Auch George W. Bush war einst ein Cheerleader
Heute sind männliche Stimmungsmacher Exoten, früher waren sie die Norm
Cheerleading, das sind strahlende, langhaarige Schönheiten am Spielfeldrand – kaum vorstellbar, dass es sich beim organisierten Anfeuern von Sportmannschaften ursprünglich um eine Männerdomäne handelte. 1889 wurden beim Football-Endspiel der University of Minnesota erstmals Jubler aus dem Publikum eingesetzt, in den 1920ern wurden an derselben Universität auch Frauen zugelassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen immer mehr College-Mädchen das Bejubeln, damals noch züchtig in langen Röcken und Sweatshirts.
Der wohl prominenteste Cheerleader der Geschichte ist George W. Bush: Der spätere Präsident der Vereinig- ten Staaten heizte in seinem letzten Jahr an der High School und später an der Universität Yale in den 1960erJahren der Menge ein. Auch seine Amtskollegen Ronald Reagan, Dwight D. Eisenhower und Franklin D. Roosevelt sorgten hinter der Seitenlinie für Stimmung bei Schulsportveranstaltungen.
Beim 53. Super Bowl kommen für das Team der Los Angeles Rams nun erstmals männliche Cheerleader zum Einsatz. Quinton Peron und Napoleon Jinnies, beide ausgebildete Tänzer, mussten sich genauso wie ihre weiblichen Kolleginnen in einem harten Auswahlverfahren durchsetzen. Peron kann sein Glück noch gar nicht fassen: „Es ist wie ein Märchen.“ Heute reißen sich die Fans um Tickets für die Spiele der Rollergirls. Die Halbzeitshows der Fearleader – ein Mix aus Akrobatik, Tanz und humoristischen Elementen – sind Kult. „Es ist ein bisschen traurig, dass wir mehr Aufmerksamkeit bekommen als die Sportlerinnen“, sagt Felderer.
Kritik erleben die Fearleaders wenn, dann nur im Internet. Als in US-Medien Berichte über das Männerteam erschienen, ließen die ersten „Todeswünsche“in den Foren nicht lange auf sich warten. Fast alle Hassposter sind Männer. Warum? „Ich glaube, da spielt eine Verunsicherung mit, dass das eigene Männerbild nicht mehr zeitgemäß ist“, sagt Felderer. Die allermeisten Reaktionen fallen aber „sehr positiv“aus. „Ich sehe es an den Gesichtern, an der Stimmung, dass wir wirklich Freude bereiten. Das ist ein irrsinnig schönes Gefühl.“