Hatschi! Silber glänzt wie Gold
Ob Marcel Hirscher oder Tennis-Ass Dominic Thiem – wenn die beiden es vor einem Großereignis wagen, verkühlt oder k.o. zu sein, dann finden sich stets Skeptiker, die Österreichs Sport-Aushängeschildern via Postings Ausredensuche und Schauspielerei unterstellen. In Wahrheit sind solche Besserwisser krank. Und das System ist es auch.
Umstrittene Weltmeisterschaften wird es immer geben. Oft bläst der Wind zu stark wie in Åre, wo die Mehrzahl der Bewerbe verkürzt werden musste. Oft waren WM-Rennen auch in klassischen Alpinzentren, vor allem wenn oberhalb der Baumgrenze gefahren wird, bei Nebel zur undurchsichtigen Sach’ geworden. Umso bemerkenswerter, dass bei der Minimundus-WM in Åre entgegen der WM-Tradition keine Zufallschampions vom Podest winken.Trotzdem: Sportlich viel aussagekräftiger ist im Freiluftsport der Weltcup, obwohl der (konträr zu Olympia und WM) null öffentliche Wertschätzung genießt in Nordamerika. Noch viel weniger als dort die Formel 1.
Die Formel 1 stellten schon die Ski-(Ex-)Weltmeister Harti Weirather und Patrick Ortlieb ihren Funktionären als Vorbild hin. Bezüglich Vermarktung. Und hinsichtlich Gagen, die im Motorsport ums x-fache höher sind, erst recht. Auch taugte es schon der Skifahrergeneration vor Hirscher, dass der schnellste Lenkraddreher nicht nach einem einzigen Rennen (in dem der Zufall Regie führen kann), sondern basierend auf den Resultaten einer ganzen Saison zum Weltmeister gekürt wird.
Im Skisport wäre Ähnliches möglich, wenn Klassiker wie Kitzbühel, Wengen, Schladming in die WM-Wertung einbezogen werden und Ende Februar die Besten der Besten von Abfahrt, Super-G, Slalom und Riesentorlauf zu einem finalen Stechen um die Medaillen antreten würden.
Hirscher kann auf solche Vorschläge husten. In Anbetracht seiner Verkühlung glänzt die im anstrengendsten Alpinbewerb (= Riesenslalom) errungene Silberne wie Gold. Es ist seine zehnte WM-Medaille. Und zum achten Mal Gesamtweltcupsieger wird Hischer kurz nach dem 30. Geburtstag im März sowieso.
wolfgang.winheim@kurier.at