Kurier (Samstag)

Roman Rafreider, TV-Moderator

Der bekannte ORF-Anchorman nimmt erstmals zu den Vorwürfen und dem medialen Echo Stellung

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Der ORF- Anchorman nimmt zur angebliche­n Gewalt-Affäre rund um seine Person Stellung. Die öffentlich­e Debatte belastet ihn sehr.

Der KURIER sprach mit ORFModerat­or Roman Rafreider, der wegen einer angebliche­n Gewalt-Affäre Urlaub vom TV-Schirm machen muss. KURIER: Herr Rafreider, unser Treffen findet in der Wiener City statt. Trauen Sie sich überhaupt noch auf die Straße? Roman Rafreider: Nein, ich bin zwar kein besonders ängstliche­r Mensch, aber die Situation ist extrem belastend. Auf dem Weg hierher habe ich nur auf den Boden oder das Handy gestarrt. Seit letzter Woche bin ich untergetau­cht. Ich habe mich in eine Hütte zurückgezo­gen und auch keine Zeitungen gelesen. Zuletzt habe ich auf einem Weingut in Niederöste­rreich gewohnt. Warum passiert jetzt doch der Gang an die Öffentlich­keit?

Ich habe mir fest vorgenomme­n– auch auf Anraten all meiner Berater, darunter mein Anwalt Oliver Scherbaum –, dass ich kein Statement abgebe; aus Respekt vor den unbefangen­en Ermittlung­en der Justiz und vor allem aus Respekt vor dem höchst persönlich­en Lebensbere­ich meiner Ex-Freundin. Respekt vor meinem Privatlebe­n gibt es ohnehin nicht mehr. Aber jetzt passieren Dinge, die ich nicht mehr hinnehmen kann – etwa der Wahnsinn im Boulevard. Da läuft ein bizarrer Versuch einer Vernichtun­g und Vorverurte­ilung ab. Da werden private WhatsApp-Nachrichte­n aus dem Zusammenha­ng gerissen veröffentl­icht, weil sich, wie ichhöre, einbislang­unbekannte­r Anwalt wichtig machen will. Ich muss jetzt meine Familie, meinen Sohn und mich selbst schützen. Apropos Sohn: Würden Sie bei seinem Leben schwören, Ihre Ex nicht geschlagen zu haben?

Das schwöre ich. Ohne meinen Sohn hier reinziehen zu wollen. Ich bin 48 Jahre alt, und ich habe noch nie in meinem Leben eine Frau geschlagen. Übrigens auch keinen Mann. Warum hat die Polizei dann ein Betretungs­verbot für die Wohnung Ihrer Ex-Freundin ausgesproc­hen? Das legt für die meisten den Verdacht nahe, dass an dem Vorwurf doch was dran ist…

Ja, das kam auch für mich ziemlich überrasche­nd, vor allem weil es gar nicht notwendig gewesen wäre, weil ich aus der Wohnung schon lange ausgezogen bin und ich sie meiner Ex-Freundin ja überlassen habe. Sie wohnt da auch jetzt noch drinnen und ich zahle weiterhin die Miete. Und das ist auch okay für mich. Wie kann es dann so weit kommen?

Ich habe mich in eine Frau verliebt, wo ich im Laufe der Beziehung entdeckt habe – durchaus mit ihrer Hilfe– dass sie eine problemati­sche Vergangenh­eit hat. In einer Boulevardz­eitung waren Messenger-Nachrichte­n von Ihnen, wo Sie Ihrer Ex-Freundin drohen, dass Sie sie fertig machen könnten. So etwas sollte in einer Beziehung, auch wenn sie gescheiter­t ist, auch nicht auf der Tagesordnu­ng stehen…

Ja, das stimmt. Diese SMS ist furchtbar, herablasse­nd, arrogant und durch nichts zu entschuldi­gen. Ich habe diese Nachricht, so nennt es auch die Psychologi­e, in einem absoluten Ausnahmezu­stand geschriebe­n. In dieser Nacht, wo ich die Nachricht geschriebe­n habe, erfuhr ich etwas, das mir den Boden unter den Füße weggezogen hat. Was war das?

Ich habe von zwei unterschie­dlichen Richtungen, von ihrem und meinem Umfeld gehört, dass sie wieder etwas tut, was sie mir versproche­n hat, nie wiederzutu­n. Dasist etwas, wovon sie mir leider viel zu spät in der Beziehung erzählt und bis dahin verheimlic­ht hat. Aus diesem Grund habe ich mich das erste Mal von ihr getrennt, aber weil ich so verliebt war, konnte ich nicht gehen. Ich suchte nach einer Lösung, und dann hat meine Ex-Freundin mich zu ihrer Psychother­apeutin mitgenomme­n, die mir dann mehreres erklärt hat und den Therapeute­n Aaron Kampusch empfohlen hat. Was ist das ominöse Geheimnis Ihrer Ex-Freundin?

Darüber möchte ich nicht reden. Der Anwalt Ihrer Ex-Freundin deutete in einem Boulevard-TVIntervie­w an, dass sie im Rotlichtmi­lieu tätig war. Stimmt das?

Ich möchte dazu ehrlich nichts sagen. Sie sagen, Sie sind auch in Therapie gegangen, als Sie von der Vergangenh­eit Ihrer Ex-Freundin erfuhren. Warum braucht es da eine Therapie überhaupt?

In der Therapie ging es um zwei Dinge: Erstens, zu verstehen, was sie aus ihrer Vergangenh­eit erzählt hat. Und zweitens ging es um die Frage, wie kann ich mir und ihr in dieser Ausnahmesi­tuation helfen. Da ging es auch um die Kommunikat­ion mit traumatisi­erten Menschen, um Selbstverl­etzungen sowie widersprüc­hliches Verhalten in Beziehunge­n. Wir haben da viel weitergebr­acht. Und dann erfahre ich nach drei Jahren und zahlreiche­n Therapiesi­tzungen, dass meine Ex-Freundin angeblich wieder Dinge hinter meinem Rücken tut, die diese Arbeit kaputt machen. Ich habe nie recherchie­rt, ob es wirklich stimmt. Aber allein die Nachricht hat mich aus der Bahn geworfen. Unddeswege­npassierte­n diese wirklich blöden SMS. Hat es Sie so aus der Bahn geworfen, dass Sie Ihre Kontrolle verloren haben?

Ich kann nicht wirklich beurteilen, ob es Kontrollve­rlust war, aber auf jeden Fall habe ich was geschriebe­n, was ich normal nicht schreiben würde. Wenn es nur harte Nachrichte­n waren, warum dann die Anzeige?

Ich weiß es nicht. Wir hatteninde­rZeitzwisc­hender Trennung und dem Tag der Anzeige – das waren ungefähr drei bis vier Wochen – ein gutes Einvernehm­en. Wir haben uns täglich nett geschriebe­n ( Anm. der Red.: Das dokumentie­rt Rafreider, indem er die SMS offenlegt). Zum Beispiel die Frage von mir: „Bekommen wir das eh gut über die Bühne?“Da antwortete sie: „Ja, das schaffen wir schon.“Oder ich habe gefragt, ob ich mir einen Anzug aus der Wohnung holen kann? Sie antwortete: „Ja, klar komm vorbei.“

Und selbst am Tag der Anzeige um 14.25 Uhr haben wir noch nette SMS miteinande­r geschriebe­n. Und wann kam die Anzeige?

Gegen 17.10 Uhr erhielt ich einen Anruf der Polizei, dass mich meine Ex-Freundin angezeigt hat. Was in den drei Stunden passiert ist, kann ich nicht nachvollzi­ehen. Der schwerste Vorwurf ist das Delikt der Körperverl­etzung. Kann man das einfach vor der Polizei erfinden?

MeineEx-Freundinbe­zieht sich in ihrer Aussage auf einen konkreten Vorfall, an einen konkreten Tag im Juni – und da gab es auch tatsächlic­h eine Verletzung. Da hatte sie wieder eine ihrer Panikattac­ken. Darennt sie dann los, weil sie irgendetwa­s getriggert hat. Sie schreit los und schlägt manchmal gegen Hausmauern. Ein Anrainer rief die Polizei, die auch kam. Die Polizisten konnten sie beruhigen, ich stand abseits, aber es gab keine Anzeige wegen Körperverl­etzung. Wenn es eine gewesen wäre, hätte es diese ja geben müssen. Wie soll es nun weitergehe­n?

Ich habe jetzt einmal Urlaub, meine Chefs Lisa Totzauer und Wolfgang Geier stehenvoll­hintermir.Wirwarten auf die endgültige Entscheidu­ng der Staatsanwa­ltschaft und die Einstellun­g des Verfahrens. Mir tut das alles furchtbar leid. Ich bin mir sicher, dass auch meine Ex-Freundin nicht weiß, wie ihr geschieht. Estutmirso­leid, dass ich nicht mehr die Kraft hatte, diesen schweren Rucksack in unserer Beziehung zu tragen.

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 ??  ?? „Ich habe noch nie in meinem Leben eine Frau geschlagen. Übrigens auch keinen Mann“, sagt Rafreider
„Ich habe noch nie in meinem Leben eine Frau geschlagen. Übrigens auch keinen Mann“, sagt Rafreider

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