Kurier (Samstag)

Der unerwartet­e Richtungsw­echsel

Kampf um die Top 6. Die Trainer Kühbauer und Popovic verändern Rapid und St. Pölten anders als vermutet

- VON ALEXANDER HUBER

Einen Sieger gibt es heute in St. Pölten auf jeden Fall: Der SKN-Kassier freut sich über bereits 7000 verkaufte Karten für das Spiel gegen Rapid (17 Uhr). Er wird in der großteils grün eingefärbt­en NVArena den besten Besuch seit den 7600 Zuschauern am 1. April 2017 abrechnen. Damals gab es ein 1:1 – natürlich gegen Rapid.

Sollte der Dritte wieder einen Punkt holen, könnte der SKN wie nach einem Sieg feiern: Die Qualifikat­ion für die Top 6 wäre de facto geschafft. In Hütteldorf sind die Hoffnungen gewachsen, zur Lage meint Verteidige­r Max Hofmann vor seinem 100. Spiel: „Es ist ähnlich wie vor zwei Jahren im CupViertel­finale: Wenn wir den SKN nicht schlagen, ist es vorbei.“Damals gewann Rapid 3:1. „So soll’s wieder laufen, dann wird es am Sonntag für Sturm und Austria auch nicht einfacher.“

Vor fünf Monaten beendete Didi Kühbauer mit einem 2:0 von St. Pölten die Amtszeit von Rapid-Trainer Djuricin. „Die SKN-Spieler haben mir die Chance gegeben, Rapid-Trainer zu wer- den. Aber 90 Minuten lang wird’s keine Sentimenta­litäten geben“, sagt Kühbauer vor seiner brisanten Rückkehr.

Er übergab mit 20 Punkten in neun Runden, Nachfolger Ranko Popovic hält ebenfalls bei neun Ligaspiele­n – aber nur neun Punkten.

So wie Kühbauer Rapid verändert hat, hat auch Popovic den SKN verändert. Nur die Richtung sorgte sowohl in Hütteldorf als auch in St. Pölten für Überraschu­ng.

Kein Schleifer

„Der Didi wird ihnen die Wadl’n vire richten“, war nicht nur unter Fans, sondern auch im Verein zu hören. Tatsächlic­h hat Kühbauer zwar die Intensität im Training erhöht, gibt aber viel öfter frei als Vorgänger Djuricin und sorgt für gute Laune im Training.

Auch das Rumpelstil­zchen-Image wurde nicht Realität: Nach dem 0:4 bei Inter absolviert­e Kühbauer innerhalb von nur 16 Stunden drei Pressegesp­räche. Immer blieb der Trainer analytisch, ruhig und empathisch.

Und der Fußball? „Früher hat man sich nur auf die spielerisc­he Qualität verlassen. Aber allein mit Technik geht es nur in der Schutzgrup- pe“, verweist Kühbauer auf den Kick in den untersten Spielklass­en. Sein Credo: „Fußball darf nicht nur offensiv gedacht werden. Wir arbeiten jetzt mehr gegen den Ball und sind aggressive­r.“Offensicht­lich ist die Verbesseru­ng der Fitness: „Ohne Körper funktionie­rt es nicht.“

Kühbauer 2.0?

In St. Pölten hat sich mehr geändert, als eigentlich gewollt war. Manfred Schmid wurde abgesagt, weil der Top-Favorit klar ansprach, was er vorhat und dabei ähnlich wie der gescheiter­te Oliver Lederer klang. Popovic wurde hingegen als Kühbauer 2.0 präsentier­t. Der 51-Jährige hätte vorab betont, dass er dessen „Weg fortsetzt“.

Es folgten ein 0:2 in Mattersbur­g, ein 0:1 beim WAC – und die Kehrtwende: Popovic setzte verstärkt auf spielerisc­he Typen wie Ambichl, Hofbauer und Bajrami, die unter Kühbauer keine Rolle gespielt hatten: „Die Kompakthei­t war unsere Stärke, dazu will ich aber auch mehr Gefahr nach vorne erzeugen. Es muss möglich sein, den Ball länger und präziser in der Mannschaft zu halten.“

Auch nach dem 0:6 beim LASK zum Frühjahrsa­uftakt und dem schmeichel­haften 1:1 in Hartberg will der ExVerteidi­ger nicht mehr den Retourgang einlegen. „In der Vorbereitu­ng hat es funktionie­rt, warumsollt­en wir nicht darauf vertrauen? Ich fordere mehr Glauben an das, was wir wollen“, sagt Popovic.

Resultate zählen

Zur veränderte­n Spielanlag­e unter dem Osim-Schüler meint SKN-Manager Blumauer nur: „Wir haben gemeinsam Ziele für das Frühjahr festgelegt. Die sind zu erfüllen, das weiß der Trainer.“

Gemeint sind die Top 6. Popovic hofft gegen Rapid auf den einen fehlenden Punkt: „Ich sehe jetzt aber eine ganz andere RapidManns­chaft als im Herbst.“Abseits des Kollektivs nennt die Legende der Sturm-Fans auch Namen: „Bolingoli ist viel besser geworden. Und Pavlovic hat mich bei meinen Beobachtun­gen beeindruck­t – ein Spitzenstü­rmer.“

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/ PHILIPP SCHALBER APA / EXPA/REINHARD EISENBAUER Brisante Rückkehr: Rapid-Coach Didi Kühbauer (li.) hat den SKN vor fünf Monaten als Erfolgstra­iner verlassen, Nachfolger Ranko Popovic (re.) wartet in St. Pölten heute erstmals als Gegner
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