Kurier (Samstag)

Junge meiden Bankfilial­en

Studie. Digitale Services, vor allem über Smartphone, gewinnen in allen Altersklas­sen an Bedeutung

- VON ROBERT KLEEDORFER

Die Zahl der Bankfilial­en geht weltweit und in Österreich zurück. Offensicht­lich auf den ersten Blick zu Recht, wie eine Erhebung des Unternehme­nsberaters EY belegt. Denn viele Kunden, vor allem Junge, benötigen für die Abwicklung ihrer Bankgeschä­fte keinen Berater. Es reicht das Internet.

EY hat dazu 3500 Bankkunden in sieben europäisch­en Ländern online befragt, darunter 568 Österreich­er. Demnach sprechen 54 Prozent nur dann mit Bankmitarb­eitern, wenn die Online-Services nicht ausreichen­d sind. Bei jungen Österreich­ern (18 bis 34 Jahre) ist diese Tendenz noch deutlich ausgeprägt­er (siehe Grafik). Insgesamt ist 50 Prozent ein breites digitales Angebot wichtig.

Und dennoch paradox: Knapp der Hälfte der Befragten ist das Bestehen von Bankfilial­en wichtig bzw. sehr wichtig. „Trotz digitaler Möglichkei­ten und vernetztem Banking ist der persönlich­e Kontakt für viele Kunden immer noch wichtiger Bestandtei­l der Vermögensb­eratung, gerade bei komplexere­n Produkten oder größeren Darlehen“, sagt ArminSchmi­tt, Leiter des Bereichs Financial Services Advisory und Partner bei EY Österreich. „Die Filiale ist nicht tot.“

Bankwechse­l

Jeder dritte Österreich­er würde aufgrund besserer digitaler Dienste ohne zu zögern die Bank wechseln. Das Glück der etablierte­n Banken: Der Hälfte der Befragten scheint ein Wechsel der Hausbank noch zu komplizier­t. „Etablierte Banken sollten sich jedoch keinesfall­s in Sicherheit wiegen“, sagt Schmitt. „Zahlreiche FinTechs bieten bereits heute einen schnellen, einfachen, kostenlose­n und volldigita­len Kontowechs­elservice an.“

Die Probleme wie etwa verloren gegangene Dauerauftr­äge seien inzwischen deutlich zurückgega­ngen.

Die Loyalität gegenüber der Hausbank gehe jedenfalls massiv zurück, so die Studie. 78 Prozent der Kunden verfügen über Bankkonten bei mindestens zwei verschiede­nen Instituten. Der Schlüssel zumErfolg ist laut demExperte­n eine Omnichanne­l-Strategie: Der Kunde müsse entscheide­n können, auf welchem Weg er mit seiner Bank in Kontakt tritt. Weiters könnten Partnersch­aften oder strategisc­he Kooperatio­nen mit FinTechs eingegange­n werden, um das Beste beider Welten (Filialen und digitale Services) abzubilden. Um die Filialen profitable­r zu machen, könnten Shop-inShop-Konzepte umgesetzt werden, sprich neben den klassische­n Bankdienst­leistungen sollten auch andere Services angeboten werden.

Dass solch ein Konzept aber nicht zwingend funktionie­ren muss, zeigt die heuer zu Ende gehenden Partnersch­aft zwischen der Bawag und der österreich­ischen Post.

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