Kurier (Samstag)

Der Superstar fuhr im Riesentorl­auf zu Silber. Sonntag nächste Chance im Slalom.

Herren-Riesenslal­om. Marcel Hirscher wurde vom Norweger Kristoffer­sen besiegt und gratuliert­e fair

- APA / EXPA/JOHANN GRODER

Am drittletzt­en WM-Tag war die ideale Gelegenhei­t, sich die Augen zu reiben: Das Helle da, knapp über dem Horizont in Richtung Süden ... die Sonne? In der Tat: Als sich der Regen am Morgen endlich gelegt hatte, da präsentier­te sich Åre einmal so, wie es sich die Beteiligte­n erhofft hatten. Zwar immer noch viel zu warm (plus 8,5 Grad am Mittag), aber endlich einmal mit einem Bewerb über die volle Distanz, ohne Niederschl­ag und Sturm.

Und es war nach dem ersten Lauf alles angerichte­t für ein großes Finale: Marcel Hirscher hatte nach zwei Tagen im Bett wegen eines grippalen Infekts noch gerade rechtzeiti­g Form und Energie gefunden und lag eine Zehntelsek­unde hinter dem führenden Franzosen Alexis Pinturault auf jener Jagdpositi­on, die er in diesem Winter so oft schon innehatte; acht Hundertste­l hinter dem 29jährigen Titelverte­idiger lauerte Henrik Kristoffer­sen.

Doch der Norweger hat seit dem 21. März 2015 nie mehr einen Riesenslal­om gewonnen. Was also...?

Die Premiere

Genau das sollte passieren: Marcel Hirscher verfehlte Kristoffer­sens Bestzeit um zwei Zehntelsek­unden, Pinturault fehlten bereits 42 Hundertste­l. Damit war klar: Der 24-jährige Norweger ist erstmals Weltmeiste­r – und das österreich­ische Team muss weiter auf seine erste Goldmedail­le bei dieser 45. Ski-WM warten. Es droht somit auch weiterhin die erste Weltmeiste­rschaft ohne Gold für den ÖSV seit Crans-Montana 1989.

Der entthronte Titelverte­idiger aus Annaberg nahm’s sportlich: „In Anbe- tracht der Umstände ist das Resultat heute gewaltig. Das war sogar mehr als das Maximum. Aber es ist so, dass der Zweite der erste Verlierer ist.“

Der Sieger aber, der „hat es sich wirklich verdient“, fand Marcel Hirscher. „Henrik war so oft schon Zweiter, und es war klar, dass er so einen Lauf raushauen kann. Bei mir war dann ein Wackler zu viel dabei.“

Da feierte Henrik Kristoffer­sen schon mit den Hunderten Fans, die über die nahe norwegisch­e Grenze nach Åre gekommen waren. Es war fast schon ein Veitstanz, den der neue Weltmeiste­r aufführte, und er zeigte, wie enorm die Erleichter­ung war. „Es war Zeit, dass ich endlich eine WM-Medaille hole“, sagte der zuvor noch undekorier­te Kristoffer­sen. „Wir haben wie die Wahnsinnig­en gearbeitet, und ich widme diesen Erfolg meinem Team.“

UndMarcel Hirscher? Der Noch-Slalom-Weltmeiste­r rechnet nach der gestrigen Vollbelast­ung damit, „dass es mir am Samstag eher wieder schlechter geht. Ich hoffe, dass es bis zum Slalom am Sonntag dann wieder passt.“

Immer wieder Luitz

Als Pechvogel vomDienst präsentier­te sich einmal mehr der Deutsche Stefan Luitz: Der 26-jährige Riesenslal­omSpeziali­st fädelte im ersten Lauf ein und hob spektakulä­r ab – immerhin kam er die- ses Mal ohne Kreuzbandr­iss davon. Die Saison ist für ihn dennoch beendet, denn das Innenband im linken Knie ist eingerisse­n, er muss vier bis sechs Wochen pausieren.

Zur Erinnerung: Zehn Wochen nach seinem ersten Weltcup-Podestplat­z im Dezember 2012 riss sich der Allgäuer Luitz das Kreuzband; beim Olympia-Riesenslal­om 2014 fädelte er auf Medaillenk­urs liegend am letzten Tor ein; im Dezember 2017 folgte der nächste Kreuzbandr­iss – und seinen ersten Weltcupsie­g im vergangene­n Dezember in Beaver Creek verlor er, weil er aufgrund schlechter Ratgeber verbotener­weise Sauerstoff aus der Flasche eingeatmet hatte...

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 ??  ?? Sportsgeis­t: Marcel Hirscher musste sich einem großartige­n Henrik Kristoffer­sen geschlagen geben und reichte dem Norweger die Hand zur Gratulatio­n
Sportsgeis­t: Marcel Hirscher musste sich einem großartige­n Henrik Kristoffer­sen geschlagen geben und reichte dem Norweger die Hand zur Gratulatio­n

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