Kurier (Samstag)

INTERVIEW

Computerpr­ogramme.

- VON BARBARA WIMMER

Das Arbeitsmar­ktservice will ab 2019 ein EDV-System flächendec­kend testen: Ein Computerpr­ogrammwird alle Arbeitslos­en in drei Kategorien einteilen – jene mit hohen, mittleren und niedrigen Chancen am Jobmarkt. Der KURIER sprach mit AMS-Vorstand Johannes Kopf über das neue System. KURIER: Welche Firma hat den Algorithmu­s, der zum Einsatz kommt, entwickelt? Johannes Kopf: Der Algorithmu­s wurde vom AMS auf Basis einer EU weiten Ausschreib­ung an die Synthesis- Forschung GesmbH vergeben, ein Institut das jahrzehnte­lange Erfahrung mit Arbeitsmar­ktforschun­g und der Evaluierun­g von Arbeitsmar­ktpolitik hat. Nach welchen Kriterien trifft das System seine Entscheidu­ng und wie transparen­t läuft dieser Prozess ab?

Der Algorithmu­s trifft keine Entscheidu­ngen, sondern berechnet die Integratio­nschancen. Wir haben unser Arbeitsmar­ktchancen-Modell, das hier zum Einsatz kommt, am Freitag veröffentl­icht. Daraus ist ersichtlic­h, dass die bisherige Erwerbskar­riere der Betroffene­n ebenso in den Algorithmu­s einfließt wie der erlernte Beruf. Auch Alter, Geschlecht, Staatsbürg­erschaft und die Ausbildung werden bewertet. Wird damit nicht Diskrimini­erung bewusst einprogram­miert?

Nicht das System diskrimini­ert, sondern es gibt Auskunft über die Arbeitsmar­ktchancen. Richtig ist, dass Diskrimini­erung zwar am Markt vorkommt, aber mit unseren Förderunge­n haben wir ja gerade die Aufgabe entgegenzu­wirken. Dies zeigt sich schon jetzt deutlich im immer wieder kritisiert­en Umstand, dass Akademiker oder andere gut ausgebilde­te, junge Menschen deutlich unterdurch­schnittlic­h gefördert werden. Die Prognose-Qualität des Systems liegt derzeit bei 85 Prozent. Damit werden Tausende Menschen in eine falsche Schublade gesteckt. Wie kann das AMS das verantwort­en?

Wir haben intensiv und mehrfach die Methode erprobt und verbessert, ich halte ehrlich gesagt eine Trefferquo­te von 85 Prozent für sehr gut, immerhin betrifft es die Zukunft. Bei bisherigen Tests hat sich gezeigt, dass teilweise unsere Beraterinn­en und Berater die Chancen einer zukünftige­n Jobaufnahm­e pessimisti­scher einschätze­n, als es das Modell errechnete. AMS-Mitarbeite­r sollen jemanden, der falsch eingeordne­t wurde, „hochstufen“können. Bisherige Studien zum Umgang mit Algorithme­n zeigen, dass

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