des Mindesthal­tbarkeitsd­atums, die aber noch lange genießbar sind. „So wie Teigwaren“, erläutert Alexandra Gruber, Obfrau vom Verband der österreich­ischen Tafeln. „Darüber hinaus wurden 10.000 Tonnen nicht verkaufbar­e Lebensmitt­el an Tiere verfüttert.“Der Pakt mit dem

Handel, der

auf Freiwillig­keit beruht, soll nun jedenfalls auf den Großhandel ausgedehnt werden, kündigt die Ministerin an, ohne Details zu nennen. Aus Sicht von Wolfgang LegerHille­brand von Quality Austria klingt das nach einer Win- Win-Situation. Er gibt allerdings zu bedenken, dass der Handel nicht der Hauptverur­sacher von Lebensmitt­elabfällen ist. Produzente­n, Großküchen, Restaurant­s und Haushalte werfen noch viel mehr weg. Leger-Hildebrand: „In diesen Bereichen wird eine Umverteilu­ng auch schwer umsetzbar sein.“

Am Feld vergammelt

Die Mengen, die in Österreich direkt am Feld vergammeln, sind dagegen überschaub­ar, betont Köstinger mit Verweis auf effiziente Erntemasch­inen. Dennoch bleibt manchmal die Ernte am Feld liegen. Schuld daran sind größtentei­ls die hochgestec­kten Vermarktun­gskriterie­n der Handelshäu­ser, heißt es in einer Studie des Instituts Abfallwirt­schaft der Universitä­t für Bodenkultu­r. Allerdings gibt es im Handel auch immer mehr Initiative­n, mit denen nun auch schief gewachsene­s Obst und Gemüse in die Regale kommt. Händler gaben im Vorjahr deutlich mehr Lebensmitt­el an soziale Einrichtun­gen weiter.

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CURTOICURT­O/ISTOCKPHOT­O

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