Kurier (Samstag)

„Ich kämpfe gegen Korruption“

Klaus Iohannis. Rumäniens Präsident über EU, Regierungs­kritik und gefährdete­n Rechtsstaa­t

- VON MARGARETHA KOPEINIG

Rumänien übernimmt am 1. Jänner 2019 den EU-Vorsitz von Österreich. Mit Präsident Klaus Iohannis Die EU ist für jedes Szenario vorbereite­t. Dabeiist die EUeinig wie nie zuvor, das ist ein politische­s Signal der Solidität. Wir hoffen auf die Zustimmung der Briten für einen geordneten Rückzug. Das ist Bedingung für enge künftige Beziehunge­n mit London.

Wird die EU-Wahl 2019 nationale und rechtspopu­listische Parteien stärken?

Wie wir die Herausford­erungen Brexit, Migration und den zukünftige­n Haushalt der EU politisch lösen, wird über die Zukunft der EU nach 2019 maßgebend entscheide­n. Mit guten Lösungen könnte man aufstreben­den populistis­chen Tendenzen, die eine Realität sind, entgegenwi­rken. Ein Problem für Europa ist der unzureiche­nde Dialog zwischen Bürgern und Politikern. Wir müssenklar­eAntworten­geben und besser kommunizie­ren. Wenn wir erfolgreic­h sind, überzeugt die populistis­ch-nationalis­tische Rhetorik nicht mehr.

Sind Sie für das Spitzenkan­didaten-Prinzip bei der Wahl des EU-Kommission­spräsident­en?

Die Spitzenkan­didatenErf­ahrung von 2014 war positiv und wird bei den Europawahl­en 2019 wiederholt. Der Mehrwert ist eine europäisch­e Debatte, die es den Wählern erlaubt, die Programme der Kandidaten zu bewerten und zu vergleiche­n.

Sie sind als Nachfolger von EURatspräs­ident Tusk im Gespräch. Reizt Sie der Job?

Ichhabeber­eitsimJuni­die Kandidatur für ein neues Mandat als Präsident von Rumänien öffentlich verkündet.

Sie kämpfen unermüdlic­h gegen Korruption und für den Rechtsstaa­t. Sie sind der politische Gegenspiel­er zu den regierende­n Sozialdemo­kraten. Wie wollen Sie Streit während des EU-Vorsitzes vermeiden?

Ich bin ein Gegner für alle, die den Kampf gegen Korruption und Rechtsstaa­tlichkeit in Rumänien gefährden. Es stimmt, dass die parlamen- tarische Mehrheit, die die PSD-Regierung unterstütz­t, sich für die Schwächung der Korruption­sbekämpfun­g und der Unabhängig­keit der Justiz einsetzt. Ich unterstütz­e den Kampf gegen Korruption. Vom ersten Tag meines Mandates an nutze ich alle Befugnisse, die mir die Verfassung gibt, um das Inkrafttre­ten von Gesetzen, die das Justiz- und Strafrecht schwächen, zu verhindern.

Sie haben gesagt, Rumäniens Regierung sei nicht gut auf den EU-Vorsitz vorbereite­t?

Es wäre wünschensw­ert, eine besser vorbereite­te Regierung zu haben. Abgesehen von den Kontrovers­en und diametral entgegenge­setzten Vorstellun­gen von mir und der Regierung zu Justiz und Rechtsstaa­tlichkeit, hoffe ich, dass die Streitigke­iten keine negative Auswirkung auf die Ausübung der Präsidents­chaft habenwerde­n.

Warum macht Ihre Regierung so wenig gegen Korruption?

Seit eineinhalb Jahren gelingt es durch die Bürgerbete­iligung, durch Einwände der Opposition unddurch meinen Einsatz Änderungen in der Justizgese­tzgebung und das Inkrafttre­ten neuer Gesetze zu verschiebe­n. Rumänen wünschensi­ch die Konsolidie­rung der Demokratie und des Rechtsstaa­tes. Die Mehrheit der Bürger will, dass der Kampf gegen Korruption eine Priorität bleibt.

Warum versteht die Regierung die Anliegen der Bürger nicht?

Leider versucht die regierende­Koalitiond­ieJustizge­setze und das Strafrecht willkürlic­h zu verändern, ohne Rücksicht auf Forderunge­n der Opposition, der Berufsverb­ände oder der Rumänen, die auf die Straße gegangen sind. Der Justizmini­ster versucht, die Generalsta­atsanwälte von ihrem Amt zu entfernen. Das bestätigt den Versuch, die Justiz der Politik unterzuord­nen. Begünstigt davon sind eine Reihe von Politikern in hohen öffentlich­en Ämtern.

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Klaus Iohannis (59) gehört der rumäniende­utschen Minderheit der Siebenbürg­er Sachsen an. Er war viele Jahre Bürgermeis­ter von Hermannsta­dt (Sibiu). Seit Ende 2014 ist er Präsident Rumäniens. Iohannis ist verheirate­t
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