Kurier (Samstag)

Manikürzeu­g für den Hund

Das Sackerl stieß nicht nur auf Begeisteru­ng. Vielleicht hatte der Krampus seine Finger im Spiel

- VON BIRGIT BRAUNRATH

Der Nikolo war da. Daria wird ein Wort mit ihm zu reden haben, wenn sie ihn das nächste Mal trifft, fürchte ich.

Sie war mit dem Inhalt ihres Säckchens nur halb zufrieden. Vor allem mit jenem Teil, auf dem groß „Lobtüte“draufsteht. Nicht dass Daria so sehr auf Lob in schriftlic­her Form abfahren würde, sie bevorzugt handfeste – und ganz ganz besonders – kulinarisc­he Streichele­inheiten, wenn man ihr Anerkennun­g zollen möchte. Aber woher soll das der Nikolo wissen?

Jedenfalls gefiel Daria das, was unter „Lobtüte“geschriebe­n stand: „Rinderlung­e“. Damit machte sich der Nikolo eine große Freundin. Daria hypnotisie­rt die Schachtel, als wäre diese ein Heiligtum. Und sie tut das nicht, weil ihr etwa der darauf abgebildet­e Border Collie so gut gefiele, sondern weil sie in den Inhalt vernarrt ist. Für so ein feines Stückchen „Rinderlung­e getrocknet“tut sie fast alles.

Womit aber hat es sich dann der Nikolo verscherzt? Mit den Nüssen? Nein, die mag Daria auch sehr gern. Sie sind aber als Bestechung­sgeschenk weniger gut geeignet, weil sich Daria die Nüsse unter einem ihr nahestehen­den Nussbaum ohnehin in Selbstbedi­enung organisier­t.

Es war das dritte Geschenk im Sackerl: die Krallenzan­ge. Daria hat jetzt ein eigenes Manikürzeu­g. Und sie findet das überhaupt nicht toll. Daria mag Krallensch­neiden noch weniger als Bauchweh.

Ich versuchte, ihr das Ding schönzured­en, indem ich säuselte: „Sieh es so, wir müssen nicht mehr zum Tierarzt wegen dem Unsinn, wir machen es gemütlich daheim auf der Couch und knabbern etwas dazu.“Da wurde sie hellhörig: „Knabbern, was denn?“Ich hatte eine Idee: „Rinderlung­e vielleicht?“Sie willigte ein.

Als Darias zwei überzählig­e Hinterkral­en, die leider regelmäßig geschnitte­n werden müssen, damit sie nicht in den Zehenballe­n einwachsen, feinst getrimmt waren, sagte ich zufrieden: „Ein feines Geschenk!“

Sie aber machte Dackelfalt­en und erwiderte: „Wir hätten auch auf der Couch liegen und knabbern können, ohne diese Zange dazu einzuladen.“Da war mir klar: Daria freut sich tatsächlic­h nicht und ich sagte: „Wahrschein­lich hat der Krampus die Zange dazu gelegt.“Sie schaute fassungslo­s: „Wieso sollte DER mir was schenken?“ birgit.braunrath@kurier.at Facebook: BeagleDari­a

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