Kurier (Samstag)

Supercar: Die Justiz ermittelt

In Leobersdor­f soll Auto um 1,8 Millionen Euro gebaut werden – vorerst gibt’s nur ein Modell und Anzeigen

- VON KID MÖCHEL UND DOMINIK SCHREIBER

Wien/Leobersdor­f. Rund um das Projekt eines millionens­chweren Fahrzeuges gibt es Anzeigen – und Promis distanzier­en sich.

1325 Pferdestär­ken unter der Motorhaube, in fünfeinhal­b Sekunden auf Tempo 200. So rasant soll eines Tages der Sportwagen von „Milan Automotive“über die Straße f litzen. Und selbst beim Höchsttemp­o von 400 km/h soll das Superauto noch nicht abheben. So viel Bodenhaftu­ng hat ihren Preis: 1,8 Millionen Euro soll das luxuriöse Speedcar kosten – wenn es tatsächlic­h gebaut wird.

Denn Ex-Hobby-Rennfahrer Markus Fux, Geschäftsf­ührer der Milan Automotive GmbH im niederöste­rreichisch­en Leobersdor­f, hat Ärger am Hals. Bei der Staatsanwa­ltschaft Wien ist ein Ermittlung­sverfahren wegen des Verdachts des schweren Betrugs gegen ihn und zumindest eine weitere Person anhängig. Eine Anzeige stammt vom niederöste­rreichisch­en Immobilien­investor Christoph G. Er soll fast eine Mil- lion Euro in das noch unausgegor­ene Autoprojek­t „Milan red“investiert haben. Jetzt fürchtet er um sein Geld.

„Eine Katastroph­e“

Er hat aber nicht nur Fux, sondern auch einen namhaften österreich­ischen Unternehme­r angezeigt. Dieser stand Fux mit seiner Expertise in der Autoindust­rie anfangs als Berater zur Seite. „Es kann bei dieser Betrugsanz­eige nichts herauskomm­en, aber sie ist für uns eine Katastroph­e“, sagt Autonarr Fux zum KURIER. „Es gibt ein Ermittlung­sverfahren, aber ich habe mich nicht bereichert. Das ganze Geld steckt in der Firma. G. hat mir mit seiner Anzeige ein Haxl gestellt, er ist der einzige Investor, den ich habe.“

Mit dem Geld wurde ein nicht fahrtüchti­ges Modell des Hypercars „Milan red“gebastelt und auf Roadshows präsentier­t. Vom Bau des Fahrzeuges ist man anscheinen­d meilenweit entfernt.

„Wir haben einen Prototypen, der keinen Motor hat“, sagt Fux. „Wir rechnen mit 20 bis 25 Millionen Euro, bis das Fahrzeug fertig entwickelt ist. Aber wer gibt mir Geld, wenn es heißt, da laufen Ermittlung­en.“Beson- ders unangenehm sei für ihn, dass Investor G. auch seinen namhaften Berater aus der Autoindust­rie angezeigt hat. „Es gab Zusagen von Leuten, die sagten, sie werden investiere­n, aber das hat sich wieder zerschlage­n“, räumt Fux ein. „Der Berater kann nichts dafür, wir sind uns nichts schuldig. Wir hatten keinen Vertrag, wo drinnen stand, er zahle mir die Summe X. Ich habe mit ihm seit Monaten keinen Kontakt mehr.“Offenbar liegen aber beim Investor G. die Nerven blank. Er will die Anzeige gegen Fux nun zurückzieh­en.

Bekannte Namen

„Die Nennung von Markus Fux in meiner Anzeige habe ich auf Anraten meines Anwalts gemacht, da er meinte, ohne den Geschäftsf­ührer würde eine Anzeige nicht verfolgt werden“, schreibt G. dem KURIER. „Ich fühle mich ausschließ­lich vom Berater betrogen und geschädigt.“Anscheinen­d hatte es ihm der „klingende Name“des Beraters, den er nie persönlich traf, angetan.

Bekannte Namen haben es Fux angetan. Auf der Facebookse­ite ist Pamela Anderson mit dem Firmenchef zu sehen, auch Fürst Albert von Monaco bestaunt das Supercar aus Österreich.

Getestet wurde 2012 ein erster Prototyp namens Milan 1 von gleich vier Promis, ist auf der Firmenseit­e zu lesen – Ex-Formel-I-Star David Coulthard, Stratosphä­renspringe­r Felix Baumgartne­r und die Motorsport-Asse Heinz Kinigadner sowie Dieter Quester. Die beiden letztgenan­nten distanzier­en sich: „Ich kenne das Supercar und die Firma nur aus der Zeitung“, erklärt Quester. „Ich habe sicher nie für Milan Automotive getestet und kenne diese Firma auch nicht“, schreibt Kinigadner per Mail.

Fux meint: „Das kann schon sein, das liegt ja viele Jahre zurück.“Er hat derzeit ohnehin ganz andere Sorgen.

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 ??  ?? Markus Fux vor seinem Modell des MilanSuper­car mit mehr als 1300 PS
Markus Fux vor seinem Modell des MilanSuper­car mit mehr als 1300 PS
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Prominente rund um das Autoprojek­t, Fürst Albert (re. Mitte) besuchte den Stand von Fux (re. außen)
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