„Wir müssen Eltern schon in Volksschule in die Pflicht nehmen“
Rudolf Taschner. Der ÖVP-Bildungssprecher lobt das Reformpaket des Bildungsministers, mahnt aber weitere Schritte für die Schulen ein
Rudolf Taschner, Autor und ÖVP-Abgeordneten zum Nationalrat, sprach mit KURIER-Chefredakteurin Martina Salomon über die anstehende Schulreform. KURIER: Zu viele Schulen erreichen die Bildungsziele nicht – da will der Bildungsminister jetzt mit neuer Notengebung und der Möglichkeit fürs Sitzenbleiben gegensteuern. Ist das für Sie der richtige Weg? Rudolf Taschner: Wesentlich sehe ich dabei auch die Rückkehr der Leistungsgruppen in den Mittelschulen. Das alles sind vor allem strukturelle Maßnahmen. Ich finde, Schulen sollten drei Aufgaben erfüllen: Den Kindern Wissen vermitteln, damit sie eine Zukunft haben und eine berufliche Karriere angehen können. Dann sollen Schulen die Entwicklung der Persönlichkeit ermöglichen, damit ihnen ein erfülltes Leben gelingen möge. Und drittens, dass sie für Staat und Gesellschaft ihre Rolle und Aufga- ben kennen. Das sind jetzt nicht so hohe Ziele. Und damit das auch gelingen kann, sind vor allem die Lehrerinnen und Lehrer wichtig. Sie sagen, die Reform besteht vor allem aus strukturellen Maßnahmen. Wo war da bisher das Problem?
Bei den bestehenden Strukturen hat sich gezeigt, dass die Vorstellungen der Bildungsministerinnen, die hier zuletzt agierten, eigentlich in die Irre führten. Das hat sich nicht bewährt. Weil der Begriff Leistung abgeschafft wurde?
Ja, weil Leistung nicht mehr richtig zählte. Weil die Schulen nicht richtig differenzieren konnten, nicht die Befähigungen der Schüler ernst nehmen konnten. Fördern wir die schwachen Kinder denn ausreichend?
Nein, jetzt nicht. Durch dieses System, wo man sagt, ihr kommt alle in die gleiche Schule hinein wie die Starken, da werden sie nicht gefördert. Gibt es denn automatisch starke und schwache Schüler, oder vielmehr viele Ursachen, die Schüler schwächen?
Das gibt es tatsächlich. Das Pädagogik-Paket von Bundesminister Faßmann wird auch nicht alle Probleme lösen, da braucht es weitere Schritte. Etwa, dass man den Eltern schon in der ersten Volksschule klar macht, dass Schule etwas wichtiges und für die Kinder bedeutendes ist, damit sie ihr Leben formen können – und dass die Eltern da mitmachen müssen, dass Eltern auch in die Pflicht genommen werden. Indem man etwa bei der Kinderbeihilfe kürzt?
Finanzielle Anreize könnten da wirken. Wir wollen, dass Jugendliche mit Bildung und Ausbildung ins Leben hineingehen können –ein Prekariat bei den Jugendlichen können wir uns nicht leisten.