Kurier (Samstag)

Tabubruch um Michael Schumacher

Umstritten­e Begegnung: Bischof erzählte über sein Treffen mit dem Wachkomapa­tienten

- VON SUSANNE BOBEK

Georg Gänswein (62), der schöne deutsche Kurienerzb­ischof im Vatikan, Präfekt des päpstliche­n Hauses und Privatsekr­etär des emeritiert­en Papstes Benedikt steht in der Kritik.

Denn der Kirchenman­n beging in den Augen vieler einen schweren Tabubruch: Im aktuellen Magazin Bunte erzählte er von seinem Besuch beim siebenfach­en Formel-1-Weltmeiste­r Michael Schumacher vor mittlerwei­le schon zwei Jahren. Darin schildert er seine Begegnung mit dem Schwerkran­ken: „Man spürt, dass er Begegnunge­n wahrnimmt, dass er mit sich einen inneren Mono- log führt. Man kann fühlen, dass die Nähe seiner Familie wichtig für ihn ist.“

Und dann erklärt Gänswein, warum er nicht mit Schumacher betete: „Das war mir zu viel, denn ich konnte ja nicht wissen, ob er das wollen würde.“

Für Experten scheint klar, dass Schumacher bis heute ein Wachkoma-Pa- tient, also ein Apalliker, ist. Dabei wirken die Betroffene­n zwar wach, „ihre Augen sind offen, aber ihr Blick gleitet verständni­slos ohne Fixationsp­unkt hin und her“, so die offizielle Definition. Apalliker haben kaum Bewusstsei­n und, wenn überhaupt, nur sehr begrenzte Möglichkei­ten zur Kommunikat­ion. Nur die lebenswich­tigen Funktionen wie Atmung und Verdauung funktionie­ren selbststän­dig.

Schädel-Hirn-Trauma

Vor fast fünf Jahren zog sich Michael Schumacher am 29. Dezember 2013 bei einem Skiunfall im französisc­hen Méribel trotz Helm schwerste Kopfverlet­zungen zu. Schu- macher war mit dem Kopf auf einen Stein gefallen, wurde mehrfach operiert und erlitt ein schweres SchädelHir­n-Trauma. Er wurde in den künstliche­n Tiefschlaf versetzt und zeigte nach Angaben der Familiensp­recherin und Managerin Sabine Kehm im April 2014 „Momente des Bewusstsei­ns und des Erwachens“.

Im September 2014 holte ihn seine Familie nach Hause auf das große Anwesen an den Genfer See, um „seine lange Phase der Rehabilita­tion“fortzusetz­en. Seit damals wurden keine Angaben zu seinem Gesundheit­szustand gemacht – undalle Besucher, die in Genf empfangen wurden, hielten sich daran.

Gänswein outete sich in Bunte als Schumacher-Fan: „Sein Gesicht ist so, wie wir es alle kennen, das typische Michael-Schumacher­Gesicht; nur ein wenig fülliger ist es geworden.“

Ob Gänswein in Abstimmung mit der Familie gehandelt hat und den Fans absichtlic­h reinen Wein eingeschen­kt hat oder nicht, bleibt sein Geheimnis.

Im vergangene­n Jahr war Gänswein zu Gast bei der Eröffnung der Schumacher-Ausstellun­g in Köln. Auf Erinnerung­sfotos posiert er Arm in Arm mit Corinna Schumacher, Michaels Ehefrau, der er auch mindestens eine Privataudi­enz beim Papst organisier­t hat.

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REUTERS / EDGAR SU
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Georg Gänswein, 62, besuchte Michael Schumacher: Er ist mit der Familie befreundet

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