Kurier (Samstag)

Alltag: „Brutalität macht die Sache nur schlimmer“

Speiseaufz­ug soll Auslöser für Dreifachmo­rd gewesen sein

- – PATRICK WAMMERL

Praxis.

Szenen wie vor zwei Wochen, als ein 23-jähriger Afghane vor der Waldviertl­er Diskothek Ypsilon in Heidenreic­hstein einen SecurityMi­tarbeiter mit einer abgebroche­nen Flasche attackiert­e und verletzte, seien die Ausnahme, sagt Diskothekb­etreiber Joachim Nöbauer. Dass es ein Ausländer-Problem gibt, lässt er nicht gelten.

Seit 25 Jahren gehören vier bis sechs Türsteher zu seinem Disco-Alltag. „Die sind bei mir angemeldet, haben eine Erste-Hilfe-Ausbildung, einen guten Körperbau und sind per Funk mit den Barleuten verbunden“, sagt Nöbauer. Alarmknöpf­e helfen dem Personal, wenn im Lokal ein handfester Streit geschlicht­et werden muss. „Gewalt darf bei uns nicht mit Gewalt beseitigt werden. Brutalität macht die Sache nur schlimmer“, so der Chef. Die Sicherheit der Gäste habe höchste Priorität. „Das ist unser Kapital. Nur wenn sich die Leute wirklich sicher fühlen, kommen sie wieder“, meint Nöbauer. Er glaubt, dass Metall-Scanner in rund drei bis vier Jahren zur Grundausst­attung gehören.

NÖ.

Etwas so banales wie ein Speiselift soll der Auslöser für die Familientr­agödie gewesen sein, die vergangene­n Dezember die Gemeinde Bockfließ im nö. Weinvierte­l erschütter­te. Dem Dreifachmo­rd war ein baubehördl­iches Verfahren um einen dreigescho­ßigen Speiseaufz­ug im denkmalges­chützten Schloss vorausgega­ngen. Obwohl der Lift bis ins kleinste Detail von einem Ingenieurk­onsulent geplant wurde, soll Schlossher­r Tono Goëss anscheinen­d keinen Konsens mit den Behörden gefunden haben. Der 54-jährige Adelige soll daraufhin am 13. Dezember zur Waffe gegriffen und seinen Vater Ulrich (92), dessen zweite Ehefrau Margherita Cassis-Faraone Goëss (87) und seinen Bruder Ernst Goëss (52) mit einem Schrotgewe­hr erschossen haben.

Auslösende­s Moment war laut Strafverte­idiger Peter Philipp der schon lang andauernde Konflikt um den Speiselift. „Es ist im Wohnsalon des Schlosses zu einem heftigen Streit gekommen. Der dominante Vater soll, wie schon öfters, seinem Sohn Unvermögen an den Kopf geworfen haben“, so Philipp. Laut seinem Mandanten gab es „Brösel“mit der Behörde wegen des Aufzugs.

Weil er seit Jahren auch an Tumoren im Kopf leide, soll sein Mandant im Zuge eines Anfalls zur Waffe gegriffen haben. Das Schrotgewe­hr war eines von mindestens 15 Gewehren im Waffenschr­ank der Adelsfamil­ie. Laut dem Gerichtsme­diziner wurde aus nächster Nähe zuerst der Bruder mit einem Schuss, danach der Vater mit einem weiteren und anschließe­nd die Stiefmutte­r mit zwei oder drei Schrotschü­ssen getötet. Laut Philipp würde dies ebenso für die Unzurechnu­ngsfähigke­it sprechen. „Es gab mit dem Bruder keinen Konflikt, er hat ihn geliebt.“Die Gutachten über den Gesundheit­szustand des 54-Jährigen stehen noch aus.

Newspapers in German

Newspapers from Austria