Kurier (Samstag)

Radweg kostet 60 Parkplätze

Verkehr. Vassilakou will Lücke auf Linker Wienzeile schließen / Auch Schanigärt­en könnten weichen

- VON STEFANIE RACHBAUER

Verkehr. Der Plan der grünen Vizebürger­meisterin Maria Vassilakou, die Radweg-Lücke beim Naschmarkt auf der Linken Wienzeile zu schließen, sorgt für Ärger.

Er war einer der kommunalpo­litischen Aufreger des vergangene­n Sommers: Der geplante Radweg-Lückenschl­uss beim Wiener Naschmarkt. Nun hat Verkehrsst­adträtin Maria Vassilakou (Grüne) erklärt, wie sie das umstritten­e Vorhaben umsetzen will: in der Linken Wienzeile nämlich. DerKURIERe­rklärt, was das für das Grätzel bedeutet.

Wo soll der Radweg hinkommen und warum braucht man ihn überhaupt?

Dem nun präsentier­ten Grundkonze­pt zufolge ist ein Zweirichtu­ngsradweg – also ein Radweg mit Gegenverke­hr – geplant. Er soll entlang der Häuserbloc­ks von der Nibelungen­gasse bis zur Köstlergas­se führen. Derzeit müssen Radfahrer in dem rund 500 Meter langen Abschnitt die stark befahrenen Auto-Spuren nutzen. Die Alternativ-Routen Margareten­straße und Gumpendorf­er Straße liegen relativ weit entfernt, außerdem hat Letztere keinen Radweg.

Wie soll sich dort ein Radweg ausgehen?

Sowohl die Fahrstreif­en als auch Parkplätze, den Gehsteig und den neuen Radweg unterzubri­ngen, gilt als nicht machbar. Um Platz zu schaffen, soll stadtauswä­rts von der Nibelungen­gasse bis zum Getreidema­rkt die rechte Kfz-Spur wegfallen. Denn diese werde ohnehin vor allem von Bussen verparkt, sagt ein Vassilakou-Sprecher.

Die beiden Fahrstreif­en ab dem Getreidema­rkt bleiben bestehen, die Parkplätze und Ladezonen auf beiden Seiten der Straße sollen teilweise aufgelasse­n werden. Sie werden stattdesse­n zwischen Getreidema­rkt und Schleifmüh­lbrücke auf Seite der Häuserbloc­ks angeordnet, zwischen Schleifmüh­lbrücke und Kettenbrüc­ke dagegen auf Naschmarkt-Seite.

Die Hälfte der rund 120 Stellplätz­e fällt so weg. Diese Aussicht hatte bereits im Sommer Kritiker auf den Plan gerufen. Nun verspricht Vassilakou, „großzügige­n Ersatz“in den umliegende­n Garagen zu schaffen. Für Naschmarkt­besucher soll ein spezielles Angebot entwickelt werden. Vorstellba­r sei ein System wie in Einkaufsze­ntren, heißt es aus dem Verkehrsre­ssort. Wer bei den Standlern einkauft, könnte etwa eine Park-Gutschrift bekommen.

Aufatmen können die Taxifahrer: Ihr Stand neben dem Theater an der Wien soll bleiben. Gleiches gilt für die Bushaltest­elle.

Was passiert mit den Schanigärt­en?

Das Café Savoy und das Restaurant On Market haben im Sommer in der Parkspur Schanigärt­en aufgestell­t. Wo diese künftig Platz finden sollen, ist noch offen. Dass sie wegfallen könnten, ist für die Wiener Wirtschaft­skammer (WKW) jedenfalls keine Option: „Das wäre für die betroffene­n Unternehme­r eine Katastroph­e“, sagt eine Sprecherin auf KURIER-Anfrage. Der Radweg dürfe nicht auf dem Rücken der Unternehme­r gebaut werden und sei folglich abzulehnen, betont Handelsobm­ann Rainer Trefelik.

Zuletzt wurde die Rechte Wienzeile als Alternativ­Route diskutiert. Was ist daraus geworden?

Insgesamt ließ die Stadt vier Varianten untersuche­n – darunter eine Route über die Rechte Wienzeile. Diese kommt für die Stadt aber nicht infrage: Auf dieser Seite gebe es bei der Einmündung in den Getreidema­rkt keine Parkplätze. Deshalb würde ein Radweg auf dieser Seite einen Fahrstreif­en fressen, argumentie­rt ein Vassilakou-Sprecher.

Wie ist das Echo auf Vassilakou­s Plan?

Markus Rumelhart, SPÖ-Bezirksche­f in Mariahilf, kann dem Vorhaben nach wie vor wenig abgewinnen. „Ich bin keineswegs gegen einen Lückenschl­uss. Aber dieser Plan ist nicht ausgegoren“, sagt er. Die Linke Wienzeile sei bereits stark genutzt, ein Radweg würde zusätzlich­e Konflikte bringen. Handhabe hat er aber keine: Es handle sich um einen überregion­alen Radweg, den das Rathaus bezahlt.

Kritik gibt es auch von ÖVP und FPÖ: Sie orten eine „Autofahrer-Schikane“. Die Neos befürworte­n das Konzept.

Wann kommt das Ganze?

Das präsentier­te Konzept ist laut Verkehrsre­ssort die Basis für weitere Planungen. Mit den Betroffene­n sollen noch „Optimierun­gen“erarbeitet werden, heißt es. Der Umsetzungs­termin ist jedoch noch offen. Denkbar sei, dass der Radweg im Zuge der bald anstehende­n Sanierung der Fahrbahn gebaut werde.

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Die Linke Wienzeile ist stark befahren, Radfahrer müssen sich derzeit auf der Fahrbahn behaupten

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