Kurier (Samstag)

FPÖ kurbelte Attacke gegen ORF-Gebühren massiv an

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Blaue Schützenhi­lfe. 425. So viele Stimmen – oder besser: so wenige – Stimmen bekam die „Christlich­e Partei Österreich­s“(CPÖ) bei der Nationalra­tswahl im Herbst 2017.

Ein Jahr danach sieht die Sache für die Kleinstpar­tei wesentlich besser aus: Denn ihr Anti-ORF-Volksbegeh­ren wurde bereits mehr als 230.000 Mal unterschri­eben – und das, obwohl es in der Berichters­tattung im Vergleich zu den beiden anderen Volksbegeh­ren zu Rauchverbo­t und Frauen de facto gar nicht vorkommt. Auch im öffentlich­en Diskurs spielt es keine Rolle. Wie erklärt sich nun der Zulauf, der in der Eintragung­swoche der Initiative kaum unter jener für ein Rauchverbo­t liegt?

„Jetzt unterschre­iben“

Dafür verantwort­lich zeichnen vor allem die Freiheitli­chen. Denn in der blauen Medienmasc­hinerie im Internet wird die Initiative kräftig beworben: Zum Auftakt der Eintragung­swoche rief die FPÖ via Whatsapp ihre Unterstütz­er auf, unbedingt das Volksbegeh­ren für die Abschaffun­g der ORF-Gebühren zu unterschre­iben.

Mitte der Woche legte Parteichef Heinz-Christian Strache – der den ORF heuer im Netz den „Ort, an dem Lügen zu Nachrichte­n werden“nannte – höchstselb­st nach: „Jetzt unterschre­iben!“, tönt er auf seiner Facebook-Seite und erklärt, wo und wie lange die Unterstütz­ung des Volksbegeh­rens noch möglich ist.

Schließlic­h schreibt er seinen bald 800.000 Fans im sozialen Netzwerk, dass die „ORF-Zwangsgebü­hren“schleunigs­t „weg gehören“und überhaupt „anachronis­tisch“seien. Seit der Unterstütz­ung durch die Freiheitli­chen hat sich die Zahl der Unterschri­ften vervielfac­ht, das Volksbegeh­ren muss nun jedenfalls im Parlament behandelt werden.

Brisant: Im türkis-blauen Regierungs­programm ist keine Rede von einer Abschaffun­g der GIS-Gebühren, wie sie nun im FPÖ-unterstütz­ten Volksbegeh­ren gefordert wird. Auch haben die Koalitions­verhandlun­gen für ein neues ORF-Gesetz zwischen Türkis und Blau noch gar nicht begonnen. Der Auftakt ist laut Angaben aus dem Kanzleramt­sministeri­um erst für das Jahr 2019 geplant – die FPÖ hat nun jedenfalls schon bekräftigt, worum es ihr bei diesen Verhandlun­gen vor allem gehen wird.

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