PersonaldienstleisterInnen.
Ein Konjunkturhoch macht es leicht, mit guten Nachrichten aufzuwarten. Österreichs Wirtschaft wächst überdurchschnittlich schnell, Produktion, Dienstleistungen, Exporte und Tourismus expandieren, die Zahl der Beschäftigten nimmt zu und auch die Zukunftsprognosen stimmen zuversichtlich. Betrachtet man die Situation der PersonaldienstleisterInnen, erkennt man, dass die Konjunktur nicht nur Zuwächse bringt, sondern auch strukturelle Veränderungen am Arbeitsmarkt. So setzt die Wirtschaft im Aufschwung verstärkt auf Zeitarbeit. Die Nachfrage nach Arbeitskräften ebbt nicht ab. Zeitarbeit hilft den Unternehmen, rasch auf das Auf und Ab der Auftragslage zu reagieren. Dass dies die Wettbewerbsfähigeit des Standorts stärkt, ist allgemein bekannt. Dass viele Menschen ohne Zeitarbeit nicht leicht einen Job finden würden, wissen aber immer noch zu wenige Menschen.
Besseres Image
Zeitarbeit nützt den Arbeitssuchenden, weil sie von PersonaldienstleisterInnen professionelle Unterstützung bekommen und mit einer Bewerbung Zugang zu vielen Jobs haben. Mit der Bedeutung der Zeitarbeit wächst auch deren Image, beobachtet die Berufsgruppensprecherin der Wiener Personaldienstleister, Heidi Blaschek. 2017 hat sie einen Erklärfilm produziert: „Zeitarbeit schafft Jobs und ist fair“ 2019 wird ein neues Service-Format unter dem Titel „Personaldienstleister to go“erscheinen. Per Podcast bekommen Personaldienstleister und alle anderen Berufe, die sich mit Personalfragen befassen, aktuelle Informationen, etwa über arbeitsrechtliche Änderungen. Eine aktuelle Studie im Auftrag des Branchenverbandes „Österreichs Personaldienstleister“zur Arbeitszufriedenheit österreichischer ZeitarbeiterInnen ergab eine Arbeitszufriedenheit auf gleichem Niveau wie bei anderen ArbeitnehmerInnen. Eher besser, denn ZeitarbeiterInnen fühlen sich sicher. Sie wissen, dass sie leichter einen neuen Job finden als andere. Sie sehen sich nicht als Beschäftigte zweiter Klasse, sondern beurteilen ihre Rechte gegenüber ArbeitgeberInnen und die Sozialleistungen besser als „normale“ArbeitnehmerInnen. ZeitarbeiterInnen profitieren vom „Günstigkeitsprinzip“, erklärt Blaschek. Sie werden nach dem Kollektivvertrag für ZeitarbeiterInnen bezahlt und der liegt mancherorts über dem KV-Lohn des Stammpersonals. Werden sie, etwa als Facharbeiter, an Stellen eingesetzt, für die ein höherer KV-Lohn vereinbart wurde, gilt jeweils der für sie günstigere KV.
Personaldienste im Konjunkturstress
Die Konjunktur bringt Per- sonaldienstleisterInnen viel Arbeit. Das ist gut so. Sorge bereitet Blaschek aber die Ertragslage der Branche. Der Facharbeitermangel macht es schwieriger, geeignetes Personal zu finden. Infolgedessen stiegen die Recruitingkosten zuletzt enorm an – um bis zu 200 Prozent.
Die Vermittler müssen für jeden Arbeitnehmer länger telefonieren, länger warten und aufwändiger verhandeln. Steigender Zeitaufwand pro Vermittlung erhöht die Kosten: 2017 haben PersonaldienstleisterInnen trotz zunehmender Umsätze keine oder nur geringe Gewinne – durchschnittlich zwei Prozent verzeichnet –, nur wenige erlösten bis maximal vier Prozent. Demgegenüber verbuchten Industrieunternehmen Gewinne von 10 bis 20 Prozent.