Sondereinheit der Polizei holte Hausbesetzer mit Kran vom Dach
Aktivisten wollten auf Leerstände aufmerksam machen. Polizeieinsatz verlief reibungslos.
Die Aktion „Nele 35“dauerte genau 22 Tage – die Abkürzung steht für die Besetzung eines Altbaus in der Neulerchenfelder Straße 35. Die RäumungdurcheinGroßaufgebot der Polizei konnte am Freitag nach vier Stunden beendet werden. Es gab weder auf der Seite der Polizei noch unter Verletzte.
Um neun Uhr rückten die Spezialeinheit WEGA und zirka 90 weitere Beamte mit schwerem Gerät – unter anderem ein Polizeipanzer – vor der Adresse an. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich 17 Besetzer in dem einstöckigen Gebäude. Als sie die Polizei sahen, kletterten sechs Aktivisten auf das Dach und feuerten die wachsende Menge an Schaulustigen und Sympathisanten lautstark mit Parolen an.
„Die Häuser denen, die drin wohnen“, war das Motto des Vormittags in Wien-Ottakring. Feuerwehr und Poli- den Besetzern zei sicherten die Besetzer mit einem Sprungkissen ab, bevor sich ein Kranwagen in Stellung brachte. WEGAPolizisten stiegen in den Korb und machten sich daran, die Aktivisten vom Hausdach zu holen. Währenddessen hatten andere Einsatzkräfte schon die Tür des Hauses aufgebrochen und mehrere Personen herausgeholt.
Widerstandslos
So brenzlig die Situation anfangs anmutete, so widerstandslos ließen sich die Besetzer von den Beamten vom Gebäude holen. Einer nach dem anderen wurde geborgen und abgeführt. „Die Be- setzer haben sich zwar alle wegen Verwaltungsübertretungen straf bar gemacht, strafrechtliches Delikt lag aber keines vor. Die Personen werden angezeigt und es besteht auch die Möglichkeit, dass sich die Behörde einen Kostenersatz zurückholt“, sagte Polizeisprecher Harald Sörös.
Laut den Aktivisten wurde das Haus besetzt, weil es bereits seit über einem Jahr leer stand. In dem Gründerzeithaus war bis zum deren Konkurs eine Druckerei angesiedelt. Die Firma, die das Gebäude anschließend kaufte, hatte bei der Polizei beantragt, die Aktion zu been- den. Man will das Haus abreißen lassen. Im Lauf der Räumung zeigten sich etliche Nachbarn mit den Aktivisten solidarisch und stellten sich zu den Demonstranten oder hingen rote Fahnen aus den Fenstern ihrer Wohnungen.
Andere wiederum hatten gar kein Verständnis für die Hausbesetzung und machten ihrem Ärger ebenso lautstark Luft. Trotzdem ging auch die spontane Kundgebung weitgehend friedlich über die Bühne.