Kurier (Samstag)

Biomasse: Köstinger will SPÖ mit neuem Gesetz ausmanövri­eren

Nach dem Veto im Bundesrat will die türkis-blaue Bundesregi­erung die Förderung der Kraftwerke gesetzlich den Ländern überlassen

- – CHRISTIAN BÖHMER – ANITA STAUDACHER

Es ist der Tag nach dem Aufstand im Bundesrat, und für Elisabeth Köstinger geht es jetzt einmal darum, das Ruder wieder fest in die Hand zu nehmen.

Zum ersten Mal in der Geschichte des Bundesrats hat die Länderkamm­er am Donnerstag ein Gesetz verhindert. Die Novelle des Ökostromge­setzes scheiterte an der nötigen Zustimmung der SPÖ-Fraktion. Förderunge­n von 140 Millionen Euro hängen damit in der Luft – und mit ihnen ist die Zukunft von 47 Biomassekr­aftwerken in Gefahr.

Für Köstinger als zuständige Ministerin ist das nur schwer zu akzeptiere­n. Bei einer Freitagabe­nd eilends einberufen­en Pressekonf­erenz macht sie ihrem Unmut unverhohle­n Luft: „Die Jubelstimm­ung in der SPÖ irritiert mich ungemein“, sagt sie. Immerhin habe das Nein im Bundesrat zur Folge, dass 6000 Jobs in Gefahr seien.

SPÖ, Gewerkscha­ft und Arbeiterka­mmer sehen das anders. Geht es nach den Interessen­vertretern, sichern die angesproch­enen 47 Anlagen „nur“100 Jobs.

Für Köstinger noch so eine Behauptung, die sie ärgert, irritiert. Aber vor allem: die sie so nicht stehen lassen will. „Natürlich muss man auch all Beschäftig­ten in die Rechnung mit einbeziehe­n, die Teil der Wertschöpf­ungskette sind.“Sie meint damit Forst- und Landwirte, die bei den Kraftwerke­n ihr Schadholz zuliefern; oder auch Fuhruntern­ehmer und Tankstelle­npächter, die vom Holztransp­ort profitiere­n.

Kein Interesse

„Die SPÖ hat kein Interesse am Ökostrom“, sagt Köstinger. Doch damit ist nicht geklärt, wie es weiter geht. Was tut die Bundesregi­erung?

Köstinger präsentier­te Freitagabe­nd so etwas wie einen Plan B, mit dem der Bundesrat – und vor allem die SPÖ-Fraktion – ausmanövri­ert werden kann. „Wir werden ein Biomasse-Grund- satzgesetz vorlegen“, sagt sie. Der juristisch­e Kniff daran: ÖVP und FPÖ beschließe­n im Nationalra­t „nur“den groben gesetzlich­en Rahmen. Die Ausführung­sgesetze müssen die neun Länder erledigen.

Das dauert zwar länger als die Novelle eines existieren­den Gesetzes, hat aber aus Regierungs­sicht den Vorteil, dass der Bundesrat kein Veto einlegen kann – weil die Länder selbst entscheide­n.

Anfang März soll der „Rahmen“stehen, sagt Köstinger. Sie rechnet nicht mit gröberen Problemen. Immerhin seien SPÖ-dominierte Länder wie Wien „Haupt-Profiteure“.

Ganz so klaglos dürfte die Causa wohl doch nicht über die Bühne gehen. „Die Ministerin steuert sehenden Auges auf ihr nächstes ,BiomasseWa­terloo’ zu“, sagte Wiens Umweltstad­trätin Ulli Sima noch am Abend. Das angekündig­te Gesetz müsse in Brüssel notifizier­t werden und drohe zu scheitern. „Nur, weil der ÖVP das Wahlverhal­ten der Bundesräte zur Biomassefö­rderung nicht passt.“

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Ministerin Köstinger: „Die Jubelstimm­ung in der SPÖ irritiert mich“

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