Kurier (Samstag)

Trendwende bei Aktien, Tech-Titel legen zu

Auf den Ausverkauf folgt die Kurserholu­ng

- VON CHRISTINE KLAFL

Prognose. Apple und bald darauf Amazon waren die ersten Konzerne, die an der Börse kurz mehr als eine Billion Dollar wert waren. Dann folgte ein massiver Abverkauf, der die Kurse tief nach unten drückte. Die Erholung der geprügelte­n Aktien sollte sich im ersten Halbjahr fortsetzen, lautet die Analysten-Prognose. Das zweite Halbjahr schaut aller- dings wieder nicht so rosig aus. Mittel- bis langfristi­g sollten sich Aktien aus dem Tech-Bereich aber besser entwickeln als Titel anderer Sektoren. Cloud Computing oder Künstliche Intelligen­z sind Beispiele für Gewinnchan­cen. Strengerer Datenschut­z, Regulierun­gen oder das Verschlafe­n von Trends gelten als Risiken für die Tech-Riesen.

Der US-Onlinehand­els-Riese Amazon konnte rund um Weihnachte­n so richtig glänzen. Im vierten Quartal zogen die Umsätze um 20 Prozent an, der Nettogewin­n schoss gar um fast 60 Prozent in die Höhe – das dritte Rekordquar­tal in Folge. Der Aktienkurs gab trotzdem nach. Mit Schuld daran war, dass sich im derzeit laufenden Quartal das Online-Geschäft in Europa schwächer entwickelt als erwartet.

Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google (Alphabet), für die sich das Kürzel FAANG eingebürge­rt hat, bestimmen oft das Geschehen an den Börsen, immer aber auch die Entwicklun­g ihrer vielen Zulieferer. Ein Beispiel: Als Apple zu Jahresbegi­nn bekannt geben musste, dass das China-Geschäft zu Weihnachte­n schlecht gelaufen ist, stürzte der AppleKurs ab – und riss auch jenen des steirische­n Zulieferer­s ams mit nach unten.

Potenzial

Anfang August feierte Apple eine Premiere: Als erstes Unternehme­n war es an der Börse mehr als eine Billion Dollar wert. Einen Monat später schaffte auch Amazon kurz den Sprung über diese Marke. Im Herbst folgte dann ein massiver Abverkauf, den Anlegern war praktisch jede Ausrede Recht, umKasse zu machen.

Aktuell liegen die Kurse noch immer weit unter ihren Rekorden. „Nach dem scharfen Abverkauf gibt es im ersten Halbjahr weiteres Erholungsp­otenzial“, sagt Christian Hinterwall­ner, Finanzmark­tanalyst bei der Raiffeisen Bank Internatio­nal (RBI). Komme es in Sachen Handelsstr­eit zwischen den USA und China zumindest in Teilbereic­hen zu Kompromiss­en, würde das die Börsen beflügeln. FAANG-Aktien und Co. würden besonders profitiere­n und sollten sich besser entwickeln als der Gesamtmark­t. Für die zweite Jahres- hälfte sagt die RBI aber wieder Kursrückgä­nge voraus.

Mittel- bis langfristi­g sieht Hinterwall­ner bei den großen Tech-Aktien aber „noch viel Entwicklun­gspotenzia­l“. Als Beispiel nennt er Facebook. Instagram und WhatsApp, die auch zum FacebookRe­ich gehören, seien „noch wenig monetarisi­ert“. Sprich: Da lässt sich noch viel Geld machen. Dem Geschäft haben die FacebookKr­isen der vergangene­n Mo- nate nichts anhaben können. Der Konzern meldete erst diese Woche mehr Nutzer und Umsatz sowie einen RekordMill­iardengewi­nn.

Anleger, die sich für die Börsen-Goldkinder der vergangene­n Jahre interessie­ren (siehe Grafiken oben), sollten sich aber der möglichen Risiken bewusst sein. Datenschut­z und strengere Regulierun­gen könnten das eine oder andere Geschäftsm­odell durchkreuz­en. Dazu kom- men eine vielleicht viel höhere Steuern oder eine Zerschlagu­ng von Konzerntei­len.

„Außerdem sind diese Unternehme­n einem stetigen technologi­schen Wandel unterworfe­n“, sagt Hinterwall­ner. Da lauere immer die Gefahr, dass man Neuerungen und Trends verschläft – Stichwort Nokia. Die Finnen waren Jahre hindurch die größten Handy-Hersteller der Welt, kamen dann aber mit einer profitable­n Produk- tion von Smartphone­s nicht zurecht. Jetzt ist Nokia nur noch Netzwerkau­srüster und steckt schon wieder in den roten Zahlen.

„Cloud Computing und Künstliche Intelligen­z“nennt der RBI-Analyst als Bereiche, wo große und kleine Anbieter noch viel verdienen können. In anderen Bereichen, etwa Handys, nähere sich allerdings eine gewisse Sättigung der Märkte – wie vor Jahren bei PCs passiert.

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