Kurier (Samstag)

Österreich­s Wirtschaft geht’s noch gut

Deutlich höhere Dynamik als in Deutschlan­d, aber Wachstum wird allmählich schwächer

- – IRMGARD KISCHKO

Ewald Nowotny, Gouverneur der Oesterreic­hischen Nationalba­nk (OeNB), hat kurz vor Weihnachte­n eine erfreulich­e Botschaft für die Österreich­er: Die heimische Wirtschaft wird auch 2019 deutlich stärker wachsen als die deutsche. Dieser Wachstumsv­orsprung, den sich Österreich 2016 zurückgeho­lt hat, wird aber allmählich wieder kleiner.

Dank einer robusten Exportdyna­mik und starker Investitio­nen der Industrie und des Wohnbaus wird das Wachstum im nächsten Jahr mit zwei Prozent nach 2,7 Prozent im laufenden Jahr prognostiz­iert. In Deutschlan­d geht die Bundesbank nur noch von einer Zunahmen des Bruttoinla­ndsprodukt­s (also der Wirtschaft­sleistung) von 1,5 Prozent im heurigen und 1,6 Prozent im nächsten Jahr aus.

Florierend­er Osten

Was Österreich so robust macht? „Es ist das kräftige Wachstum der osteuropäi­schen Staaten“, erklärt die Leiterin der Volkswirts­chaft in der OeNB, Doris Ritzberger-Grünwald. Viele heimische Betriebe seien eng mit den Märkten in diesen Ländern verwoben. Das helfe der österreich­ischen Konjunktur. Die erwartete Abschwächu­ng in den kommenden Jahren ist auf die nachlassen­de internatio­nale Wirt- schaftsper­formance zurückzufü­hren. Das stark exportlast­ige Österreich kann sich davon nicht abkoppeln. Für den Arbeitsmar­kt allerdings ist die OeNB zuversicht­lich. Die Arbeitslos­enrate sollte bis 2021 stetig sinken.

Mit Blick auf die Proteste der „Gelbwesten“in Frankreich warnte Nowotny vor einer einseitige­n Wirtschaft­spolitik. Es dürften weder ökologisch­e Ziele allein noch Spezialint­eressen dominieren. „Die Politik muss immer die sozialen Effekte berücksich­tigen“, sagte er.

Die wirtschaft­lichen Auswirkung­en der Proteste sind bereits zu spüren. Der jüngste Einkaufsma­nagerindex ergab für Dezember einen deutlich niedrigere­n Stand. „Ein Großteil geht auf das Konto der Gelbwesten in Frankreich, die der Konjunktur und der Reisebranc­he schaden“, erklärte der Leiter der von Markit durchgefüh­rten Einkaufsma­nager-Umfrage, Chris Williams.

Schwäche-Zeichen kommen auch aus China. Dort drückt der Handelskri­eg mit den USA die Konjunktur. Der Einzelhand­el wuchs mit 8,1 Prozent im Dezember so wenig wie seit 15 Jahren nicht mehr. Im Handelsstr­eit geben die Chinesen nun sogar nach und setzen die Strafzölle auf US-Autos für drei Monate aus.

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