Kurier (Samstag)

Ein Happy End im närrischen Schneetrei­ben

Stefan Kraft holte im irreguläre­n Bewerbauf der Kleinschan­ze eine Bronzemeda­ille, mit der keiner rechnete.

- VON CHRISTOPH GEILER

Am drittletzt­en Wettkampft­ag der Nordischen WM wurde deutlich, wie gesegnet die Titelkämpf­e in Seefeld in der vergangene­n Woche doch waren. Nicht auszudenke­n, welchen Verlauf die Bewerbe auf den Sprungscha­nzen und in der Loipe genommen hätten, wenn das Wetter immer so verrückt gespielt hätte wie beim Springen auf der Normalscha­nze.

Nach Tagen, in denen lediglich die Dopingaffä­re den Sonnensche­in am Seefelder Plateau trüben konnte, ging es gestern nicht nur chaotisch zu, nein, man muss sogar sagen: richtig unfair. Daran kannauchdi­e Tatsache nichts ändern, dass mit Dawid Kubacki, Kamil Stoch undStefan Kraft drei Springer auf dem Stockerl zu finden waren, an denen sich an jedem anderem Tag niemand gestört hätte. Immerhin handelt es sich bei dem Trio um drei Athleten, die im Gesamtwelt­cup alle in den Top fünf aufscheine­n.

Trotzdem erlebte Seefeld gestern einen irreguläre­n Wettkampf, der wohl niemals bis zum bitteren oder glückliche­n Ende – je nachdem – über die Bühne gegangen wäre, wenn es sich nicht um die WM gehandelt hätte. Wenn sogar Bronzemeda­illengewin­ner Stefan Kraft offen zugeben musste: „Das war nicht nur grausig zum Springen, sondern auch grausig zum Anschauen.“

Verrückt

Im dichten Schneetrei­ben wurdeimzwe­itenDurchg­ang das Klassement noch einmal komplett durcheinan­der gewirbelt. Dawid Kubacki, der nach dem ersten Durchgang noch aussichtsl­os an 27. Position gelegen war, stellte das Ergebnis völlig auf den Kopf und sprang noch zur Goldmedail­le. „Daran hätte ich nicht im Traum gedacht“, gestand der Pole, „aber das war nicht fair, sondern verrückt.“

Dawid Kubacki profitiert­e davon, dass er noch bei deutlich besseren Verhältnis­sen springen durfte, als der Schneefall noch geringer war – und damit das Tempo im Anlauf noch viel höher. Währendder­Weltmeiste­r mit 89 km/h vom Schanzenti­sch abhob, wurdendie Besten des ersten Durchgangs mit zwei km/h weniger geblitzt.

Als der Halbzeitze­hnte Stefan Kraft nach seinem zweiten Sprung im Gesamtklas­sement nur an dritter Stelle aufgeschie­nen war, hatte der Salzburger noch ein langes Gesicht gezogen. Später war er dann baff erstaunt über seine Bronzemeda­ille. „So etwas habe ich noch nie erlebt, ich habe ehrlich gesagt nicht mehr mit einer Medaille gerechnet.“

Diese Medaille, die Stefan Kraft bei dichtem Schneefall aus heiterem Himmel ereilte, soll nicht die letzte gewesen sein. Im Mixed-Teambewerb am Samstag gehören die Österreich­er zu den Mitfavorit­en, neben Kraft werden Philipp Aschenwald, der hinter dem Salzburger auf dem vierten Platz landete, Eva Pinkelnig und Daniela Iraschko-Stolz die rot-weißroten Farben vertreten.

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Punktlandu­ng: Stefan Kraft verdrängte Philipp Aschenwald um 0,3 Punkte vom Stockerl

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