Trendwende bei Aktien, Tech-Titel legen zu
Auf den Ausverkauf folgt die Kurserholung
Prognose. Apple und bald darauf Amazon waren die ersten Konzerne, die an der Börse kurz mehr als eine Billion Dollar wert waren. Dann folgte ein massiver Abverkauf, der die Kurse tief nach unten drückte. Die Erholung der geprügelten Aktien sollte sich im ersten Halbjahr fortsetzen, lautet die Analysten-Prognose. Das zweite Halbjahr schaut aller- dings wieder nicht so rosig aus. Mittel- bis langfristig sollten sich Aktien aus dem Tech-Bereich aber besser entwickeln als Titel anderer Sektoren. Cloud Computing oder Künstliche Intelligenz sind Beispiele für Gewinnchancen. Strengerer Datenschutz, Regulierungen oder das Verschlafen von Trends gelten als Risiken für die Tech-Riesen.
Der US-Onlinehandels-Riese Amazon konnte rund um Weihnachten so richtig glänzen. Im vierten Quartal zogen die Umsätze um 20 Prozent an, der Nettogewinn schoss gar um fast 60 Prozent in die Höhe – das dritte Rekordquartal in Folge. Der Aktienkurs gab trotzdem nach. Mit Schuld daran war, dass sich im derzeit laufenden Quartal das Online-Geschäft in Europa schwächer entwickelt als erwartet.
Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google (Alphabet), für die sich das Kürzel FAANG eingebürgert hat, bestimmen oft das Geschehen an den Börsen, immer aber auch die Entwicklung ihrer vielen Zulieferer. Ein Beispiel: Als Apple zu Jahresbeginn bekannt geben musste, dass das China-Geschäft zu Weihnachten schlecht gelaufen ist, stürzte der AppleKurs ab – und riss auch jenen des steirischen Zulieferers ams mit nach unten.
Potenzial
Anfang August feierte Apple eine Premiere: Als erstes Unternehmen war es an der Börse mehr als eine Billion Dollar wert. Einen Monat später schaffte auch Amazon kurz den Sprung über diese Marke. Im Herbst folgte dann ein massiver Abverkauf, den Anlegern war praktisch jede Ausrede Recht, umKasse zu machen.
Aktuell liegen die Kurse noch immer weit unter ihren Rekorden. „Nach dem scharfen Abverkauf gibt es im ersten Halbjahr weiteres Erholungspotenzial“, sagt Christian Hinterwallner, Finanzmarktanalyst bei der Raiffeisen Bank International (RBI). Komme es in Sachen Handelsstreit zwischen den USA und China zumindest in Teilbereichen zu Kompromissen, würde das die Börsen beflügeln. FAANG-Aktien und Co. würden besonders profitieren und sollten sich besser entwickeln als der Gesamtmarkt. Für die zweite Jahres- hälfte sagt die RBI aber wieder Kursrückgänge voraus.
Mittel- bis langfristig sieht Hinterwallner bei den großen Tech-Aktien aber „noch viel Entwicklungspotenzial“. Als Beispiel nennt er Facebook. Instagram und WhatsApp, die auch zum FacebookReich gehören, seien „noch wenig monetarisiert“. Sprich: Da lässt sich noch viel Geld machen. Dem Geschäft haben die FacebookKrisen der vergangenen Mo- nate nichts anhaben können. Der Konzern meldete erst diese Woche mehr Nutzer und Umsatz sowie einen RekordMilliardengewinn.
Anleger, die sich für die Börsen-Goldkinder der vergangenen Jahre interessieren (siehe Grafiken oben), sollten sich aber der möglichen Risiken bewusst sein. Datenschutz und strengere Regulierungen könnten das eine oder andere Geschäftsmodell durchkreuzen. Dazu kom- men eine vielleicht viel höhere Steuern oder eine Zerschlagung von Konzernteilen.
„Außerdem sind diese Unternehmen einem stetigen technologischen Wandel unterworfen“, sagt Hinterwallner. Da lauere immer die Gefahr, dass man Neuerungen und Trends verschläft – Stichwort Nokia. Die Finnen waren Jahre hindurch die größten Handy-Hersteller der Welt, kamen dann aber mit einer profitablen Produk- tion von Smartphones nicht zurecht. Jetzt ist Nokia nur noch Netzwerkausrüster und steckt schon wieder in den roten Zahlen.
„Cloud Computing und Künstliche Intelligenz“nennt der RBI-Analyst als Bereiche, wo große und kleine Anbieter noch viel verdienen können. In anderen Bereichen, etwa Handys, nähere sich allerdings eine gewisse Sättigung der Märkte – wie vor Jahren bei PCs passiert.