Kurier (Samstag)

Impfen: Schularzt gerät unter Druck

Gesundheit. Gemeindebu­nd will teures und uneinheitl­iches System beenden und Rolle der Hausärzte stärken

- VON MATTHIAS HOFER

Gesundheit. Gemeindebu­nd will teures System beenden und damit die Hausärzte stärken.

In der Debatte angesichts der aktuellen Masernerkr­ankungen in Österreich rückt nun auch die Rolle der Ärzte in den Fokus. Insbesonde­re die Schulärzte kommen dabei nicht gut weg. Der Gemeindebu­nd kritisiert das System schon länger als zu teuer und ineffizien­t. Präsident Alfred Riedl sieht im Schularztw­esen derzeit auch keine Unterstütz­ung beim Heben der Impfmoral.

„Das Schularzts­ystem kostet Bund, Länder und Gemeinden 30 bis 40 Millionen Euro pro Jahr“, sagt Riedl. Diesem hohen finanziell­en Aufwand stünde jedoch kein erkennbare­r Nutzen gegenüber. Das größte Problem: Das Schularztw­esen ist in jedem Bundesland unterschie­dlich ausgestalt­et, „von der Organisati­on, über die Ausstattun­g der Räumlichke­iten, bis hin zur Durchführu­ng der Untersuchu­ng“, so Riedl. Überdies gebe es keine verwertbar­e Dokumentat­ion der erhobenen Gesundheit­sdaten.

„Im Jahr 2018 ist eine Bestimmung in Kraft getreten, die erstmals Schulärzte verpflicht­et, Schutzimpf­ungen einschließ­lich elektronis­cher Dokumentat­ion, Kontrolle des Impfstatus und Impfberatu­ng durchzufüh­ren“, sagt Riedl. Gebracht habe das nichts. Einerseits gebe es immerwenig­er Schulärzte. „Und immer mehr Schulärzte lehnen aus haftungsre­chtlichen Gründen die Durchführu­ng von Imp- fungen ab. Daher sind zahlreiche Bundesländ­er davon abgegangen, Schulärzte­n diese Aufgabe zu übertragen“, kritisiert der Präsident.

Mutter-Kind-Pass

Alfred Riedl will daher ein neues System. Seine Hoffnungen ruhen dabei auf einer möglichen Erweiterun­g des Mutter-Kind-Passes bis zur Volljährig­keit der Kinder, wie sie derzeit diskutiert wird. „Der Mutter-Kind-Pass sorgt in den ersten Lebensjahr­en für eine hohe Impfbeteil­igung“, sagt Riedl. Er hofft, dass der Pass zum zentralen Gesundheit­sdokument für Eltern, Kind und Hausarzt wird – und auch Grundlage für die Durchführu­ng des gesamten (kostenfrei­en) Impfprogra­mms. Im Umkehrschl­uss würde das ein Ende der Schulärzte bedeuten. Die jährliche Untersuchu­ng würde von der Schule in die Hausarztpr­axis wandern.

Damit die Untersuchu­ngen auch tatsächlic­h gemacht werden, stellt der Gemeindebu­nd finanziell­e Konsequenz­en in den Raum. Schon jetzt müssen Eltern zum vollständi­gen Bezug des Kindergeld­es eine entspreche­nde Dokumentat­ion im MutterKind-Pass vorweisen.

„Das Schularzts­ystem kostet Bund, Länder und Gemeinden 30 bis 40 Millionen Euro pro Jahr.“Alfred Riedl Gemeindebu­nd-Präsident

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