Wie sich Neonazis fit machen für den Umsturz
Turniere im Visier der Behörden
Keine Regeln – so die Grundregel. Es darf getreten, geschlagen, geworfen, geschoben werden. Aus ist ein Kampf, wenn einer aufgibt, ohnmächtig wird oder der Ringrichter abbricht. Es fließt Blut bei MMA-Kämpfen. MMA steht für Mixed Martial Arts, eine Kampfsportart, in der Techniken aller Kampfsportarten verwendet werden.
Aber weniger wegen seiner Brutalität gerät dieser Sport in Deutschland nun ins Zwielicht als wegen rechtsextremer Tendenzen. Denn zumindest in Teilen der MMA-Szene geht es vor allem um eines, wie Rechtsextremismusforscher Robert Claus sagt: „Die Szene trainiert ihre Gewaltkompetenz, sie trainiert für den Tag X.“Es gehe darum, sich fit zu machen für den Umsturz – und um Rekrutierungen.
Ex-Hooligan
Es ist ein Name, der in diesem Zusammenhang seit geraumer Zeit immer wieder fällt: Denis Nikitin, ExHooligan und Unternehmer in Deutschland. Und einer mit Visionen: „Meine Aufgabe ist global, ich muss alle Lebensbereiche eines modernen Menschen abdecken“, sagte er in einem Interview 2017. Seine Botschaft in dem Gespräch mit einer ukrainischen Webseite: „Entwickelt euch weiter, habt Erfolg! Sieg heil!“
Das Paket, das Nikitin anbietet: Bekleidung, Zubehör, Sportnahrung, Wandergruppen, Selbstverteidigungskurse und eben MMATurniere. All das mit rechtsextremem Hintergrund. Zu seiner Sparte Kampfsport sagte Nikitin einmal: „Ich gebe weißen Jungs die Möglichkeit, ihre Kräfte zu messen.“Mittlerweile hat Nikitin MMA-Turniere in Italien, Frankreich und vor allem Deutschland organisiert. Mit Erfolg: Kamen anfangs einige Dutzend Zuschauer, waren es zuletzt 600.
Nikitins Biografie wirft Fragen auf. Wie der Spiegel berichtet, heißt Nikitin Denis Kapustin, kam 2001 als jüdischer Kontingentflüchtling aus Russland nach Deutschland, lebte danach aber in Moskau, wo er in der mit dem Geheimdienst FSB verbundenen HooliganSzene aktiv war. Außerdem ist er vier Jahre älter, als er vorgibt zu sein, und sitzt derzeit in der Ukraine fest. Die ukrainischen Behörden nahmen ihn wegen Drogen- und Waffengeschäften fest.
Ein Fazit, das Claus zieht: Grundsätzlich finde die Kampfsportszene bei den deutschen Behörden bisher zu geringe Aufmerksamkeit. Nicht nur polizeilich, sondern auch sportpolitisch, wie Claus in Hinblick auf den weitestgehend unregulierten Raum meint, in dem Leute wie Nikitin agieren.