Ein Weckruf im Kapuzenpulli
Warnungen vor Russland bei der 55. Sicherheitskonferenz. Auch Ivanka Trump reiste an
Die Aufmerksamkeit war ihm gewiss, als Wolfgang Ischinger Freitagnachmittag im Hotel „Bayerischer Hof“in München ans Rednerpult trat. Denn der Ex-Spitzendiplomat trug bei der Eröffnung der weltweit wichtigsten Sicherheitskonferenz nicht etwa Anzug und Krawatte, sondern – einen Kapuzenpulli. Darauf: Eine EU-Flagge mit 27 Sternen. Der 28. befand sich – mit Blick auf den Brexit – auf der Rückseite des Sweaters.
Europa müsse für sich selbst sprechen und handeln, und zwar mit nur einer Stimme, begründete der langjährige Konferenzleiter seine Kleiderwahl angesichts der Herausforderungen für den Kon- tinent. Zu den größten zählt Russland – das der britische Verteidigungsminister Williamson scharf attackierte. „Die NATO ist wichtiger als je zuvor, denn ein alter Gegner ist zurück“, sagte er. „Wir sehen, wie rücksichtslos Russland ist.“Eine starke NATO sei die „beste Sicherheitsgarantie“.
4400 Polizisten
Williamsons deutsche Kollegin Von der Leyen sprach von der „Wiederkehr der Konkurrenz großer Mächte“und kündigte an, Deutschland werde in der NATO mehr Verantwortung übernehmen. Es bekenne sich zur Partnerschaft mit den USA und Großbritannien – auch nach dem Brexit.
Insgesamt nehmen an der bis Sonntag dauernden 55. Sicherheitskonferenz 30 Staats- und Regierungschefs und rund 90 Minister aus aller Welt teil, geschützt von 4400 Polizisten. Auch Ivanka Trump, Lieblingstochter und Beraterin des US-Präsidenten (siehe auch Seite 5), reiste an Konferenzleiter Ischinger im EU-Pulli: Der „britische“Stern befand sich am Rücken und traf sich mit Von der Leyen. Aus Österreich kam Außenministerin Karin Kneissl. Themen sind neben USA und Russland der von Washington und Moskau aufgekündigte Abrüstungsvertrag INF, Iran, China und Krisenherde wie Nahost und Afghanistan.