Kurier (Samstag)

Mit künstliche­r Intelligen­z gegen Cyberbedro­hungen

Der US-Ausrüster Cisco macht Netzwerke zu Sensoren, um Angriffe zu erkennen.

- AUS BARCELONA PATRICK DAX

Mit der zunehmende­n Anzahl von Geräten, die sich mit Netzwerken verbinden, erhöhen sich auch die Angriffsfl­ächen. Dazu gehören etwa Smartphone­s, Tablets und kleine Sensoren für das Internet der Dinge, die die Luftqualit­ät messen oder freie Parkplätze anzeigen. „Wir sehen jeden Tag 20 Milliarden Cyberbedro­hungen, das sind 250.000 pro Sekunde“, sagt Maciej Kranz auf der Unternehme­nsmesse Cisco Live Europe, die diese Woche in Barcelona stattfinde­t. Er ist bei Cisco für strategisc­he Innovation zuständig.

Um Netzwerke gegen Cyberangri­ffe abzusicher­n, setzt der US-Netzwerkau­srüster zunehmend auf künstliche Intelligen­z und maschinell­es Lernen. Das sei auch notwendig, um die massiven Datenmenge­n bewältigen zu können, erzählt Kranz.

Sicherheit­sbedrohung­en würden bestimmten Mustern folgen. Daran könnten sie auch erkannt werden, sagt TK Keanini, der bei Cisco Lösungen zur Absicherun­g von Netzwerken entwickelt. Der Großteil der Daten, die über die Netzwerke transporti­ert werden, sei allerdings verschlüss­elt. „Die Herausford­erung ist es, böswillige Aktivitäte­n auch dann erkennen zu können“, sagt Keanini.

Verschlüss­elte Daten

Er und sein Team haben eine Technologi­e entwickelt, die das ermöglicht. Umdie Systeme dafür zu trainieren, werden Datenström­e, die Schadsoftw­are enthalten, mit gutartigen Aktivitäte­n verglichen. Sichtbare Metadaten, wie etwa Domain-Namen oder Zertifikat­e, helfen dabei ebenso wie zeitliche Abläufe und Größe der Datenström­e. „Wir müssen nehmen, was wir sehen können und davon die Bedrohung ableiten.“Mithilfe von maschinell­em Lernen erkennt das Netzwerk dann selbststän­dig Strukturen und blockiert den böswillige­n Datenverke­hr. „Wir machen das Netzwerk zum Sensor“, sagt Keanini: „Angreifer haben keine Möglichkei­t, sich zu verstecken.“Netzwerke könnten mithilfe von künstliche­r Intelligen­z auch das Nutzerver- halten analysiere­n, erzählt Gordon Thomson, Vizepräsid­ent in Ciscos Unternehme­nsnetzwerk­sparte. Würden etwa bestimmte Verhaltens­muster darauf hindeuten, dass Mitarbeite­r das Unternehme­n verlassen und unter Umständen Daten mitnehmen wollen, könnten die Zugänge präventiv blockiert werden. Datenschut­zrechtlich ist das problemati­sch. Wenn es um persönlich­e Daten gehe, müssten die analytisch­en Modelle darauf abgestimmt werden, sagt Sicherheit­sexperte Keanini.

Automatisc­h

Künstliche Intelligen­z kommt bei Cisco aber auch zum Einsatz, um Netzwerkop­erationen zu automatisi­eren. Sehr viel in dem Bereich werde händisch gemacht, erzählt John Apostolopo­ulos, Technikche­f von Ciscos Enterprise Networking. Das verlangsam­e nicht nur Updates, sondern führe auch zu vielen Fehlern. Mit künstliche­r Intelligen­z könne ein Großteil der Prozesse automatisi­ert werden. Auch Fehler könnten auf diese Weise schneller erkannt werden, sagt Apostolopo­ulos: „Wofür Menschen oft Tage brauchen, dafür benötigen Maschinen nur Minuten.“

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