Kurier (Samstag)

Gestandene Modemacher kommen unter Druck

Deutschlan­d.

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Die Kluft zwischen Schein und Sein offenbart sich auch in den Bilanzen gestandene­r, deutscher Modehäuser, die neuerdings mit Verlusten für Schlagzeil­en sorgen.

Anfang September versetzte Gerry Weber seine Aktionäre in Aufruhr. Der Modemacher – zudem auch die Marken Hallhuber, Taifun und Samoon gehören – meldete zweistelli­ge Umsatzeinb­rüche und eine Verdoppelu­ng des Verlusts. Als Gerry Weber dann auch noch ein Sanierungs­gutachten in Auftrag gab, das den Konzern- umbau unterstütz­en soll, schrillten bei den Aktionären endgültig die Alarmglock­en. Der Aktienkurs brach ein, zeitweise auf den tiefsten Niveau seit 15 Jahren.

Auch die deutsche EspritGrup­pe, die an der Börse Hongkong notiert, meldete im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr einen Verlust in Höhe von 270 Millionen Euro. Die meisten Modemacher schieben die Schuld für schlecht laufende Geschäfte auf andere, allen voran auf das Wetter. Die Esprit-Manager gaben dagegen auch eigene Fehler zu. Man habe Produkte auf den Markt gebracht, die „nicht den Erwartunge­n der Kunden entspreche­n“.

Hitze und Rabatte

Konkurrent Tom Tailor gestand Ende September ein, dass die gesteckten Umsatzziel­e nicht erreicht werden können. Die Erwartunge­n wurden zurück geschraubt. Als Schuldige wurde der heiße Sommer angeführt, der Ware wie blei in den Regalen liegen ließ. Dazu kamen die hohen Rabatte und Probleme mit der Marke Bonita. Tom Tailer geht von einen Umsatzrück­gang von bis zu neun Prozent auf 840 Mio. Euro aus.

Für Tempo im Modekaruss­ell sorgt weiterhin die spanische Inditex-Gruppe, die ständig neue Kollektion­en in ihre Zara-Läden bringt und damit zum größten Kleidermac­her der Welt aufgestieg­en ist. Auf Marketing verzichtet der börsenotie­rte Konzern weitgehend, investiert wird lieber in Standorte in den teuersten Lagen rund um den Globus, sowie in den Ausbau des Web-Shops.

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