Klinische Forschung: Österreich hinkt nach
Pharmazeutische Industrie. Branchenvertreter Herzog: Forschungsstandort ist gut, hat aber Lücken
KURIER: Warum eigentlich haben Sie die Seite gewechselt? Sie waren bei der SVA, sind jetzt Pharmig-Generalsekretär. Alexander Herzog:
Es gibt für mich nicht die eine oder andere Seite, wir sind ein gemeinsames Gesundheitssystem. Pharmaprodukte sind sehr teuer, weil viel in Forschung investiert werden muss. Sind neue, teure Krebsmittel für jeden da?
Mit dem Attribut teures Medikament möchte ich aufräumen, es ist sehr wertvoll... Aber auch teuer...
Die Industrie muss Milliarden investieren, um die Zulassungsprozesse zu schaffen. Nur ein Bruchteil der Medikamente schafft es überhaupt in die Apotheke oder ins Krankenhaus. Was hält die Industrie von „Pay for performance“: Die Versicherung zahlt nur dann, wenn ein Medikament wirklich wirkt?
Das ist ein sehr sinnvolles Modell, wir sind grundsätzlich dafür. Die Frage ist nur: Was ist Performance? Daran scheiden sich noch die Geister. In England erhält man ab einem bestimmten Alter keine neue Hüfte mehr. Wird diese Diskussion auch zu uns kommen?
Nein. Österreich hat ein solidarisches Gesundheitssystem, darauf sind wir zurecht stolz. Das kostet aber viel Geld. Können wir uns das noch leisten?
Ja, weil die gesellschaftliche Entscheidung getroffen wurde, dass wir unabhängig vom Alter oder Einkommen die beste medizinische Versorgung zur Verfügung stellen. In welchen Bereichen ist Österreich gut, in welchen nicht?
Bei Blutplasma kommen zwei Drittel des globalen Aufkommens aus Österreich. Sehr gut sind wir in der Produktion von Generika, etwa im Novartis-Werk in Kundl. Besser werden sollten wir bei klinischer Forschung, die die Grundlage für hochinnovative Medikamente ist. Da wird bei uns nicht genug geforscht.