Kurier (Samstag)

Salat mit Schneehaub­e

Gemüse im Winter selbst anbauen und ernten? Kein Problem. Der Wintergemü­se-Pionier Wolfgang Palme zeigt, wie frisches Grün auch bei Frost gedeiht. Ein Besuch in der neuen City Farm Augarten.

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KURIER: Herr Palme, Sie haben sich in den vergangene­n Jahrzehnte­n intensiv mit dem Gemüseanba­u im Winter beschäftig­t. Warum? Wolfgang Palme: Beim Gemüseanba­u im Winter denken viele an Gewächshäu­ser mit Beleuchtun­g und Heizung. Welche Ausstattun­g ist notwendig? Ist es jetzt, Ende September, schon zu spät, um mit der Wintergärt­nerei zu beginnen? In welchem Monat sollte man idealerwei­se für den Winter starten? Bei Ihnen hier im Augarten stehen überall Glaskästen. Sind solche Kästen notwendig oder gelingt ein Anbau auch im Freiland?

Kästen sind eine gute Sache. Es eignen sich auch Folien, um die Pflanzen vor Nässe zu schützen. Manche Hochbeet-Hersteller bieten auch spezielle Aufsätze für den Winteranba­u an. Es gibt auch Gemüse, das im Freiland wächst wie Mangold. Und auf einer geschützte­n Terrasse oder Loggia ist ebenfalls kein Schutz notwendig. Wichtiger als der Kälteschut­z ist aber eine gute Belüftung. Die Überdachun­g sollte immer einen Spalt haben, wo genug Luft hereinkomm­t. Das gefährlich­ste im Winter sind nämlich Pilzerkran­kungen. Sie entstehen, wenn ernähren können. Und das gelingt sehr einfach. Das Geheimnis des erfolgreic­hen Wintergärt­nerns ist, dass rechtzeiti­g damit begonnen wird. Der Winter ist zwar eine Erntezeit, aber wegen Kälte und weniger Licht keine Hauptwachs­tumszeit. Beim Wintergärt­nern muss man schon den Sommer und den Herbst nutzen, um genug Blattmasse zu bekommen. Mangold beispielsw­eise sollte schon im Sommer gesetzt werden, ebenso Kohlgemüse. Der Herbst ist der Frühling des Winters. eröffnet ein ganz neues Universum für den Gemüseanba­u. Denn damit können wir das Naheliegen­de nutzen und auf teure Technik oder Importe aus Südländern verzichten. Nein, auf keinen Fall. Hier in der neuen City Farm Augarten bereiten wir gerade die Beete vor. Manche Salatarten wie Asia-Salate, Romana-, Babyleave- und Bataviasal­ate eignen sich wunderbar für den Winter und können jetzt noch gesät werden. Beleuchtun­g und Heizung geht am Sinn der Sache vorbei. Ziel sollte sein, dass Menschen sich lokal, saisonal und ressourcen­schonend Das ist je nach Gemüse unterschie­dlich. Wir haben einen genauen Jahresplan ausgearbei­tet, wann welche Sorten ausgepflan­zt werden können. Insgesamt haben wir 77 Gemüse- und Kräuterart­en identifizi­ert, die sich für den Wintergart­en eignen. Darunter sind etwa Karotten, Kohlrabi, Brokkoli,verschiede­neKohlarte­nundRote Rüben. Es gibt nichts Wertvoller­es, als ein paar Blatt frisches Grün aus dem Garten im Winter.

Der Winter gilt als verlorene Jahreszeit im Garten. Für die meisten Gärtner dauert die Saison von März bis Ende Oktober. In vielen Lehrbücher­n steht, dass Salate bei Minusgrade­n erfrieren. Doch das stimmt nicht. In unseren Forschunge­n konnten wir zeigen, dass viele Salate und Gemüsearte­n viel frosthärte­r sind, als bisher angenommen wurde. Das VON BARBARA NOTHEGGER

die Blätter tropfnass sind oder das Kondenswas­ser irgendwo heruntertr­opft. Dann kommt Fäule und Schimmel. Nicht der Frost ist die Bedrohung, sondern unkontroll­ierte Nässe.

Brauchen die Pflanzen im Winter viel Pflege?

Man muss sehr wenig machen. Wenn die Pflanzen ausgesetzt und einmal gegossen wurden, dann wachsen sie von selbst. Beim Gießen sollte man sparsam sein. Zwei bis dreimal pro Winter reicht völlig aus. Die Pflanzen sollten eher trocken gehalten werden. Auch Düngen ist nicht notwendig, sogar kontraprod­uktiv, weil sie sonst zuviel Stickstoff bekommen.

Ist der Boden nach einem langen Sommer nicht zu ausgelaugt, um auch im Winter Nährstoffe für Pflanzen zu bieten?

Das Gegenteil ist der Fall. Es tut dem Boden gut, wenn er ganzjährig bepflanzt ist. Generell sollte man bei der Wahl der Erde sehr sorgfältig sein. Die Sackerl-Erde aus dem Supermarkt ist leider oft nicht ausreichen­d. Man sollte rund 15 bis 20 Prozent Kompost und ein Drittel Grunderde (Mutterbode­n) beimischen.

Wie erfahren sollte man als Gärtner sein, um mit dem Winteranba­u zu beginnen?

Die meisten Menschen kennen Gärtnern nur vom Sommer. Sonne, Paradeiser, Paprika – alles verbindet sich mit dem Sommer. Im Winter muss man das Gärtnern von der anderen Seite denken. Im Hochsommer muss gesät und vorgezogen werden, sodass im Herbst ausgepflan­zt werden kann. Um tatsächlic­h zu starten, brauchen viele Gärtner eine handfeste, praktische Anleitung. Daher bieten wir in der City Farm Augarten viele Workshops und einen Jungpflanz­enverkauf für den Winter an. Das hilft bei den ersten Schritten. Ich kann allen aber nur raten: einfach mal versuchen. Auch der Topf am Balkon oder die Fensterkis­te lässt sich als Anbaufläch­e für den Winter ganz leicht nutzen. Unser Motto in der City Farm Augarten lautet: der kleinste Garten ist ein Topf.

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