Wie Flugzeuge trotz Frostgefahr sicher starten
Eis auf den Tragflächen kann schwerwiegende Folgen haben und zu Unglücken führen
Winterliche Temperaturen sind nicht nur im Straßenverkehr gefährliche Faktoren, die im schlimmsten Fall zu Unfällen führen können. Auch für Flugzeuge stellt Eis eine Gefahrenquelle dar. Besonders Vereisungen an den Tragflächen sind für die Aerodynamik ein Problem.
Grund dafür ist, dass sie die Oberflächen uneben machen, wodurch der Auftrieb verringert wird. Selbst bei geringer Vereisung reduziert er sich um bis zu einem Drittel. Das Flugverhalten ändert sich dadurch teilweise drastisch. Es kann zu einem Strömungsabriss bei einer für den Piloten unerwartet hohen Geschwindigkeit kommen.
Auch Triebwerke oder Sensoren können unter Eis leiden. Wenn sich etwa größere Eisbrocken während des Fluges lösen und in Turbinen gesaugt werden, führt das schlimmstenfalls zu Ausfällen. Sensoren, die falsche Daten liefern, können zu möglicherweise schwerwiegenden Fehlentscheidungen der Piloten führen.
Chemisches Gemisch
Um derartige Zwischenfälle zu verhindern, sind auf allen modernen Flughäfen Enteisungssysteme am Boden vorhanden, die dem einen oder anderen Flugreisenden mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits aufgefallen sind. Im überwiegenden Teil der Fälle kommt es dort zur chemischer Enteisung. Dabei wird ein Gemisch aus Glykol (Alkohol) und Wasser mit einem kleinen Anteil an Verdickern von außen auf das Flugzeug gesprüht. Das genaue Mischverhältnis ergibt sich aus der Temperatur am Boden. Über bestimmte Abflusssysteme wird die Flüssigkeit, die dabei am Boden landet, aufgefangen, um sie zu entsorgen. Auch am Flughafen Wien passiert das, wie aus einer Anfrage des KURIER hervorgeht. Laut dem Flughafen ist das verwendete Mittel auch vollständig biologisch abbaubar – ein Standard auf internationalen Flughäfen. „Ein Enteisungsvorgang dauert zwischen fünf und 15 Minuten, die Dauer und die Menge an benötigtem Enteisungsmittel ist abhängig von der Größe des Flugzeuges und der Stärke der Belagsbildung“, so ein Flughafensprecher. In den Pisten und Rollwegen sind außerdem laut dem Flughafen Sensoren enthalten, die den Pistenzustand und die Bodentemperatur messen und Rückschlüsse auf zu erwartende Oberflächenverhältnisse geben.
70 Enteiser
Der Flughafen Wien ist auch in ständigem Kontakt mit dem Wetterdienst der Austro Control, wie es heißt.
Wie häufig die Pisten und Rollwege enteist werden müssen, hängt von Niederschlagsdichte, Boden- und Belagstemperatur ab, wird erklärt. Am Flughafen WienSchwechat sind für die Flugzeugenteisung im Winter 70 Personen beschäftigt. Weitere 360 Personen halten die Rollfelder schnee- und eisfrei. Der Dienst funktioniert mittels Rufbereitschaft, die Mitarbeiter müssen also bei entsprechendem Wetter bereitstehen. 70 Fahrzeuge stehen ihnen zur Verfügung.
Zusätzlich sind nahezu alle modernen Passagierflugzeuge noch mit Enteisungssystemen ausgestattet, die die Eisbildung in der Luft verhindern sollen.
Die überwiegende Zahl an Jetlinern nutzt ein „BleedAir-System“. Dabei wird warme Abluft der Triebwerke über spezielle Leitungen in die Tragflächen geblasen. Einen für sich etwas anderen Weg wählte Flugzeughersteller Boeing bei seiner 787. Der Dreamliner wird per elektrisch beheizbarer Tragflächen frei von Eis gehalten. Propellermaschinen nutzen eine ähnliche Technik.