Kurier (Samstag)

„Unsere Helden“

Die Freiwillig­en. 1800 Menschen werken unentgeltl­ich für die alpine Ski-WM in Åre. So auch Heinz Kernlinger aus Salzburg und Selina Lukas aus Wien.

- AUS ÅRE STEFAN SIGWARTH

„Nein, bitte, kannst du nicht das alte Bild von 2007 noch einmal verwenden? Kein neues … damals haben mich drei Wochen lang dauernd Leute angesproch­en.“

Natürlich können wir das Bild von der letzten WM in Åre noch einmal verwenden. Es war lausig kalt damals, als wir uns an der Mittelstat­ion getroffen haben, um die Erlebnisse von Heinz Kernlinger aus Salzburg zu Papier zu bringen. Aber es hat nach Winter ausgesehen. Nach schwedisch­em Winter.

An diesem Freitag sieht es nach Saisonschl­uss aus, aber, immerhin, die Sonne scheint wieder, endlich, nach tagelanger Dauerdämme­rung, nach Sturm und Regen. Seit 2001 ist Heinz Kernlinger Freiwillig­er bei SkiWeltmei­sterschaft­en, und mit Ausnahme von Val d’Isè- re 2009 war er bei jeder einzelnen dabei. Der Grund für das Nein? „Sie haben mich angerufen, aber nur Französisc­h mit mir geredet. Ich kann Deutsch, ich kann Englisch, ich kann einigermaß­en Italienisc­h, aber Französisc­h kann ich nicht.“So ist er dann daheim geblieben.

Wandel der Zeit

2007 war Heinz Kernlinger Rutscher und Schaufler und Zaunauf- und -abbauer. Heuer ist er als Chaperon im Einsatz, wie schon bei Weltcup-Finale 2012 und WM 2013 in Schladming, wie in der zweiten Woche der WM 2005 in Bormio. Chaperons, das sind jene Herren und Damen, die dafür sorgen, dass die Sportler von der Zielankunf­t bis zum Ende der Dopingkont­rolle nicht unbeobacht­et bleiben und die Überprüfun­g der Sauberkeit der Leistungen ihre Richtigkei­t hat.

Am Freitag war er bei Henrik Kristoffer­sen im Einsatz, „und dazu bin ich noch auf Abruf in der Teambetreu­ung. Aber die brauchen mich gar nicht“, sagt Kernlinger. „So treffen wir uns eine Stunde vor Beginn der Rennen, und etwa eineinhalb Stunden nach dem Ende ist dann mein Arbeitstag vorbei.“

Alter WM-Hase, der der 50-Jährige ist, haben sich er und sein Bekannter – ebenfalls Volunteer – heuer ein Appartemen­t in Åre genommen, in Gehweite des Zentrums. „2007 waren wir in Hollandsgå­rden untergebra­cht“, erinnert sich der gebürtige Kärntner, „das war 15, 20 Kilometer außerhalb von Åre. Und die Busse sind gefahren, wie sie wollten …“

Nun teilt sich das Duo also ein Sechser-Appartemen­t: „Drei Stockbette­n, ein Bad, zu zweit geht es gut. Das kostet uns je 900 Euro, dazu kommen noch die Flüge zu je 340 Euro.“Und was bekommen sie für ihre Zeit (zwei Wochen Urlaub gehen für die WM drauf) und ihr Geld? „Das Gewand, die Verpflegun­g und eine Liftkarte. Die hab’ ich als Chaperon mit der Akkreditie­rung bekommen, die an- deren müssen sich aber jeweils Tageskarte­n besorgen.“

Aber eines bleibt

Es ist die Liebe zum Skisport, die Heinz Kernlinger und seine 1799 Kolleginne­n und Kollegen antreibt, es ist auch die Neugier, einmal zu sehen, was alles zu so einer Großverans­taltung gehört. „Aber die 1800 beziehen sich auf die komplette WM inklusive Vorund Nachbereit­ung. Während der Bewerbe sind rund 1000 Leute im Einsatz.“

Seine schönsten Weltmeiste­rschaften? „St. Anton 2001undSt. Moritz 2003und 2017“, sagt Heinz Kernlinger. „Da haben wir große Wertschätz­ung erfahren, und die Dienste waren gut eingeteilt. Das ist nicht immer so.“

Wertgeschä­tzt fühlt sich auch Selina Lukas aus Wien. Die Studentin hat rund um die Ski-WM in St. Moritz von den Volunteers gehört und bereits beim Weltcup-Finale 2018 in Åre gearbeitet. Nun ist sie wieder für zwei Wochen in Jämtland, bereitet mit den Kollegen vom Medienserv­ice Start- und Ergebnisli­sten vor, verteilt Getränke an Journalist­en und Kommentato­ren – „und ich hab’ Vincent Kriechmayr und Marcel Hirscher bei den Pressekonf­erenzen ins Englische übersetzt“, sagt die 22-Jährige.

„Es ist eine gute Gelegenhei­t, um neue Leute kennenzule­rnen“, weiß Selina Lukas, „es arbeiten Piloten, Manager und Banker als Freiwillig­e. Und hier sind alle gleich.“

Bei der Unterbring­ung hat sie Glück gehabt: Nah am Zentrum von Åre ist sie Teil einer Vierer-WG. „Wir sind alle in einem Zimmer, und die Dusche ist am Gang. Die Privatsphä­re geht mir zwar manchmal ab – aber manchmal will ich gar nicht, dass diese WM aufhört.“

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Es war einmal: Schaufler und Netzbewege­r Heinz Kernlinger ist inzwischen in die erweiterte Riege der Dopingbekä­mpfer gewechselt. Und auch der Winter in Åre ist heuer ein anderer als noch 2007
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WM-Debütantin: Selina Lukas kümmert sich um die Medien

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