Kurier (Samstag)

Reiseziele, die Foodies begeistern

Tipps. Ein neues Buch stellt 500 ultimative Foodie-Ziele vor – von schräg bis klassisch. Auch Österreich ist dabei

- VON GABRIELE KUHN

Genuss. Ein neues Buch zeigt, wo es das beste landestypi­sche Essen gibt – auch in Österreich.

Zunächst eine Begriffsde­finition. Was genau ist ein „Foodie“eigentlich – und was unterschei­det ihn vom Gourmet? Im Allgemeine­n handelt es sich dabei um Menschen, die gerne gut essen und genießen, das aber nicht profession­ell tun. Im Gegensatz zum Gourmet, der meist im gehobenen Haubenreic­h herumschwi­rrt. Das tun Foodies in den sozialen Medien, Stichwort: „Food Porn“. Man postet im Stundentak­t, was man isst oder kocht. Angeblich wurde „Foodie“erstmals im Jahr 1980 von einer USamerikan­ischen Restaurant­kritikerin benutzt. Wo ein Foodie, da ein „Must have“, das ist wie in der Mode. Statt etwa Stilettos mit roter Sohle zu tragen, wissen die Auskenner genau, wo sie den besten Snack in jeder Stadt bekommen. Achtung, Geheimtipp!

„Lebensmitt­el und Orte sind unauflösli­ch miteinande­r verbunden“, heißt es bei Lonely Planet, ein Verlag, der für seine unabhängig­en Reise- und Sprachführ­er vor allem bei Rucksackto­uristen bekannt ist. Jetzt hat Lonely Planet Spitzenköc­he, FoodAutore­n sowie Reise-Experten gebeten, ihre kulinarisc­hen Tipps zu verraten. Daraus entstand ein Buch mit den 500 besten Reiseziele­n für Menschen, die gerne essen. Wir stellen Ihnen die schrägsten Tipps vor.

– Tarantel, frittiert, Kambodscha

Jetzt oder nie. Und zwar in Skuon, ein Ort, der für den knusprigen Snack berühmt ist. Straßenhän­dler, die ganze Teller voll damit anbieten, empfehlen, mit dem saftigen Hinterleib anzufangen. – Schornstei­nkuchen, Budapest Seine beste Zeit kommt bald. Guten Schornstei­nkuchen, auch Kürtőskalá­cs oder Baumstriez­el, findet man idealerwei­se auf dem Weihnachts­markt. Er besteht aus Germteig, wird mit zerlassene­r Butter bestrichen und wie eine Rolle über einem Holzkohlen­feuer gedreht. Am besten, man sucht einen Straßenver­käufer, der ihn über einem Grill dreht.

– Rolex, Uganda

Klar, da denkt man an die Uhr. Doch tatsächlic­h handelt es sich um einen Street-FoodKlassi­ker vor Ort. Es ist ein Omelett, das in ein klassische­s, indisches Fladenbrot (Chapati) gewickelt wird. Beliebtes Frühstück in Kampala, wird gerne im Zeitungspa­pier serviert. Gibt’s dort an fast jeder Straßeneck­e. – Moschusoch­se, Grönland Zwar ist dieser mächtige Verwandte des Schafs geschützt, doch in der Jagdzeit findet man diese Spezialitä­t oft auf der Speisekart­e. Lonely Planet empfiehlt dafür das Hotel Hans Egede, Aqqusiners­uaq, Nuuk. Quasi Moschusoch­se mit Fjord-Blick.

– Arbroath-Smokies, Schottland

Es ist zwar ein weniger bekanntes schottisch­es Gericht, aber von der EU geschützt, ähnlich wie Champagner oder Prosciutto. Bei Smokies handelt es sich umSchellfi­sch mit Rückgrat, der geräuchert wird. Das Aroma entwickelt sich an der frischen Luft am besten. Lonely-Planet-Tipp: Spink & Sons oder bei Old Boatyard und Old Brewhouse.

– Fëgesë, Tirana

So simpel, und schmeckt: gegrillte Paprika, Paradeiser und Zwiebeln, mit Hüttenkäse sautiert, serviert mit Brot. Dazu Weißwein. Wo: In traditione­llen Lokalen.

– Leipäjuust­o, Lappland

Aussehen ist nicht alles. Die Nachspeise sieht aus wie ein Toast mit etwas klumpiger Soße. Konkret handelt es sich dabei um „Brotkäse“, gebackenen Käse mit mildem Geschmack. Dazu wird Moltebeere­nmarmelade gereicht. Lonely Planet empfiehlt ihn in Santa’s Salmon Place’s, Santa Clause Village, Rovaniemi. Ein Dessert für fröhliche Weihnachte­n, oder? – Wallabysch­wanzsuppe, Australien Vorab: Wallabys sind Kängurus. Die Suppe aus Wallabysch­wänzen von Flinders Island wird doppelt gekocht, es handelt sich um eine Brühe mit Gojibeeren, Ingwer und wilder Yamswurzel. Am besten im Flower Drum Restaurant in Melbourne.

– Stinkender Tofu, Taipeh

Nomen est omen, der Snack stinkt tatsächlic­h. Der Geruch wird irgendwo zwischen getragenen Sportsocke­n und Schweiß angesiedel­t. Der Tofu wird dafür in einer Gewürzlake fermentier­t, dazu passt Kohl oder Chili bzw. überhaupt Saures. Wo? Am besten am Shilin Night Market in Taipeh.

– Zurek in Krakau

Wenn’s draußen kalt ist, wärmt man sich am besten bei saurer Suppe und Glühbier. Die Suppe wird in einem ausgehöhlt­en Brot serviert, mit salzigem Schinken, Wurst oder Kartoffeln. Mit dem Bier kommen Zimt und Kardamom dazu.

– Korvapuust­i in Finnland

Na bitte, es gibt sogar einen eigenen Korvapuust­itag. Immerhin handelt es sich umeine nationale Speise – nämlich herrliche Zimtschnec­ken. Die finnische Version bedeutet „Ohrfeige“. Soll Schlimmere­s geben – und schmeckt gut im Cafe Regatta in Helsinki.

– Schlangenb­ohnenpuffe­r in Senegal

Accara, Schlangenb­ohnen, gibt es fast überall in Westafrika. Sie werden mit Zwie- beln und Backpulver in gusseisern­en Töpfen frittiert. Daraus entstehen knusprige Puffer, die man in Sosu Kaani dippt, einer Soße aus Paradeiser­n, Zwiebeln und Chilis, mit Lorbeerblä­ttern, Knoblauch, Salz, Pfeffer. Essen Sie sie in Gorée oder entlang der Avenue Pompidou.

– Obst mit Chilisalz, Vietnam

Typisches für das Land: frisches Obst, bestreut mit Chilissalz – in kleinen Tüten serviert. Das Salz betont die Süße der Früchte. Tipp: Limette ins Salz pressen, dann eine Mangoschei­be darin tippen. Gibt es an allen Streetfood­ständen des Landes.

– Bush Tucker, Australien

Sehr speziell, das bekommt man nur nahe des legendären australisc­hen Berges Uluru, bei einer eigenen Wanderung des Ayers Rock Resort. Dabei wird im Buschland nach essbaren Pflanzen, Samen, Früchten, Kernen und Gewürzen gesucht, und man lernt, wie Nahrung von den Ureinwohne­rn hergestell­t wurde. Am Ende dieser Tour wird das Gefundene verkocht – und gegessen.

– Percebes, Südportuga­l

Zugegeben, schön ist’s nicht, manche nennen diese Delikatess­e sogar hässlich. Es handelt sich dabei konkret um Entenmusch­eln, die mit Salz, Lorbeerblä­ttern und Knoblauch gegart und mit Zitrone serviert werden. Das Fleisch ist korallenfa­rbig. Wo? Idealweise an einem Küstenort der AlentejoRe­gion im Süden Portugals.

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Wer gerne reist, will natürlich unbedingt wissen, wo es die beste Version der landestypi­schen Gerichte gibt
 ??  ?? Bush-Tucker: Lilly Pilly Frucht in Australien
Bush-Tucker: Lilly Pilly Frucht in Australien
 ??  ?? Wie nehmen wir sie denn? Tarantel, frittiert
Wie nehmen wir sie denn? Tarantel, frittiert
 ??  ?? Stinkender Tofu – immerhin fleischlos
Stinkender Tofu – immerhin fleischlos
 ??  ?? „Ultimative FoodieZiel­e“, Lonely Planet, 320 Seiten, 29,90 €
„Ultimative FoodieZiel­e“, Lonely Planet, 320 Seiten, 29,90 €

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