„Auch traditionsreiche Berufsgruppen haben großes Zukunftspotenzial“
Mag.(FH) Maria Smodics-Neumann, Wiener Spartenobfrau und Abgeordnete zum Nationalrat über die neuesten Trends
KURIER: Die Anzahl der Wiener Gewerbe- und Handwerksbetriebe steigt überdurchschnittlich im Vergleich zu anderen Branchen. Welche Chancen und Herausforderungen sehen Sie in dieser Entwicklung? Smodics-Neumann:
Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, dass auch traditionsreiche Berufsgruppen viel Potenzial für die Zukunft haben. Die wachsende Zahl der Unternehmen bedeutet beides: eine Chance, Produkte und Leistungen anzupassen und die Qualität aufrecht zu halten, aber auch eine Herausforderung, weil viele Betriebe durch Mitbewerber zu Höchstleistungen angespornt werden. Eine Chance zum Wachstum sehe ich auch im Erschließen von neuen Märkten und beim Schaffen von Kooperationsmöglichkeiten, besonders für kleinstrukturierte Branchen. In unserer Sparte haben wir et a die Plattformen ,Sicher daheim’ und ,Wiener Kunsthandwerk’ etabliert. Beide richten sich nicht nur an Konsumenten, sondern dienen auch dem branchenübergreifenden Austausch.
Gibt es noch andere Trends - abgesehen von der steigenden Anzahl an Mitgliedsbetrieben?
Neueste Technologien, Stichwort Social Media und Digitalisierung, schaffen neue Kommunikationskanäle und Absatzmöglichkeiten. Sie bedingen aber auch eine Auseinandersetzung mit Themen wie Datenschutz und Datensi- cherheit. Neueste Technologien sind aber auch gefragt, um umweltpolitische Vorgaben z.B. in der Kraftfahrzeugtechnik oder in der Sanitärtechnik zu erfüllen. Ein ganz anderes Thema, das viele unserer Mitgliedsbetriebe in nächster Zeit betrifft, ist der Generationenwechsel bzw. die Betriebsübergabe in Familienbetrieben. In all diesen verschiedenen Themenbereichen versuchen wir als Wirtschaftskammer Wien mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Was benötigen die Wiener Gewerbe- und Handwerksbetriebe aktuell?
Aufgrund der Vielfalt an Betrieben und Berufszweigen gibt es auch unterschiedlichste Wünsche. Drei Wünsche haben aber die meisten Mitgliedsbetriebe: den Wunsch nach gut ausgebildeten Fachkräften, den Wunsch nach einer starken Interessenpolitik und den Wunsch nach einem verlässlichen Servicepartner zur Beratung. Bei der Erfüllung aller drei Wünsche versuchen wir bestmöglich zu helfen.
Der Meisterabschluss wurde im Nationalen Qualifikationsrahmen einem Bachelor- und Ingenieurabschluss gleichgesetzt. Was bedeutet das für die Zukunft?
Die Auf ertung des Meisterabschlusses ist ein wichtiger Schritt, um auch die internationale Anerkennung der Ausbildung zu gewährleisten. Ich sehe es auch als Chance, neue Ziel- gruppen für die Lehre zu gewinnen, zum Beispiel durch das Ausbildungsmodell „Lehre nach der Matura“.
Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft?
Ein Wunsch bleibt die Entbürokratisierung, damit Unternehmen mehr Zeit für ihren Unternehmenszweck auf enden können und weniger für administrative Belange. Wer sich selbstständig macht, möchte sich mit seiner Unternehmensidee beschäftigen und nicht mit dem Ausfüllen von Statistiken und gesetzlich verpflichtenden Meldungen.
Ein weiteres Anliegen ist mir auch, den UnternehmerInnen Lust auf die Arbeit mit Jugendlichen in der Ausbildung zu machen. Auszubilden ist ein Investment in die Zukunft der eigenen Branche. Und ein immerwährender Wunsch ist, dass die UnternehmerInnen den Hunger nach Wissen behalten. Nur so bleiben sie am Puls der Zeit und damit wettbewerbsfähig.