Russisch-orthodoxe Kirche im Aufruhr: Kiewer Patriarchat steht vor Anerkennung
Moskau tobt. Sogar der Kreml sah sich gezwungen, zu kommentieren: „Wir sind sehr besorgt darüber“, so KremlSprecher Peskow über die Entscheidung des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel (Istanbul), die rund 300jährige Zuordnung der Ukraine zum Moskauer Patriarchat zu beenden. Peskow: Er wisse von einer harten und konsequenten Reaktion der russisch-orthodoxen Kirche. Die Regierung in Moskau sprach gar von einer „Provokation“.
Das Ökumenische Patriarchat unter Vorsitz Bartholomaius I. – quasi der Dachverband der orthodoxen Kirchen – hatte in der Nacht zum Freitag entschieden, wieder die Oberhoheit über die ukrainisch-orthodoxe Kirche zu übernehmen. Die Entscheidung gilt als Zwischenschritt zur Verleihung der Autokephalie (Unabhängigkeit). Demnach soll der ukrainischorthodoxe Patriarch Filaret Denysenko letztlich die Leitung der Kirche übernehmen.
Filaret hatte 1992 die Autokephalie ausgerufen, war aber in Folge von Konstantinopel exkommuniziert worden. Das Kiewer Patriarchat existierte danach faktisch als Freikirche ohne jeglichen kirchenrechtlichen Anschluss, aber mit breiter Anhängerschaft in der Ukraine.
Die Anerkennung des Patriarchats ist vor allem deshalb schmerzhaft für Moskau, weil viele wichtige Heiligtümer der russischen Orthodoxie in der Ukraine liegen.