Kurier (Samstag)

Trumps EU-Zorn erhält Nahrung: USA fallen in Exportbila­nz zurück

Strafzölle der USA für europäisch­e Autos rücken näher. Vorentsche­idung soll bis Sonntag fallen.

- VON H. SILEITSCH-PARZER

Jetzt wird es eng für Europas Autoindust­rie. Bis Sonntag legt das US-Handelsmin­isterium seine Einschätzu­ng vor, ob die Einfuhr von Autos die nationale Sicherheit der USA gefährdet. So skurril das klingen mag: Falls ja, hätte Präsident Trump 90 Tage Zeit, um Gegenmaßna­hmen zu ergreifen. Angedroht sind Strafzölle von 25 Prozent.

Das würde die deutsche Autoindust­rie massiv treffen (und im Schlepptau viele österreich­ische Zulieferbe­triebe). Laut Ifo-Institut könnten die Zölle die Exporte von VW, Mercedes & Co. in die USA langfristi­g halbieren. Was ein Schaden von 11,6 Milliarden Euro wäre. Dabei sind mögliche Mehrexport­e in andere Länder berücksich- tigt, das „reine“US-Exportminu­s für deutsche Autoherste­ller würde sonst sogar 18,4 Milliarden Euro ausmachen.

Deutscher Exportboom

Wie Trump entscheide­t, ist ungewiss. Die Wahrschein­lichkeit, dass er ein Exempel statuieren will, ist gestiegen. Am Freitag lieferten ihm Eurostat-Handelszah­len ein Argument. Demnach ist der EU-Exportüber­schuss gegenüber den USA 2018 nämlich um 17 Prozent auf 140 Milliarden Euro gestiegen. Der deutsche Beitrag dazu machte 49 Milliarden Euro aus.

Die Deutschen selbst sind zwar stolz auf den weitaus größten Exportüber­schuss aller EU-Staaten (Grafik). Doch nicht nur Trump sieht das mit Argwohn, auch Ökonomen kritisiere­n die unausgewog­ene deutsche Wirtschaft.

Das größte Minus im Warenausta­usch wiesen die Briten auf. Sie sind also mehr als alle anderen auf Einfuhren angewiesen, haben aber zugleich durch den Brexit weniger Geschäft zu verlieren. Österreich­s Defizit imWaren- handel von 7,7 Mrd. Euro wird vom Überschuss bei Dienstleis­tungen und Tourismus mehr als kompensier­t.

Eigentlich hatte Trump im Juli 2018 versproche­n, keine Sonderzöll­e einzuführe­n, solange mit der EU über niedrigere Industriez­ölle verhandelt wird. Die Gespräche treten aber auf der Stelle. Ähnlich jene mit China: Die verliefen laut US-Minister Steven Mnuchin „produktiv“, eine Einigung ist aber noch fern. Somit droht schon ab 1. März die nächste Lawine von US-Strafzölle­n auf chinesisch­e Produkte.

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