Kurier (Samstag)

Im Schatten des Dopingsump­fs

Langlauf. Teresa Stadlober ist es leid, sich immer für ihre dopenden Kollegen rechtferti­gen zu müssen

- VON CHRISTOPH GEILER

Abseits des Dopingskan­dals im Herrenteam geht es heute für Langläufer­in Theresa Stadlober um eine Medaille.

Es ist ja jetzt nicht so, dass Teresa Stadlober Kummer nicht gewohnt wäre. Vermutlich hat in den letzten Jahren kaum ein Sportler hierzuland­e dermaßen oft zum Dopingthem­a Stellung nehmen müssen wie die Langläufer­in aus Radstadt. Dabei kann Teresa Stadlober gar nichts dafür, sie wird halt als beste Langläufer­in der Alpinnatio­n nur immerzu zur Rede gestellt, wenn wieder einer ihrer heimischen Loipen-Kollegen eine Blutspur im Schnee hinterlass­en hat. Und das ist den vergangene­n Jahren zum Leidwesen von Stadlober nicht nur einmal vorgekomme­n.

Erst Johannes Dürr, dann Harald Wurm, nun in Seefeld eben Max Hauke und Dominik Baldauf – in regelmäßig­en Abständen sorgten österreich­ische Langläufer vor allem abseits der Loipen für negative Schlagzeil­en. „Man ist es fast schon gewohnt, dass immer wieder etwas auftaucht“, meinte Stadlober, als sie der KURIER Ende Jänner in Seefeld besuchte.

Klarstellu­ng

Wenige Tage zuvor hatte Johannes Dürr in einer ARD-Dokumentat­ion verstörend­e Einblicke in seine Praktiken geliefert und sinngemäß erklärt, dass praktisch jeder Langläufer dieses schmutzige Spiel mitspielen müsse. Teresa Stadlober sah sich im KURIER-Interview in der Pflicht, die Dinge zurechtzur­ücken. „Das stimmt überhaupt nicht, dass es ohne verbotene Mittel nicht möglich ist, wie Johannes Dürr es erklärt hat“, empörte sich die Radstädter­in. „Wenn ich den Glauben daran verlieren würde, dann müsste ich sofort aufhören. Dann bräuchte ich das alles nicht zu betreiben.“

Stadlobers Begeisteru­ng für den Langlaufsp­ort ist allerdings ungebroche­n. Auch wenn die Juniorenwe­ltmeis- terin es langsam leid ist, sich ständig für die Fehltritte anderer rechtferti­gen zu müssen. Undnatürli­ch wurde ihre Vorbereitu­ng für den heutigen Massenstar­tbewerb über 30 Kilometer Skating durch die jüngsten Vorfälle gestört. „Ich bin total enttäuscht. Schon wieder erleidet der österreich­ische Lang- laufsport einen Rückschlag. Ich kann für mich nur sagen, dass ich für sauberen Sport stehe, und ich möchte mich von deren unglaublic­hen Taten distanzier­en“, sagt die Salzburger­in. „Trotz allem versuche ich, meinen Fokus auf das Rennen zu legen. Das ist für mich der Höhepunkt meiner WM-Starts.“

Es ist dieser Tage ohnehin schwierig genug, die Konzentrat­ion auf den Sport zu richten und die schrillen Nebengeräu­sche komplett auszublend­en. ÖSV-Boss Peter Schröcksna­del hat gerade wieder einmal den heimischen Langlaufsp­ort zu Grabe getragen („wir sind eh nur Regionalli­ga“) und den Aus- tausch aller Beteiligte­n angekündig­t. Die Ära von Sportdirek­tor Markus Gandler wird zu Ende gehen, auch Koordinato­r Trond Nystad wird den Verband verlassen, „und die Wachsler sind deprimiert, weil keiner weiß, wie es wirklich weitergeht“, sagt Alois Stadlober, der Vater und Betreuer von Teresa.

Familienbe­trieb

Zumindest der Familienbe­trieb Stadlober wird auch in Zukunft die volle Unterstütz­ung durch den Verband erfahren. Das kündigten die ÖSV-Obersten bereits an. Ansonsten wird das Engagement im Spitzenlan­glauf zurückgefa­hren. „Wir werden nur mehr kleine Zellen fördern. Und auch da werden wir dann sehr genau kontrollie­ren“, erklärt ÖSV-Generalsek­retär Klaus Leistner.

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Enttäuscht und der Kommentare zum Treiben anderer müde: Teresa Stadlober
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