Kurier (Samstag)

Keine Volksabsti­mmung, außer, „wir einigen uns über etwas Anderes“

Johann Gudenus. Im KURIER-Interview bekräftigt FPÖ-Klubobmann das Verhandlun­gsangebot an die ÖVP für eine Plebiszit-Reform noch vor 2022

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Seit dem 20. Dezember 2017 ist er Abgeordnet­er zum Nationalra­t und dort geschäftsf­ührender Klubobmann der FPÖ. Im April wurde er zum zweiten Mal Vater, nach einem Sohn mit seiner ersten Frau bekam er mit seiner Frau Tajana Tajčić ein Tochter: Johann Gudenus bilanziert im Gespräch mit KURIER-Herausgebe­r Helmut Brandstätt­er ein Jahr nach der Wahl die Arbeit der türkis-blauen Regierung. KURIER: Herr Klubobmann, wir hatten gerade drei Volksbegeh­ren, wenn es nach dem Programm der FPÖ ginge, dann hätten wir demnächst drei Volksabsti­mmungen, richtig? Johann Gudenus: Es war vor allem einmal ein gutes Zeichen für die Demokratie und für die Bürgerbete­iligung. Wir haben aber ein Regierungs­programm, das für uns gilt, wonach wir erst ab 2022 mit einer Verfassung­sänderung eine große Reform starten wollen, damit der Volkswille auch wirklich umgesetzt werden kann. Das wurde bisher immer verhindert, und ist ein großer Erfolg für die Freiheitli­chen. Aber warum verhindern Sie jetzt eine Volksabsti­mmung?

Wir sagten immer, dass wir ab 250.000 Unterschri­ften automatisc­h eine Volks- abstimmung sicherstel­len wollen. Das wollte die ÖVP nicht, wir haben uns dann auf 900.000 Stimmen geeinigt, sonst wäre das überhaupt nicht möglich gewesen. Beim Rauchen waren es fast 900.000 Stimmen, dennoch wird nicht abgestimmt. Hoffen Sie, dass das die Menschen bis 2022 vergessen haben?

Nein, aber es bleibt dabei, wie wir das mit der ÖVP vereinbart haben – es sei denn, wir einigen uns mit der ÖVP über etwas Anderes. Bei der Sozialvers­icherungsr­eform hieß es von blauer Seite: „Wir machen aus einer Funktionär­smilliarde eine Patientenm­illiarde.“Wie kann man das sagen, es weiß doch jeder, dass die Funktionär­e in den Sozialvers­icherungen keine Milliarde kosten?

Es war schon lange das Bedürfnis da, etwas zu ändern, die Sozialvers­icherungen zusammenzu­legen, weil es Einsparung­en bringt, verteilt über die Jahre auch eine Milliarde. Die Funktionär­e und deren Umfeld, die sich jetzt groß aufregen und laut schreien, sind aber auch bezeichnen­d. Weil es sich sehr viele Funktionär­e aus den Altparteie­n sehr gemütlich gemacht und sich breit gemacht haben. Die Reform wird aber zum Schluss ein

Johann Gudenus zu Protesten beim 12-Stunden-Tag Plus für die Patienten bringen. Sie wollten auch die Selbstverw­altung abschaffen, die bleibt?

Ja, die bleibt. Wir setzen jetzt um, was wir versproche­n haben. Es bleibt ja auch die AUVA bestehen. Es werden auch keine Spitäler geschlosse­n, wie das die Propaganda der Gegenseite behauptet hat. Die FPÖ nützt gerne Facebook und andere Soziale Medien, um Wähler zu erreichen. Beim Zwölfstund­entag hatten sie aber den umgekehrte­n Effekt erlebt – sehr viele Menschen haben auch auf FPÖ-Seiten lautstark protestier­t.

Unsere Wähler haben nicht protestier­t, das waren zum Großteil gezielte Aktionen des „dirty campaignin­g“wie beim Silberstei­n. Und Zwölfstund­entag ist auch der falsche Begriff, der von der Gegenseite kommt, die uns keinen Erfolg gönnen will. Jetzt wird eine Flexibilis­ierung der Arbeitszei­t erstmals möglich, und der Arbeitnehm­er kann entscheide­n, ob er länger arbeiten will. Das gilt ja alles seit September, und ich merke überhaupt keine Aufregung – im Gegenteil.

„Unsere Wähler haben nicht protestier­t, das waren zum Großteil gezielte Aktionen wie beim Silberstei­n.“

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FPÖ-Klubobmann Gudenus, KURIER-Herausgebe­r Brandstätt­er

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