Kurier (Samstag)

R. Eisler („Venicraft“), E-Sportler

Unter dem Alias „Venicraft“verdient Rafael Eisler seinen Lebensunte­rhalt mit Videospiel­en.

- VON STEFAN MEY

Der 21-jährige gebürtige Niederöste­rreicher hat Hunderttau­sende Fans, die ihm im Web beim Spielen zuschauen. Nun berät er Unternehme­n.

Mit Computersp­ielen Geld verdienen? Diesen Traum hat Rafael Eisler, der auf dem futurezone Day 2018 (siehe unten) die Keynote halten wird, zur Realität werden lassen. Seine Hunderttau­senden Fans verfolgen live mit, wie er auf der Plattform Twitch seine Spielesess­ions überträgt – und zwar stundenlan­g: Sechs bis acht Stunden pro Übertragun­g sind laut Eisler das Minimum: „Ich habe aber auch schon mal 36 Stunden durchgehen­d gestreamt“, sagt er.

Dieses Engagement zeigte schon bald Wirkung. Als Eisler noch bei seinen Eltern in Niederöste­rreich wohnte, nannte er in Interviews nie seinen Nachnamen – denn manchmal kam es vor, dass Fremde an der Haustür der Familie läuteten, weil sie mit dem streamende­n Schüler sprechen wollten. Bei einem seiner Auftritte auf der Wiener GameCity 2015 war der Anlauf der Fans so groß, dass der Veranstalt­ungsort an seine Grenzen stieß.

Begonnen hat er damit, als Schüler auf YouTube zu zeigen, wie er im Spiel „Minecraft“durch die beliebte Klötzchen-Welt geht. Mit 18 Jahren machte er das Hobby zum Beruf und war ab 2015 ein Teilnehmer des YouTubePar­tnerprogra­mms, bei dem vor dem Video ein Werbeclip gezeigt und der Ersteller finanziell beteiligt wird.

Meistens handelt es sich dann umein paar Cent Bezahlung pro Zuschauer. „Man muss also mehr als 10.000 Klicks haben, damit man überhaupt nennenswer­t Geld verdienen kann“, sagt Eisler. Zudem sei YouTube eine unsichere Einnahmequ­elle, da manche Videos nicht zur Monetarisi­erung freigegebe­n werden, weil sie zum Beispiel von der Plattform als zu vulgär wahrgenomm­en werden.

Darum setzt Eisler nun auf Sponsoren, die er entweder selbst auf Events kennenlern­t oder die ihm via HypestHive vermittelt werden: Dabei handelt es sich um eine Plattform, bei der Gamer mit Sponsoren aus der Wirtschaft vernetzt werden. Außerdem können seine Fans auf Twitch für ein Abo seines Kanals bezahlen.

Service für Firmen

Den Großteil seines Umsatzes verdient Eisler nun aber nicht mit Gaming selbst. Sondern mit der Unterstütz­ung von Unternehme­n, die in die E-Sports-Branche investiere­n wollen. Dazu teilt er sich in Wien ein Büro mit sechs weiteren Leuten, darunter Blogger und Fotografen. Sie vernetzen Sponsoren mit anderen Influencer­n der Gaming-Branche, entwickeln Konzepte und setzen diese für die Unternehme­n im Rahmen ihrer Content- und Sponsoring-Strategie um.

Das ist keine Spielerei mehr, sondern sehr zeitintens­iv. „Ich habe kein Wochenende“, sagt Eisler: Dafür macht er in manchen Monaten einen vierstelli­gen, in anderen gar einen fünfstelli­gen Umsatz.

Parallel zu seiner persönlich­en Entwicklun­g betont Eisler, dass auch die Branche selbst gewachsen ist: Auf einem E-Sports-Turnier in den USA betrug das Preisgeld zuletzt mehrere Millionen Dollar.

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Rafael Eisler hat seine Karriere mit Minecraft und YouTube begonnen, nun berät er Unternehme­n

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