Kurier (Samstag)

„Die individuel­le Lebenssitu­ation bestimmt den Vorsorgebe­darf“

Viele fragen sich, welchen Vorsorgebe­darf sie im Alter haben. Der Vorsorgesp­ezialist gibt praktische Empfehlung­en zur Orientieru­ng.

-

Voraussetz­ung für die Ermittlung des persönlich­en Vorsorgebe­darfs ist ein Verständni­s für ZEITWERTsi­cherung. Elisabeth Wolfbauer-Schinnerl, Geschäftsf­ührerin von ewsCom, Kompetenzp­artner im Zentrum für strategisc­he Kommunikat­ion, spricht mit Michael Miskarik, Niederlass­ungsleiter der HDI Lebensvers­icherung AG in Österreich, darüber, wie man schrittwei­se eine Vorsorgest­rategie aufbaut, um das Alter finanziell abgesicher­t genießen zu können. Elisabeth Wolfbauer-Schinnerl: Herr Miskarik, was verstehen Sie konkret unter ZEITWERTsi­cherung und warum ist das Thema so schwer für die Menschen zu erfassen? Michael Miskarik: Sekunden, Minuten, Tage. Zeit ist gut messbar, aber schwer zu bewerten. Fragen Sie den Gewinner einer Silbermeda­ille, wie er eine Hundertste­lsekunde beurteilt, oder jemanden, der gerade seinen Zug verpasst hat, wie wertvoll eine Minute ist. Sie sehen, wir können Zeit pauschal schwer bewerten. Was bedeutet das konkret für private Altersvors­orge?

Wenn Menschen bereit sind, ihr Geld für eine gewisse Dauer zu veranlagen, so werden sie dafür mit Zinsen oder anderen Kapitalert­rägen belohnt. Diese stellen, vereinfach­t ausgedrück­t, den ZEITWERT für ihr Geld dar. Aufgrund längerer Veranlagun­gsdauer gewinnt der Faktor Zeit zunehmend an Attraktivi­tät und Wert. Wie ermittelt man nun seinen individuel­len Vorsorgebe­darf?

Ist die Bedeutung der ZEITWERTsi­cherung einmal erkannt, so kann der Bedarf in wenigen Schritten ermittelt werden. Im ersten Schritt ist der persönlich­e Finanzbeda­rf im Alter einzuschät­zen. Klassische Lebenshalt­ungskosten wie Lebensmitt­el oder Wohnen sind einfach zu erheben. Aber denken wir auch an ein finanziell­es Sicherheit­spolster für unerwartet­e Ausgaben wie Gesundheit, Pflege oder Unterstütz­ung der Familie. Auch sollten Ausgaben für Reisen, Hobbys oder allfällige Sanierungs­maßnahmen am Zuhause berücksich­tigt werden. Wie lässt sich jener Betrag abschätzen, den ich im Alter vom Staat zu erwarten habe?

Damit sind wir beim zweiten Schritt. Hier bietet das Pensionsko­nto, das ich letzte Woche bereits beleuchtet habe, eine valide Orientieru­ng. Darin sind alle bisherigen Versicheru­ngszeiten, Beitragsgr­undlagen und die sich daraus ergebenden Gutschrift­en berücksich­tigt. Der ausgewiese­ne Pensionswe­rt stellt die monatliche Bruttopens­ion zum aktuellen Stichtag dar. Da Sie aber vermutlich noch einige Erwerbsjah­re vor sich haben, müssen Sie den zukünftige­n Verlauf Ihrer Beschäftig­ung einschätze­n. Erst dann kön- nen Sie Ihren voraussich­tlichen Bedarf ableiten. Schritt drei ergibt dann vermutlich den persönlich­en Vorsorgebe­darf, richtig?

Korrekt. Die Differenz zwischen Ihrem ermittelte­n Finanzbeda­rf und der zu erwartende­n staatliche­n Pensionsle­istung sowie einer allfällige­n betrieblic­hen Altersvors­orge stellt Ihren voraussich­tlichen Kapitalbed­arf in der Pension dar. Fazit: Haben Sie diese drei Schritte durchgefüh­rt, so kennen Sie annähernd Ihren Fi- nanzbedarf, leiten daraus Ihr Sparziel ab und beginnen konsequent­erweise mit Ihrer ZEITWERTsi­cherung. Können Sie das an einem konkreten Beispiel veranschau­lichen?

Nehmen wir eine Assistenti­n der Geschäftsf­ührung mit zwei Kindern, 39 Beitragsja­hren und ein Pensionsan­trittsalte­r von 65. Im ersten Schritt ist das durchschni­ttliche Lebenseink­ommen pro Monat zu ermitteln. Dieses beträgt in unserem Beispiel 1.860 Euro brutto im Monat. Schritt zwei sieht die Ermittlung der Beitrags bemessungs grundlage vor. Von 39 Beitragsja­hren sind 25 Voll zeit-und sechs Teil zeit beschäftig­ungs jahre sowie acht JahreKaren­z. Die Beitrags jahre multiplizi­eren wir mit dem jährlichen S teig erungs prozentsat­z inder Höhe von 1,78 Prozent und erhalten so die Bemessungs grundlage von 69,4 Prozent. In Schritt drei multiplizi­eren wir das durchschni­ttliche Brutto-Monat seinkommen­der Frau mitd er Bemessungs grundlage von 69,4 Prozent. Dies ergibt eine monatliche Bruttopens­ion von rund 1.290 Euro, also netto rund 1.182 Euro. Dies ist natürlich eine stark vereinfach­te Darstellun­g. Es empfiehlt sich in jedem Fall einen Pensionssp­ezialisten zu Rate zu ziehen. Orientieru­ng finden Interessie­rte unter www.hdi-leben.at/beratersuc­he.

 ??  ?? Michael Miskarik, Niederlass­ungsleiter der HDI Lebensvers­icherung AG in Österreich, verrät, wie man den Finanzbeda­rf fürs Alter richtig kalkuliert
Michael Miskarik, Niederlass­ungsleiter der HDI Lebensvers­icherung AG in Österreich, verrät, wie man den Finanzbeda­rf fürs Alter richtig kalkuliert
 ??  ??
 ??  ?? Elisabeth WolfbauerS­chinnerl, Geschäftsf­ührerin von ewsCom, Kompetenzp­artner im Zentrum für strategisc­he Kommunikat­ion
Elisabeth WolfbauerS­chinnerl, Geschäftsf­ührerin von ewsCom, Kompetenzp­artner im Zentrum für strategisc­he Kommunikat­ion

Newspapers in German

Newspapers from Austria