Dem Vanillekipferl auf der Spur
KURIER-Redakteure kosteten sich durch Mürbteig und Zuckerschichten.
Am Siegeszug des Vanillekipferls ist ganz schön viel Chemie beteiligt: Der deutsche Chemiker Wilhelm Haarmann erfand 1874 ein Verfahren, mit dem man den Gewürzstoff Vanillin – das stärkste Aroma der Vanilleschote – synthetisch herstellen konnte. Und damit stand einem breiten Einsatz in der Küche nichts mehr entgegen. Denn Vanille galt schon immerals eines der teuersten Gewürze der Welt, das sich nur wenige leisten konnten. Durch die wesentlich günstigere synthetische Produktion wurde das exklusive Gewürz auch für die breite Masse erschwinglich.
Die aus Mürbteig gewuzelten Halbmonde zählen seit Generationen zu den beliebtesten Weihnachtsbäckereien der Österreicher und über Beschaffenheit und Zutaten lässt es sich vortrefflich streiten. Schon allein die Frage, ob Hasel-, Walnüsse oder doch besser Mandeln verwendet werden sollen, sorgt mitunter für heiße Dis- kussionen. Ebenso, ob ein Ei in den Teig gehört oder nicht. Katharina Prato hat diese Fragen übrigens bereits in ihrem legendären Kochbuch „Die Süddeutsche Küche“aus demJahr1858geklärt: 280 g Mehl, 210 g Butter, 100 g gemahlene Mandeln und 70 g Staubzucker.
WemLust, Zeit undExpertise fehlen (Stichwort: der Teig bricht, die Kipferln werden unförmig oder zu dunkel), kann mittlerweile auf ein umfangreiches Sortiment aus Fertigbäckereien zurückgreifen. Doch halten diese die Erwartungen, die die Vanillekipferln von Omas und Müttern schon in unserer Kindheit tief in unsere Geschmacksknospen eingepflanzt haben? Der KURIER machte die Probe aufs Exempel und verkostete Vanillekipferln von sechs Konditoren und Bäckern. Und so unterschiedlich die einzelnen Geschmacksvorlieben auch sein mögen: Auf eines konnte sich die Tester-Runde einigen: Am besten schmecken sie halt selbst gemacht – am besten nach dem alten Familienrezept.