Kurier (Samstag)

Trumps nächster Streich: Sanktionen gegen Iran

Am Montag tritt die härteste Sanktionsr­unde in Kraft / EU arbeitet an Gegenmaßna­hmen

- – INGRID STEINER-GASHI, BRÜSSEL

Gerade rechtzeiti­g vor den Kongresswa­hlen am Dienstag kann US-Präsident Donald Trump seinen Anhängern noch eine Erledigung seiner Wahlverspr­echen präsentier­en: In der Nacht von Sonntag auf Montag tritt die härteste aller US-Sanktionsr­unden gegen den Iran in Kraft.

Ziel der Strafmaßna­hmen ist es, das Regime in Teheran zu Verhandlun­gen über ein neues Atomabkomm­en zu zwingen. Dafür beginnt Washington nun, die Lebensader­n der iranischen Volkswirts­chaft abzuschnür­en – den Banken- und den Ölsektor des Landes.

2,5 Millionen Barrel (ein Fass zu je 159 Liter) Öl exportiert der Iran derzeit pro Tag. Bis Jahresende dürften die Ausfuhren wegen des amerikanis­chen Drucks auf 1,15 Millionen Barrel sinken. Dabei haben die USA acht Staaten angeboten, vorübergeh­end noch Öl aus dem Iran importiere­n zu dürfen. Zu jenen Ländern zählen Japan, Südkorea und Indien. Den Ölexport vom Iran nach Europa – Italien ist hier der größte Abnehmer – wollen die USA jedoch unterbinde­n.

Zweckgesel­lschaft

Fieberhaft arbeitet die EU unterdesse­n an einer Möglichkei­t, die amerikanis­chen Sanktionen zu umgehen. Europa will den Atomdeal mit dem Iran unbedingt aufrecht erhalten; der Deal verpflicht­et Teheran, keine Atomwaffen zu produziere­n. Doch um den Iran bei der Stange zu halten, muss der Handel zwischen dem Iran und der Europäisch­en Union weiter f ließen.

Vor einem Monat hat die EU deshalb die Gründung einer „Zweckgesel­lschaft“angekündig­t. Sie soll wie eine Art Tauschbörs­e funktionie­ren: So würde etwa der Iran Öl nach Italien liefern. Rom bezahlt aber seine offene Rechnung dann an einen deutschen Maschinenb­auer, bei dem Teheran Maschinen geordert hat. So sollen die USA und der Dollarkrei­slauf umgangen werden.

Der schwere Schönheits­fehler dabei: Bisher hat sich noch kein EU-Land gefunden, das diese Zweckgesel­lschaft beherberge­n möchte. Alle fürchten den Bannstrahl der USA. Außenminis­ter Mike Pompeo drohte bereits: „Dieser Plan ist eine der denkbar kontraprod­uktivsten Maßnahmen für die globale Sicherheit und den Frieden.“Zudem lässt sich nach Meinung europäisch­er Experten nur ein kleiner Teil des Geschäfts mit dem Iran auf diesem Weg retten.

Die erste Sanktionsr­unde trat bereits im Sommer in Kraft. Wer weiter mit dem Iran Geschäfte macht, verliert seinen Zugang zum lukrativen US-Markt. Etliche internatio­nale Konzerne, auch österreich­ische, haben begonnen, sich aus dem Iran zurückzuzi­ehen.

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