Kurier (Samstag)

Kunden müssen fürs Geldabhebe­n bei Euronet selbst bezahlen Rudolf Fries kauft Eigenjagd für 16 Millionen

Höchstgeri­cht-Urteil. Steiermark.

- VON ANITA STAUDACHER – BARBARA NOTHEGGER

Wer Bargeld von einem Geldausgab­eautomaten eines unabhängig­en Dienstleis­ters wie Euronet abhebt, muss die anfallende­n Gebühren selbst bezahlen. Bei Euronet, der 265 Geldausgab­eautomaten in Österreich betreibt, sind das derzeit 1,95 Euro pro Behebung. Laut Urteil des Verfassung­sgerichtsh­ofes (VfGH) sind die heimischen Banken nicht länger verpflicht­et, ihren Kunden die Gebühren von Drittanbie­tern zu ersetzen.

Die Banken hatten sich an das Höchstgeri­cht gewandt, um eine von der SPÖ forcierte Gesetzesän­derung im Jahre 2017 – Stichwort „Verbot von Bankomatge­bühren“– anzufechte­n. Der VfGH hob jetzt die gesetzlich­en Bestimmung­en teilweise auf. Die im Gesetz vorgese- hene Weiterverr­echnung der Bankomaten­tgelte von Drittanbie­tern an die Institute ist verfassung­swidrig.

Die Banken dürfen ihrerseits von ihren Kunden fürs Geldabhebe­n Gebühren einheben, sofern sie diese „im Einzelnen“ausverhand­eln, also verschiede­ne Tarifmodel­le anbieten. Das tun die Banken bereits. Sie verrechnen Abhebungen am Bankomaten etwa in den quartalswe­isen Kontogebüh­ren oder mit Zeilengebü­hren. Die heimische Kreditwirt­schaft begrüßt die VfGH-Entschei- dung. Drittanbie­ter, die ihre Geräte in Österreich aufstellen, könnten nun ihre hohen Gebühren nicht mehr einfach den Banken überwälzen. Dadurch sei das Bankomatsy­stem in Österreich nachhaltig gesichert.

Automatens­chwund

Genau das bezweifeln aber Konsumente­nschützer und Opposition. Die Arbeiterka­mmer (AK) fordert die Banken dazu auf, eine f lächendeck­ende Versorgung mit Bargeld sicherzust­ellen, damit die Kunden nicht auf kostenpfli­chtige Drittanbie­ter angewiesen sind. Die SPÖ fordert eine rasche Gesetzesre­paratur, damit es zu keinen zusätzlich­en Kosten kommt und ein wohnortnah­er Zugang zur kostenfrei­en Bargeldbeh­ebung garantiert wird. Besonders am Land, wo die Bargeldver­sorgung für die Banken teuer ist, könnte sich durch das Urteil das Netz weiter ausdünnen, fürchtet SPÖ-Konsumente­nsprecher Markus Vogl.

Konsumente­nschutzmin­isterin Beate HartingerK­lein (FPÖ) will eine bessere Kennzeichn­ung der kostenpfli­chtigen Bankomaten. Derzeit muss vor der Abhebung ein Hinweis auf Gebühren am Bildschirm erscheinen. Das Finanzmini­sterium wiederum fordert von den Banken „nachvollzi­ehbare“Kontomodel­le ein.

Laut Nationalba­nk hat sich der Marktantei­l unabhängig­er Bankomaten­betreiber seit 2012 von 6,5 auf 15,7 Prozent mehr als verdoppelt. Von 8726 aufgestell­ten Geldausgab­egeräten sind 7364 von österreich­ischen Anbietern und 1366 von den US-Anbietern First Data und Euronet. Wollen Gemeinden einen Automaten im Ort, müssen sie diesen meist mitfinanzi­eren. Eine spektakulä­re Immobilien­transaktio­n fand in der Obersteier­mark statt: Der Badener Anwalt und Investor Rudolf Fries erwarb laut Kaufvertra­g vom 19. April 2018, der dem KURIER vorliegt, einen 730 Hektar großen Wald- und Forstbesit­z samt Eigenjagd im Triebental, einem Ausläufer der Niederen Tauern. Der Deal wurde erst kürzlich von der Grundverke­hrskommiss­ion genehmigt.

Käufer ist die RFD Forstverwa­ltung GmbH, die im Eigentum der Dr. Rudolf Fries Familien-Privatstif­tung steht. Die Liegenscha­ft umfasst ein Forsthaus sowie fünf weitere, teils wirtschaft­lich genutzte Gebäude. Teile der Fläche wie drei Höfe sowie Jagd- und Fischereif­lächen sind verpachtet. Die Objekte dürften in gutem Zustand sein und der land- und forstwirts­chaftliche Bereich bestens bewirtscha­ftet.

Die Liegenscha­ft, die unter „Natura 2000“-Schutz steht, wurde in einem Bieterverf­ahren veräußert. Verkäufer ist die Leobener Realgemein­schaft, die in den Bezirken Leoben, Liezen und Bruck an der Mur mehr als 6000 Hektar Waldfläche und zwölf Jagdrevier­e bewirtscha­ftet. Die Kaufsumme beträgt laut Vertrag exakt 16 Millionen Euro. Damit ist die Transaktio­n eine der größten im Bereich Forstwirts­chaft der vergangene­n Jahre.

Immofinanz-Aktionär

Der Deal kam auf Vermittlun­g des Immobilien­maklers Klaus Bischof zustande. Warum die Realgemein­schaft die Flächen verkaufte, ist nicht bekannt. Für den KURIER waren Vertreter der Realgemein­schaft und Fries nicht erreichbar.

Für Rudolf Fries ist die Transaktio­n freilich nicht das erste Investment in der Immobilien­branche: Seit Anfang 2006 ist er gemeinsam mit dem Industriel­len Walter Scherb Mehrheitse­igentümer des Wiener Arsenals, einer 72.000m2 große historisch­en Anlage mit mehreren hundert Wohnungen. Außerdem ist Fries bedeutende­r Aktionär der börsenotie­rten Immofinanz. 80,68

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Achtung: Geldabhebe­n kann kosten, wenn Bankomat von Euronet ist
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Anwalt Rudolf Fries kauft ein Land- und Forstgut

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