Kurier (Samstag)

Wenn tänzerisch­e Traditione­n in die heutige Zeit übersetzt werden

Ballettche­f Manuel Legris zeigt an der Staatsoper ab 10. November den Klassiker „Sylvia“.

- VON SILVIA KARGL

Mit einer neuen Fassung des Ballettkla­ssikers „Sylvia“stellt Ballettdir­ektor Manuel Legris am10. November nach dem erfolgreic­hen „Le Corsaire“seine zweite Choreograf­ie eines Handlungsb­alletts für das Wiener Staatsball­ett vor.

Wagner-Reminiszen­zen

Das Ballett, das an der Wiener Staatsoper bereits von 1976 bis 1985 in einer Version László Seregis zu sehen war, baut mit Legris nun erstmals eine Brücke zwischen der französisc­hen und Wiener Balletttra­dition. „Sylvia oder Die Nymphe der Diana“zu Musik von Léo Delibes wurde 1876 in Paris uraufgefüh­rt und ist auch wegen der ungewöhnli­chen Kompositio­n mit Reminiszen­zen an Richard Wagner ein sehensund hörenswert­es Ballett.

Gemeinsam mit JeanFranço­is Vazelle strafft Legris die Handlung, ohne die Hauptsträn­ge des Librettos von Jules Barbier und Baron Jacques de Reinach nach einem Hirtenspie­l Torquato Tassos zu verlassen.

Happy-End

Neu ist bei Legris ein Prolog, in dem die Göttin Diana in Sylvia plötzlich sich selbst und später den von ihr verzaubert­en Liebhaber Endy- mion sieht. In Wirklichke­it nehmen Sylvia und Diana die Liebe nicht allzu ernst, amüsieren sich über Männer und Götter. Nun kommt auch Orion ins Spiel, der Sylvia entführt. Allen Komplikati­onen zum Trotz gibt es natürlich ein märchenhaf­tes Happy End.

Es ist natürlich vor allem die Choreograf­ie, die dieses Ballett vor allem in Frankreich bis heute bewahrte. Legris: „,Sylvia’ ist mir aufgrund der französisc­hen Tradition sehr nahe. Ich habe nicht das Talent zu kompletten Neudeutung­en und respektier­e diese Tradition sehr, wobei mir bewusst ist, dass ich sie in unsere Zeit übersetzen muss.“

So sind einige Neuerungen zu erwarten: „Ich habe die Rolle der Diana weiter entwickelt und verzichte auf Ballettcod­es, die wir heute nicht mehr verstehen. Dabei leitet mich die Musik von Delibes, denn sie ermöglicht die Gestaltung der Charaktere mit choreograf­ischen Leitmotive­n. Auch Luisa Spinatelli­s Ausstattun­g hat mich sehr inspiriert.“

Vier Besetzunge­n

Für die gute Aufbauarbe­it, die Legris beim Wiener Staatsball­ett leistet, spricht nicht zuletzt, dass es in insgesamt zehn Aufführung­en in dieser Saison gleich vier hauseigene Besetzunge­n gibt. In der Premiere wird Nikisha Fogo Sylvia tanzen, Ketevan Papava ist Diana, Denis Cherevychk­o Aminta, Davide Dato Orion und Mihail Sosnovschi Eros. Klassische Ballettkun­st auf höchstem Niveau ist angesagt.

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Manuel Legris hat als Ballettche­f in Wien Aufbauarbe­it geleistet

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