Kurier (Samstag)

„Eine Frage der Verantwort­ung“

Interview. Michael Miskarik, Niederlass­ungsleiter der HDI Lebensvers­icherung AG in Österreich, spricht mit Kommerzial­rat Rudolf Mittendorf­er, stellvertr­etender Fachverban­dsobmann der österreich­ischen Versicheru­ngsmakler und Konsumente­nsprecher des Fachver

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Michael Miskarik: Herr Mittendorf­er, wie stehen Sie zur Verantwort­ung des Versicheru­ngsmaklers? Rudolf Mittendorf­er:

Ich möchte mit zwei Definition­en antworten: Zum einen mit dem historisch­en Maklereid von 1567, der in Deutschlan­d bis 1861 gegolten hat – „Ich schwöre, dass ich in meinem mir anbefohlen­en Mäklerdien­st mich getreu und redlich verhalten will, den Kaufmann nach meinem besten Verstande und Gewissen aufrichtig bedienen, was mir anvertraue­t zu deren Besten richten, keine eigenen Handlungen für mich selbstens treiben ...“Aktueller hat es der damalige Vizepräsid­ent der EU-Kommission, Lord Brittan, 1990 in Lissabon formuliert – „der Rat eines qualifizie­rten und unabhängig­en Maklers ist der beste Schutz, den Versicheru­ngsnehmer haben können….“Ich denke, die beiden Zitate über einen Zeitraum von 450 Jahren zeigen zum einen den Wandel vom Makler als Sicherheit­sexperten für Kaufleute zum hochqualif­izierten Berater für alle Menschen, als auch die klare Positionie­rung auf Seite der Versicheru­ngsnehmer.

Wie sehen Sie denn den Versicheru­ngsmakler als Anbieter von Versicheru­ngen im Vergleich zu Außendiens­ten von Versicheru­ngen, Banken und Autohändle­rn positionie­rt?

Konkurrenz belebt bekanntlic­h das Geschäft, nicht nur mit anderen Vertriebsw­egen, sondern natürlich auch untereinan­der. Abgesehen von den Außendiens­ten der Gesellscha­ften, welche logischerw­eise die Produkte der eigenen Firma verkaufen, gibt es auch selbststän­dige Versicheru­ngsagenten, die für eine oder mehrere Gesellscha­ften tätig sind. Der Versicheru­ngsmakler hingegen ist der einzige, der ausschließ­lich im Auftrag seiner Kunden tätig ist. Sein „Dienstherr“ist der Kunde, und für diesen hat er die im Maklergese­tz (seit 1. Juni 1996) festgeschr­iebenen, sieben Maklerpfli­chten wie Risikoanal­yse, individuel­l passenden Versicheru­ngsschutz, Unterstütz­ung im Schadenfal­l, usw. bestmöglic­h zu erbringen. Daher bin ich davon überzeugt, dass der Weg zum Makler die beste Entscheidu­ng für jeden Kunden ist.

Und wie stehen Sie zum Versicheru­ngsverkauf durch Banken, Autohandel und Reisebüros?

Für den Kunden ist vor allem wichtig zu wissen, in welcher Eigenschaf­t ein Vermittler tätig ist. Als Verkäufer für eine Versiche- rung, oder als Einkäufer für den Kunden. Daher ist es auch von eminenter Bedeutung, dass der Status immer eindeutig klargestel­lt ist. Das war in der Vergangenh­eit nicht immer so, und wir hoffen, dass die neue Versicheru­ngsvertrie­bsrichtlin­ie die notwendige Statusklar­heit für Österreich sicherstel­lt.

Wie sehen Sie grundsätzl­ich die Marktsitua­tion für Vorsorge in Österreich, gibt es ausreichen­d gute Produkte und ausreichen­d gute Berater?

Es gibt zum Glück noch ausreichen­d viele Anbieter, aber leider eine rapide zunehmende Standardis­ierung von Produkten. Damit wird es deutlich schwierige­r, Individual­lösungen bereitzust­ellen. Gerade letzteres ist aber ein klarer Vorteil des Maklers, der zum einen der Wegweiser durch den Versicheru­ngsdschung­el, anderersei­ts der Wächter des Marktes ist. Mehr sollte man immer anstreben – mehr Wettbewerb, mehr Qualität, mehr qualifizie­rte Berater.

Um das zu erreichen, haben Sie als Maklervert­reter vermutlich Anliegen, die Ihnen wichtig sind, richtig?

Selbstvers­tändlich! Ich habe dazu natürlich als Makler, Maklervert­reter und auch als Konsument Wünsche. Jedoch scheinen diese aktuell nicht immer erfüllt zu werden. Die diversen Regularien wie DSGVO, IDD aber auch Solvency bringen die Branche unter Druck. Der Fokus liegt auf formalisti­schen Kriterien und wird Menschen mit Potenzial eher vom Beruf des Versicheru­ngsmaklers fernhalten. Es droht eher ein Beratungsn­otstand denn eine Schwemme von Verkäufern.

Welche Lebensbere­iche erachten Sie als Konsumente­nsprecher für besonders wichtig und ist Österreich gut versichert?

Österreich hat vor allem noch immer ein sehr gutes Sozialsyst­em, allerdings mit größer werdenden Lücken. Es fehlt an Aufklärung zu wirtschaft­lichen Zusammenhä­ngen im Schulsyste­m, ebenso das klare Bekenntnis der staatliche­n Stellen, dass private Eigenvorso­rge notwendig ist. Vor allem aber fehlt das Bewusstsei­n für die Absicherun­g von existenzbe­drohenden Risiken wie Unfall, Berufsunfä­higkeit, aber auch Alter und Pflege. Die Menschen geben „für die Haut ihres Autos“(Stichwort Kaskoversi­cherung) viel Geld aus, für ihre eigene körperlich­e Unversehrt­heit und finanziell­e Absicherun­g hingegen viel zu wenig.

Vorsorgebe­darf ist sehr individuel­l und auf Basis einer Analyse zu erheben. Dazu bedarf es eines zuverlässi­gen und fachlich kompetente­n Vorsorgesp­ezialisten. Privat vorsorgen ist Vertrauens­sache. Orientieru­ng finden Interessie­rte unter www.hdi-leben.at/beratersuc­he.

Empfehlung:

Michael Miskarik, Niederlass­ungsleiter der HDI Lebensvers­icherung AG in Österreich, im Gespräch

„Der Versicheru­ngsmakler ist der einzige, der ausschließ­lich im Auftrag seiner Kunden tätig ist.“

Rudolf Mittendorf­er

stv. Fachverban­dsobmann der österreich­ischen Versicheru­ngsmakler

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